Anatol Donkan

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Anatol Donkan im Kreise seiner aus Holz geschnitzten Schamanenfiguren. (Foto: Hien)
Sogar für feinere Schnitzereien verwendet Donkan eine Axt. (Foto: Hien)

Anatol Donkan (* 4. November 1955) ist ein Viechtacher Künstler. Er ist ein Nachfahre des Volkes der Nanai, die am Ufer des Amur im Osten Sibiriens leben. Erst als Erwachsener in seine Heimat zurückgeführt, lebt und arbeitet er auf den Spuren seiner Ahnen.

Leben und Wirken

Die sowjetische Politik der dreißiger Jahre unter Josef Stalin erachtete die kleineren Völker wie die Nanai als problematisch: Das Land wurde eingeteilt, Kinder wurden oft kurz nach der Geburt von ihren Eltern getrennt. Auch Donkan ereilte dieses Schicksal, 15 Jahre lang lebte er in Kinderheimen. Er gegann die für in damals passende fünfjährige Ausbildung zum Matrosen in einer Fischerei und fuhr anschließend acht weitere Jahre zur See.

Schon damals schlummerte in Donkan das Interesse an Kunst und am Volk der Nanai, obwohl er seine direkten Vorfahren nie kennen gelernt hatte. Während seiner Zeit auf See begann er zu malen und will schließlich Künstler werden, doch das System der damaligen Sowjetunion hätte keine zweite Ausbildung zugelassen. Erst die Perestrojka durch Michail Gorbatschow öffnete ihm diesen Weg.

Er bewarb sich an einer Kunstakademie, wurde jedoch nicht angenommen, da ihm die entsprechenden schulischen Vorleistungen fehlten. Dadurch ließ sich der Künstler nicht entmutigten und schrieb sich an der Universität für Pädagogik und Grafik ein.

Während seines Studiums lernte er schließlich einen anderen Nachfahren der Nanai kennen und erfuhr so viel über sein eigenes Volk. Obwohl diesem noch etwa 12.000 Menschen angehören, ist von der Kultur heute nicht mehr viel übrig. Viele der Traditionen sind mit den Errungenschaften des zivilen Fortschritts verloren gegangen. Diesen Prozess will Donkan aufhalten: „Die Tradition der Nanai ist nicht schlecht und deshalb will ich Verlorenes wieder zurückbringen“, erklärt er.

Obwohl er nicht in der Kultur seiner Vorfahren aufgewachsen ist, fühlte er sich ihr stets verbunden. Er widmete sich in seiner Diplomarbeit dem Schamanenkult und bereiste jahrelang das Land seiner Ahnen.

2006 gründete er zusammen mit Mareile Onodera in Viechtach das Fischlederhaus in der Ringstraße (später in der Spitalgasse) und ein Jahr später kam das Privatmuseum Amur Art Museum dazu. Seit Sommer 2017 befindet sich Anatol Donkans Atelier in der Billergasse in Viechtach.

Sibirian Art Program

Anatol Donkan gründete das „Sibirian Art Program“ zur kulturellen Wiederbelebung der Sibirischen Minderheiten, die Schätze über seine Ahnen hat er im Privatmuseum Amur Art Museum zusammengetragen. Den Traditionen und Bräuchen der Nanai haucht er neues Leben ein: Er lernt die alte Kunst des Fischledergerbens und schnitzt aus alten Hölzern Schamanenfiguren.

Mit seiner Suche nach der Tradition der Nanai ist Anatol Donkan noch lange nicht am Ende. Er will immer Neues zur Geschichte seines Volkes zusammentragen. Denn in einem Punkt ist er sich sicher: „Die Geschichte entwickelt sich noch weiter.“

Literatur

Weblinks