350 Jahre Barockstadt Passau
350 Jahre Barockstadt Passau war der Titel einer großen Veranstaltungsreihe, die im Jahr 2012 das 350-jährige Jubiläum des großen Passauer Stadtbrandes von 1662 feierte. Dieser hatte die mittelalterliche Stadt in Schutt und Asche gelegt – war aber auch Auslöser für den italienisch-barocken Wiederaufbau Passaus, der das Stadtbild bis heute maßgeblich prägt.
Höhepunkt des Themenjahrs mit seinen über 180 Veranstaltungen war das dreitägige Barockfest „Passau PArockt!“ vom 31. August bis 2. September.
Inhaltsverzeichnis
Hintergründe
Im Vorfeld
Bereits im Februar 2011 wurde die Idee innerhalb des Stadtrates zur Sprache gebracht, das historische Jubiläum des Stadtbrandes von 1662 und des darauf folgenden barocken Wiederaufbaus Passaus werbewirksam zu nutzen. Als Bezugsgröße wurde das PArockfest 1995 genannt. Die Stadt hatte zwar nichts gegen diese Pläne, aber so ein Großereignis selbst veranstalten wollte das Rathaus nicht. Wenn andere in der Richtung etwas tun, könnte sich das Stadtmarketing eine Rolle als Koordinator vorstellen. Doch selbst ein Barockfest zu organisieren, sei der Stadt personell und finanziell unmöglich. Letztendlich übernahm das City Marketing Passau die Federführung bei der Gestaltung des Barockfestes.
Organisation
Für die Gesamtorganisation der Veranstaltungsreihe zeichneten die Abteilung Stadtmarketing der Stadt Passau und das City Marketing Passau verantwortlich. Letzteres übernahm außerdem die Ausrichtung des Barockfestes „Passau PArockt!“. Unterstützt wurden sie durch eine eigens ins Leben gerufene Arbeitsgruppe, der neben Stadträten, Historikern und Kulturschaffenden auch Vertreter aus Bildung, Kirche, Einzelhandel, Tourismus und Marketing angehörten. Ihr gemeinsames Ziel: Das Themenjahr sollte nicht nur zusätzliche Gäste in die Dreiflüssestadt locken, sondern auch Passauer selbst für ihr historisches Erbe begeistern.
Konzept
Am 20. Oktober 2011 wurde das Konzept für das Barockjahr im Großen Redoutensaal offiziell vorgestellt. Zubor hatte sich die Arbeitsgruppe Barock bereits sich seit vielen Wochen um Programminhalte bemüht. 600 Vereine, Organisationen, Künstler, Schulen und Kindergärten wurden angeschrieben, es gab Treffen mit Hotellerie und Gastronomie, gezielt wurden Künstler zum Mitmachen aufgefordert. Herausgekommen ist ein Potpourri von Konzerten, Ausstellungen, Führungen und Lesungen bis hin zu Theater-Schwerpunkten, kulinarischen Schmankerln und Kinderveranstaltungen.
Für das Barockjahr wurde ein eigenes Logo entworfen, eine stilisierte Stadt-Silhouette. Es prangt zum Beispiel auf allen Briefen, die das Rathaus verschickt. Die Veranstaltungen werden auf Facebook gepostet und bayernweit auf Plakaten beworben. Das Thema trat bei der Dreiländermesse im nächsten Frühjar ebenso in Erscheinung wie beim Christkindlmarkt heuer. Elf Hotels boten Unterkunfts-Pauschalen „Barock“ an.
Finanzierung
Um das Barockjahr zu finanzieren, bewilligte der Wirtschafts-Ausschuss des Stadtrats im Oktober 2011, eine Ausfallbürgschaft über 50.000 Euro. Als Sponsoren agierteen die Sparkasse Passau, die VR-Bank Passau, die Löwenbrauerei, die Stadt Passau und das City Marketing Passau.
Programm

Höhepunkte (Auswahl)
- 2. bis 17. März: Passauer Saiten 2012
- 13. April bis 27. Mai: Zeitreise barocker Gartenkunst
- 21. bis 27. Mai: Heilig-Geist-Woche
- 25. Mai: 4. Passauer Residenzkonzert
- 20. Juni: Passauer Orgelnacht
- 31. August bis 2. September: Passau PArockt!
