29. Pfingst-Open-Air

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Die Hände zum Himmel – Party unterm „Pinocchio“.
Blick über den Festplatz.
Blick auf die Bühne (es spielen „Fiddler’s Green“).
Bayerischer Frühschoppen im Kulturzelt.
Ein Besucher bringt zum Ausdruck, dass auch das kommende Open Air in Hauzenberg steigen muss.
Das reinste Schlammbad auf der „Gidibauern-Wiese“.
Panoramablick über den Campingplatz „Dub“.
Die Festival-Wiese vor...
...und nach den Aufräumarbeiten.

Das 29. Pfingst-Open-Air fand vom 21. Mai bis 23. Mai 2010 auf dem Festplatz in Hauzenberg statt.

Für weitere Informationen siehe: Pfingst-Open-Air.

Über das 29. Pfingst-Open-Air

Beinahe abgesagtes Jubiläum

Obwohl das Festival im Januar noch um Haaresbreite an einer Absage vorbeischrammte fand das Pfingst-Open-Air 2010 nun doch bereits zum zehnten Mal auf dem Festplatz statt. Zur Jubiläumsauflage stampften die Organisatoren des Vereins Musikbegegnungen e.V. ein amtliches Musikprogramm aus dem Boden: 21 Bands aller Couleur traten auf der Hauptbühne auf. Die Hamburger Indie-Rocker von Revolverheld stellten ihr neues Album „In Farbe“ am Pfingstsonntag live vor. Ex-Freundeskreis-Mitglied Max Herre stattete dem Festival im Zuge seiner „Ein geschenkter Tag“-Tournee ebenfalls einen Besuch ab.

Die Tickets waren zum ersten Mal auf 6.000 limitiert. Neu ins Leben gerufen wurde die „POArt“, ein Projekt für junge Künstler, das sich mit der Thematik „Vernetzung total – Mit Licht-Gestalten“ mit dem Für und Wider von ausschließlichem Leben im Netz auseinandersetzt. Im Rahmen eines Wettbewerbes gibt es die Möglichkeit, dazu ein Wunschprojekt aus Lichtkunst zu realisieren. „POArt“ wird von der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern gefördert.

Schlammiger Auftakt

Wie es schon fast Tradition ist, hatten die Veranstalter auch dieses Jahr wenig Wetterglück beim Auftakt zum Open Air, der am Freitag einer „Gummistiefel-Parade“ glich. Binnen weniger Stunden verwandelte sich der Zeltplatz in ein Schlammfeld. Bestens ausgerüstet mit Schirmen, Regenjacken und Stroh begegneten die Besucher dem Regenwetter – erst am Nachmittag verschwanden die finsteren Wolken über der Granitstadt. Die Stimmung ließ sich trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen jedoch nicht bremsen: Hunderte Hartgesottene strömten zur Hauptbühne, als dort die Protagonisten von „Ushi Rotlicht“ das Open-Air eröffneten.

Volle Bandbreite bei den Musik-Acts

Musikalisch war das Pfingst-Open-Air wieder ein globales musikalisches Sammelsurium: Ruhige Balladen, mitreißende Rocksongs, Ska bis zum Umfallen. Zu den meisterwarteten Künstlern des Wochenendes gehörte auf jeden Fall der Stuttgarter Max Herre, der das Hauzenberger Publikum vor allem durch seine ruhigen Balladen begeisterte. Schlagzeug, Klavier und seine sanfte Stimme sorgten für Gänsehaut. Fetziger ließ es da schon die Berliner Band „Bonaparte“ um Frontmann Tobias Jundt angehen. Sie boten dem Publikum nicht nur Musik, sondern einen ganzen Zirkus. Eine surrealistische, groteske Show in bunten, farbenfrohen Kostümen, die abwechselnd mitriss und polarisierte, ließ ein durchgeschwitztes und begeistertes Publikum zurück.

Wirklich von „weitgereist“ dufte man bei „RoCola Bacalao“ sprechen: Der Latin-Ska-Act aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors, hatte feinste Blechblasmusik und exotische Rhythmen mitgebracht, die Ska-typisch jedes Tanzbein zum Mitmachen aufforderten. Auch „Fiddlers Green“, eine Irish-Folk-Band aus Erlangen, verlangte der Menge alles ab. Bei progressiven und schnellen Melodien, die abwechselnd von Geige und Akkordeon geführt wurden, konnte man gar nicht anders als munter mitzuhüpfen. Spätestens bei „Rainer von Vielen“ gab es kein Halten mehr, die Songauswahl war zu hitlastig und tanzbar, als dass es noch irgendjemand still gestanden hätte. Der Allgäuer Künstler beeindruckte mit innovativem Quetschkommodenspiel und virtuosem Obertongesang, den er sich von tibetanischen Mönchen abgeschaut hat.

