Altes Schlachthaus (Deggendorf)

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Das Alte Schlachthaus war von 1862 bis 1957 der einzige Schlachthof in Deggendorf. Es befand sich im Ruinenviertel an der Schlachthausgasse. Wegen unhaltbarer hygienischer Zustände wurde das Schlachthaus im Jahr 1957 durch den neuen Schlachthof Deggendorf ersetzt.

Geschichte

Anfänge des Metzgerwesens

Die Geschichte des Schlachtens beginnt in Deggendorf schon im 16. Jahrhundert. Im Stadtarchiv findet sich ein „Eid-, Tax- und Gerichtsbuch“ aus dem 16. Jahrhundert mit genauen Vorschriften für die Metzger und einer Preisbindung für ihre Produkte. Die Fleischbeschauer verpflichteten sich per Eid, ihre Aufgabe gewissenhaft zu erfüllen und sich dabei nicht von „lieb Gunst, Frundschafft, Veindtschafft, Neid noch Hass“ leiten zu lassen.

1777 wurde eine Metzgerordnung mit 68 Artikeln erlassen. Damals lief der Fleischverkauf zentral über eine Freibank, in der jeder ansässige Metzger seine Ware an einem Stand feilbot. Die Schlachthäuser befanden sich in der Nachbarschaft. Für die Kommune hatte dies zwei Vorteile: Die Fleischbeschau konnte direkt am Ort vorgenommen werden und die Verpachtung der Verkaufsstände sicherte eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Pachtzinsen kamen meist mildtätigen Stiftungen wie dem Katharinenspital zugute.

Der Neubau der Freibank im Jahr 1558/59 ist archivalisch belegt. Demnach muss sich das Schlachthaus schon sehr lange in der einstigen „Schlaggasse“ befunden haben. Umfassendere Informationen finden sich allerdings erst wieder im 19. Jahrhundert, als der Magistrat am 16. März 1837 den Neubau eines Schlachthauses beschließt. Die auf dem Aktendeckel vermerkte Laufzeit von „1837 bis 1849, fortgesetzt 1861“ lässt auf einen ganz außergewöhnlichen Vorgang schließen.

Baubeginn und Unterbrechung

Der Baubeginn verzögert sich zunächst aus finanziellen Gründen, wegen Umplanungen bzw. Planungsalternativen. Als bis auf den Abbruch des baufälligen Schlachthauses nichts weiter geschieht, fordert die Regierung die Stadt 1844 auf, den Neubau zu beginnen. Nachdem bei den Hausschlachtungen seit Jahren schon keine ausreichende gesundheitspolizeiliche Aufsicht gewährleistet ist, beschließt der Magistrat 1846 eine zweigeschoßige Ausführung. Der angrenzende Brauer Mathias Lukas, von dem das benötigte Wasser abgeleitet werden sollte, stellt sich jedoch quer und auch das Collegium der Gemeindebevollmächtigten hält den Bau „viel zu großartig und den Mitteln der hiesigen Commune nicht angemessen“.

Trotz Genehmigung durch die Bauinspektion scheitert die Ausführung letztlich an den Finanzen. Die Stadt ist hoch verschuldet und will das nötige Darlehen von 2.378 Gulden (fl) mittels des sogenannten Lokalmalzzuschlags abzahlen. Dagegen protestieren die Bierbrauer – und bekommen im Dezember 1848 von der Regierung Recht. Nachdem sich die Metzger nicht an den Baukosten beteiligen wollen, legt der Magistrat das Projekt 1849 auf Eis.

Fertigstellung

Zwölf Jahre vergehen, ehe der Stadtrat am 23. Februar 1861 erneut beschließt, mit dem Bau zu beginnen. Wieder sind es die Nachbarn, die für eine Verzögerung sorgen. Bierbrauer Lukas beweist bei einem Ortstermin, dass durch den Bau die Einfahrt mit beladenen Heuwägen durch das Tor seiner Ökonomiegebäude unmöglich wird. Als Bürgermeister Alois Menzinger das Schlachthaus „um zwei Schuh nach Westen“ rücken will, verweigert Nachbar Michael Pledl das Wasser aus seinem Brunnen. Auch die Abwasserbeseitigung bereitet Probleme, denn die Bedingungen, die Bierbrauer Lukas für eine Mitbenutzung seines Kanals stellt, sind für den Magistrat unannehmbar. Erst nach Beschluss, einen eigenen Kanal zu bauen, kann am 13. Oktober 1861 mit dem Bau begonnen werden. Am 12. Juli 1862 vermeldet die königliche Baubehörde Deggendorf die Vollendung des Schlachthauses.

„Rattenherberge“, Umbau und Neubau

1898 findet der Bezirksarzt im Schlachthaus „eine förmliche Rattenherberge“ vor: Unter dem Boden und im Holzbau der Wohnung im Obergeschoß führten die Tiere ein „ungefährdetes Dasein“ und stürzten sich „zur Plage der Metzger auf jedes geschlachtete Stück Vieh, wenn dieses unbewacht gelassen wird“. Bürgermeister Johann Nepomuk Kinskofer reagiert sofort und schlägt vor, die Wohnung im ersten Stock zu beseitigen, um das Schlachtfleisch höher hängen zu können. Nachdem aber die Aufhängevorrichtungen mehrmals ihren Dienst versagten und die toten Tiere unter Verletzungsgefahr der Metzger zu Boden fielen, entschloss sich die Stadt zu einem Umbau, der 1899 in Betrieb ging.

Sieben Jahre später werden die Zustände im Schlachthof wiederum als „unhaltbar“ bezeichnet. Diesmal verzögern Kriege, Finanznöte und Uneinigkeit über die Platzfrage den Bau eines neues Schlachthofes. Erst 1955 wird damit begonnen, 1957 wird der neue Schlachthof Deggendorf an der Edlmairstraße eröffnet. Das Alte Schlachthaus wurde dann Ende der 1950er abgerissen. Das Areal im Ruinenviertel an der Schlachthausgasse war für viele Deggendorfer Kinder einer der schönsten Abenteuerspielplätze, bevor es 1983/84 zum Altstadtviertel ausgebaut wurde.

Literatur