Der Höhepunkt des Programms war für den Spätsommer angesetzt: „Passau PArockt!“ sollte von Anfang an ein Spektakel der besonderen Güte darstellen. Innen- und Altstadt wurden in die Zeit des Barock versetzt und lockten das Publikum mit einem originalgetreuen barocken Kunsthandwerkermarkt am Domplatz, einem Festumzug und barocker, zeitgenössischer Musik auf mehreren Bühnen. Gastronomie und viele Festplätze luden zum Bummeln, Flanieren, Essen und Trinken ein. Die Organisation des Barockmarktes auf dem Dom- und dem Residenzplatz übernahm dabei die Veranstaltungsagentur Schwarz & Meier GbR aus Dietersburg.
Das ganze Jahr hindurch gab es darüber hinaus spezielle Barockführungen, etwa durch die das ehemalige Jesuitenkolleg mit der Studienkirche. Ebenfalls ganzjährig boten Hotels verschiedene barocke Pauschalen an, die dem Gast zum Beispiel einen bebilderten Stadtführer an die Hand gaben, eine barocke Stadtführung, Barocktörtchen und Barockbier.
Barocke Schaufenstergestaltung
Während des Jubiläumsjahr hatten zahlreiche Geschäfte Material des Bistumsarchivs Passau in ihre Schaufensterdekorationen aufgenommen. Das Archiv des Bistums Passau und das City Marketing Passau (CMP) wollten damit zeigen, welche Bedeutung Handwerk und Handel in der Stadt Passau um das Jahr 1662 hatten: Schon damals war die Stadt ein international vernetzter und blühender Wirtschaftsstandort mit vielfältigen Handwerkszweigen und Handelshäusern. So zog die geistliche Residenzstadt von jeher besonders spezialisierte und moderne Gewerbe an. Der weite Einzugsbereich Passaus wurde deutlich an Immigranten aus der Schweiz und aus Italien, nicht nur die hochberühmten Künstler, sondern auch andere: Uhrmacher oder auch Kaminkehrer, die es zuvor in Bayern nicht gegeben hat.
Passend zu den teilnehmenden Geschäften hatte das Bistumsarchiv Handwerke des 17. Jahrhunderts ausgewählt und den jeweiligen Beruf mit Hilfe zeitgenössischer Abbildungen erläutert.
Silbermünze
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde auch eine Silbermünze aufgelegt. Das 10 Gramm schwere Wertstück mit 30-mm-Durchmesser ist seit März 2012 am Info-Point des Citymarketing in der Fußgängerzone, im Tourismusbüro am Europaplatz und bei der Sparkasse zum Preis von 29,90 Euro erhältlich. Die Gedenkmedaille zeigt auf ihrer Vorderseite Erzherzog Leopold V. von Österreich, der von 1598 bis 1625 Fürstbischof von Passau war. Die Auflage ist limitiert auf 1.000 Stück.
Weitere Bilder
Siehe auch
Literatur
- Christian Karl: 350 Jahre Glanz: Passau soll 2012 im Barock schwelgen. In: Passauer Neue Presse vom 9. Februar 2011 (S. 19)
- Thomas Seider: Veranstalter für Barockfest gesucht: Stadt winkt ab In: Passauer Neue Presse vom 31. März 2011 (S. 23)
- Thomas Seider: EU soll Tagungen zum Thema Barock in Passau fördern. In: Passauer Neue Presse vom 6. April 2011 (S. 23)
- Christian Karl: Passauer verspüren bereits heftiges Barock-Fieber. In: Passauer Neue Presse vom 13. August 2011 (S. 17)
- Thomas Seider: Ein ganzes Jahr Barock. In: Passauer Neue Presse vom 9. Juni 2011 (S. 23)
- Christian Karl, Franz Danninger: 120 Veranstaltungen für Barockjahr stehen schon. In: Passauer Neue Presse vom 19. Oktober 2011 (S. 17)
- Franz Danninger: barockstadt-passau.de steht jetzt im Netz. In: Passauer Neue Presse vom 11. Januar 2012 (S. 19)
- Wolfgang Lampelsdorfer, Christian Karl: Eine Stadt im barocken Festgewand. In: Passauer Neue Presse vom 21. Januar 2012 (S. 19)
- Thomas Seider: Stadtrat schluckt teures Barock-Projekt. In: Passauer Neue Presse vom 3. Februar 2012 (S. 19)
- Elke Zanner: Ein ganzes Jahr Barock: Interesse reißt nicht ab. In: Passauer Neue Presse vom 18. Februar 2012 (S. 19)
- Christian Karl: Digitales „Buddeln“ nach Barock-Schätzen. In: Passauer Neue Presse vom 17. März 2012 (S. 20)
- Sandra Hiendl: Dekorative Ideen aus dem Diözesanarchiv. In: Passauer Neue Presse vom 5. April 2012 (S. 22)