Am Ende des Pfingst-Open-Airs hatten die Chartstümer von „Revolverheld“ dann alle Hände voll zu tun, den Hunger des Hauzenberger Publikums nach einem ordentlichen Abschluss zu stillen. Sie banden das Publikum stärker als jede vorhergehende Band in das Programm ein – nur dastehen und zuhören? Beim Pfingst-Open-Air ein absolutes No Go.

Fazit – Bekenntnis zu Hauzenberg

Nicht nur Top-Bands wie „Grossstadtgeflüster“ und „Revolverheld“ bescherten dem größten Rockfestival der Region ein glorreiches Ende, auch der Wetterumschwung machte sich bei den rund 6.000 Gästen bemerkbar, die am Pfingstsonntag ihre Gummistiefel gegen Sonnenbrillen eintauschten. In den zwei Tagen zuvor drohte das Open-Air im Schlamm zu versinken – die Zeltflächen beim „Gidibauer“ waren als Wiese nicht mehr erkennbar.

„Trotz des schlechten Wetters an den ersten beiden Tagen sind wir sehr zufrieden“, teilt Bernhard Chapligin von Musikbegegnungen e.V. mit. Das zehnte Open-Air auf dem Festplatz Hauzenberg und das 29. Rockfestival insgesamt war „knapp ausverkauft“. Der sonnige Sonntag lockte viele Tagesgäste zusätzlich in die Granitstadt. „Uns geht es darum, dass der gemütliche Charakter des POA erhalten bleibt“, erklärt Chapligin. „Die Besucherbegrenzung soll ein familiäres Flair garantieren. Bei uns soll es gemütlich bleiben.“ Erstmals habe man offiziell den Passus „Passau“ aus dem Namen des Festivals gestrichen und stark damit geworben, dass das Open-Air zum zehnten Mal in Hauzenberg steigt.

„Das Festival gehört nach Hauzenberg. Wir sind gerne hier, schätzen die Gegend und wollen auch hier bleiben“, setzt Chapligin Gerüchten ein Ende, die Veranstalter fassten einen Abzug von Hauzenberg ins Auge. Die Beschwerden der Anwohner hätten sich in Grenzen gehalten, die „Office-Mädels“ kümmerten sich um Probleme, Anfragen und Hinweise. Dass im Bürgerpark nicht mehr gezeltet werden darf, sei zwar ungewohnt, trotzdem müsse man sich an die städtische Auflage gewöhnen. „Unterm Strich haben wir durch die Erweiterung der Gidibauern-Flächen mehr Platz gewonnen, die Camper sind näher beisammen als vorher“, betont der Gesamtkoordinator. Ein Team von 500 Leuten trug zum Gelingen des Open-Airs bei, von Plakatierern bis hin zur professionellen Müll-Crew – darunter viele junge Hauzenberger.

Den Rockfreunden aus Deutschland, Österreich und Tschechien wurden wie jedes Jahr kleine Neuerungen geboten: Heuer sorgte die „Guerilla-Stage“, eine mobile Bühne, die von einem Traktor gezogen wird, für Aufsehen. Eigens ein Lied für das POA geschrieben haben die Bandmitglieder von „Zierkürbis“, die beim Bandcontest die Jury überzeugten. Den Veranstaltern sei es ein Herzensanliegen, den regionalen Nachwuchs zu fördern. Neben der Hauzenberger Band traten auch heuer wieder viele „Stars von nebenan“ auf. Zum Geheimtipp ist das Kulturzelt geworden. Dort waren neben der Übertragung der „Bayern-Niederlage“ Improvisationstheater, Poesie, Kino, Quiz oder Tischtennis angesagt. Besonders gefragt waren der Bayerische Frühschoppen und das Bierkastensteigen. „Einmal im Jahr bin ich für drei Tage daheim“: Damit bringt Florian aus Traunstein zum Ausdruck, was das Pfingst-Open-Air für den Krankenpfleger bedeutet, der zum achten Mal in Folge nach Hauzenberg gekommen ist.

Bilanz von Polizei- und Rettungskräften

Von einer „überraschend äußerst positiven Bilanz“ sprach BRK-Bereitschaftsleiter Alois Dichtl. Man konnte eine deutliche Minderung der Versorgungsfälle vorweisen und hatte keinen einzigen Transport ins Facharztzentrum Hauzenberg – im letzten Jahr waren es noch 40 Patienten. Insgesamt wurden knapp 200 Gäste sanitätsdienstlich betreut, 20 Patienten mussten in umliegende Krankenhäuser transportiert werden. Rückläufig seien „Alkoholfälle“. Gestiegen seien Frakturen bzw. der Verdacht darauf, was sich mit dem schlechten Wetter, dem Matsch und dem Schlamm auf dem Zeltplatz begründen lasse. „Es gab nur einen einzigen Fall, der auf Gewalteinfluss zurückzuführen ist“, meinte Dichtl. Sein fast 20-köpfiges Team (darunter ein erfahrener Notarzt) musste auch keinen einzigen Drogenfall sanitätsdienstlich versorgen.

