Anselm Desing

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Anselm Desing

P. Dr. Anselm Desing, eigentlich Franz Josef Albert Desing, (* 15. März 1699 in Amberg, Oberpfalz; † 17. Dezember 1772 in Ensdorf, Oberpfalz) war Benediktiner und Universalgelehrter. Er wirkte unter anderem auch in Passau als Archivar und persönlicher Berater des Fürstbischofs Joseph Dominikus Graf von Lamberg.

Leben und Wirken

Erziehung & Ausbildung

Nach dem Tod seines Vaters 1703 übernimmt sein Onkel mütterlicherseits, Dekan Johann Herdegen, die Erziehung von Anselm Desing. Nach dem Besuch des Jesuitengynasiums in Amberg folgt ein Philosophiestudium in Wien. Im Herbst 1717 wird er Novize in der Abtei Ensdorf. Mit seinem Profess in Ensdorf am 31. Oktober 1718 erhält er den Ordensnamen Anselm. Am 4. April 1723 wird er zum Priester geweiht und übernimmt im selben Jahr als Vertreter von Ensdorf am Kapitel der Bayerischen Benediktinerkongregation teil. 1725 erscheint mit dem Methodus contracta Historiae sein erstes gedrucktes Werk.

Wirken in Freising

Desing wird Lehrer für Grammatik, Latein und Griechisch am fürstbischöflichen Lyzeum in Freising und betätigt sich gleichzeitig als Dramendichter, Bühnenbildner und Komponist. 1731 wird er Prior in Ensdorf. 1733 lehnt Desing den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität in Salzburg ab, um den kleinen Ensdorfer Konvent nicht zu schwächen. Von 1733 bis 1736 erscheinen die Auxilia historica, die Desings Ruf begründen.

Wirken in Salzburg, Kremsmünster und Prag

Nach einer lebensgefährlichen Erkrankung wird er 1736 an die Universität Salzburg als Professor für Poetik berufen und hält dort zusätzlich Vorlesungen in Mathematik. Am 3. Januar 1937 erfolgt seine Promotion zum Doktor der Philosophie und 1739 beginnt er zusätzlich am neueröffneten Collegium Carolinum adelige Schüler zu unterrichten. Im gleichen Jahr überträgt ihm das Domkapitel die Katalogisierung der Handschriften seiner Bibliothek. Ab 1740 wird er zusätzlich Professor für Ethik und Geschichte.

Im September 1740 besucht er zum ersten Mal Kremsmünster, wo er in die Planungen zur Sternwarte und zur Ritterakademie einbezogen wird. 1741 wird Desings Studienordnung in Salzburg eingeführt und 1741/42 ist er Dekan der philosophischen Fakultät. Am 13. Oktober 1743 findet in Wien unter der Leitung Desings eine Besprechung mit dem obersten Kanzler von Böhmen, Graf Philipp Kinsky, über die Errichtung einer Akademie in Brevnov/Braunau nahe Prag statt. Im Dezember 1743 tritt er nach Kritik an seinem Wirken und wegen seiner Akademiepläne von seinen Ämtern zurück und beginnt eine Deutschlandreise zur Werbung von Mitgliedern und Lehrern für die Prager Akademie. Seine vorangeschrittenen Pläne werden durch den Beginn des Zweiten Schlesischen Krieges vereitelt. Im April 1745 kehrt er aus Prag zurück und wird Archivar und Bibliothekar in Ensdorf und erteilt Privatunterricht für Graf Philipp Butler von Clonebouch.

Wirken in Passau

Im Sommer 1746 besucht Desing in Passau Fürstbischof Joseph Dominikus Kardinal Graf von Lamberg, dessen Bekanntschaft er während seiner Zeit in Salzburg gemacht hatte. Der Fürstbischof schätzte Desings Kenntnisse in Handschriften und Diplomatik und wünschte ihn für Gutachten, die er zur Erhärtung von Besitzansprüchen oder zur Abwehr von Wiener wie bayerischer Forderungen aus Urkunden und Akten erarbeiten sollte.

1747 wird nach dem Entwurf Desing das Holzmodell des Mathematischen Turms in Kremsmünster angefertigt. Im gleichen Jahr verfasst er eine „ratio studiorum“ für die Ritterakademie von Kremsmünster. 1750 unternimmt Desing zusammen mit P. Sigismund Poschinger anlässlich des Heiligen Jahres eine mehrmonatige Italienreise (Bologna, Florenz, Rom, Neapel). Noch während dieser Reise stellt das Domkapitel Passau im Oktober 1750 einen Antrag auf „Überlassung“ Desings für die Ordnung des Archivs. Etwa ein halbes Dutzend Bände mit rund 2.100 Blatt Abschriften und Urkunden belegen seine Tätigkeit in Passau. Daneben verfasst er auch noch einen Katalog der Bibliothek des Klosters St. Nikola. Passau ist nach Freising und Salzburg die dritte Residenzstadt, die Desing für mehrere Jahre „Stabilitas“ gibt, die sich in einer umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit niederschlägt mit nicht weniger als neun Titeln, die in diesen Jahren erscheinen. Fürstbischof von Lamberg schätzte Desing als Gesprächspartner über philosophische, historische und politische Themen.

Wirken in Ensdorf und Regensburg

1755 wird Desing als Prior nach Ensdorf zurückgerufen, wo er den Versuch der Konsolidierung der angeschlagenen Verwaltung und Finanzsituation unternimmt. Nach dem Scheitern der Reform der Ensdorfer Zustände legt Desing 1758 sein Amt nieder und zieht sich in die Schottenabtei St. Jakob nach Regensburg zurück. Hier beginnt er mit den Arbeiten an der „Reichsgeschichte“. Im selben Jahr wird der Mathematische Turm in Kremsmünster fertiggestellt.

Im August 1759 wird ihm die Aufnahme in die Historische Klasse der Kurbayerischen Akademie der Wissenschaften angetragen. Nach einigem Zögern nimmt Desing dieses Angebot an. 1760 reist er zu Bibliotheks- und Archivstudien nach Wien, wo er von Kaiserin Maria Theresia empfangen wird. 1761 wirkt er in Regensburg und München. Am 4. November 1761 wird er zum Abt von Ensdorf gewählt. In der Folgezeit gelingt es ihm, die Spannungen im Konvent aufzulösen.

Am 17. Dezember 1772 stirbt Anselm Desing. Er hinterlässt seiner Nachwelt ein umfangreiches publizistisches Werk.

Publikationen (Auswahl)

  • Methodus contracta Historiae, 1725
  • Auxilia historica, 1733-1736
  • Allgemeine, ausführliche und von den spätesten bis auf unsere Zeiten zusammengetragene Reichshistorie, 1741
  • Diatribe circa methodum Wolffianum,in philosophia practica universali, hoc est in principiis juris naturae statuendis adhibitam, quam non essemethodum, necesse scientificam, ostenditur, 1752

Eine Auflistung aller Schriften und Publikationen Anselm Desings findet sich in dem von Manfred Knedlik und Georg Schott zum seinem 300. Geburtstag herausgegebenen Gedenkbuch von 1999 (siehe unten).

Literatur

  • Manfred Knedlik, Georg Schrott (Hrsg.): Anselm Desing (1699-1772). Ein benediktinischer Universalgelehrter im Zeitalter der Aufklärung. Kallmünz 1999, ISBN 3-7847-1167-7

Weblinks