Auch der Polizeibericht vermerkt schlicht „Keine größeren Störungen“ in seiner Bilanz zum Pfingst-Open-Air 2010. Zu tun gab es für die Beamten bei der Großveranstaltung aber einiges. Mit großem Aufgebot waren Rauschgiftfahnder in Zivil im und um das Gelände unterwegs. 58 Personen wurden dabei vorläufig festgenommen, sie hatten „jeweils kleinere Mengen“ Hasch oder Marihuana zum Eigenverbrauch dabei. Die Schilder und Absperrungen hätten sich laut Polizei bewährt. Auch das Verlegen des Eingangsbereichs in den Süden Richtung Bahnhofsgelände entzerrte den Verkehr in der Brückenstraße. Wegen Falschparkens in den ausgeschilderten Feuerwehranfahrtszonen musste man sieben Fahrzeuge abschleppen.

Aufräumarbeiten

Ingesamt ließen die 6.000 Open-Air-Besucher rund 30 Tonnen Müll zurück – je schlechter das Wetter bei einem Festival ist, desto mehr Müll bleibt liegen. „Das POA spiegelt die Wegwerfmentalität der Gesellschaft wider“, meinte Stefan Krottenthaler, der für die Koordination des Abbaus und der Müllbeseitigung zuständig war. Unterstützt wurde er von einer zwölfköpfigen Truppe – Studenten und Ingenieure aus Tschechien. „Die Discounter bieten Einmal-Campingausrüstungen mit Stuhl, Schlafsack, Zelt und Grill für nicht einmal 100 Euro an. Geworben wird verstärkt vor Wochenenden, an denen viele Festivals in Deutschland stattfinden“, führt er aus. Viele Gäste hätten einfach keine Lust, die verdreckten und verschlammten Sachen wieder mit nach Hause zu nehmen. Erst recht fehlt ihnen der Anreiz, wenn es sich um Schnäppchen handelt. Diesem Trend wollen die Veranstalter entgegenwirken. „Legt euch qualitativ gute Campingausrüstung zu. Einmalzelte und -campingstühle für 15 bis 30 Euro sind weder billig noch sinnvoll und besseres Equipment bereitet euch sicherlich auch eine angenehme Nachtruhe am Festival“, warben sie in ihrem „Festival-Guide“.

Zwei Tonnen kaputte Campingstühle, eine Tonne Pavillonstangen, 800 Kilo Bierdosen (70 Dosen entsprechen einem Kilo), haufenweise Schlafsäcke, Isomatten und Lebensmittel: Bricht man die Müllmenge auf einen einzelnen Festivalgast herunter, hinterließ jeder von den knapp 6.000 Besuchern rund fünf Kilo Müll. Dieser wurde binnen einer Woche beseitigt.

Programm

  • Freitag, 21. Mai
    • 15:00 Uhr: Ushi Rotlicht
    • 16:30 Uhr: Kid Galahad
    • 18:00 Uhr: Mariachis de las fiestas locas (Band-Contest-Gewinner)
    • 19:30 Uhr: Frittenbude
    • 21:00 Uhr: I-Fire
    • 22:30 Uhr: Atari Teenage Riot
  • Samstag, 22. Mai
    • 12:00 Uhr: ZiehGäuner
    • 13:30 Uhr: Die Unfassbaren
    • 15:00 Uhr: Heavy Ride
    • 16:30 Uhr: Urlaub in Polen
    • 18:00 Uhr: Fiddler’s Green
    • 19:30 Uhr: Irie Révoltés
    • 21:00 Uhr: Max Herre
    • 23:00 Uhr: Bonaparte
  • Sonntag, 23. Mai
    • 12:00 Uhr: Orange Fizz
    • 13:30 Uhr: Zierkürbis
    • 15:00 Uhr: Gangnails
    • 16:30 Uhr: RoCola Bacalao
    • 18:00 Uhr: Grossstadtgeflüster
    • 19:45 Uhr: Rainer von Vielen
    • 21:30 Uhr: Revolverheld

Galerie

Siehe auch

Literatur

Weblinks


Pfingst-Open-Air

Auf dem Thingplatz in Passau:
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Auf dem Festplatz in Hauzenberg:
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Im Centro Benedetto bei Straubing:
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