Arntmarkt

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Der Erntemarkt in Osterhofen in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Foto: Archiv Hager.

Der Arntmarkt geht zurück auf den Dingsonntag, an dem Erntehelfer und Bauern über Arbeit verhandelten. Heutzutage heißt der Markt Erntemarkt, meist verbunden mit einem Erntedankfest.

Arntmarkt von Osterhofen

Der Arntmarkt von Osterhofen, also der Erntemarkt, ist mit der Herzogstadt eng verbunden. Bevor die Mechanisierung in der Landwirtschaft einsetzte war der Dingmarkt auf dem Stadtplatz, jeweils am Sonntag vor dem Erntemarkt, die Arbeitsvermittlung schlechthin für landwirtschaftliche Helfer, die bei der Ernte anpacken wollten.

brauchst koan?

„Brauchst koan“ oder „Brauchst koane“? hieß es früher beim Osterhofener Dingmarkt, nach Straubing dem größten Ort „unbürokratischer Arbeitsvermittlung“ zur Erntezeit. Im Juli begann im Gäuboden und im Isar-Inn-Hügelland die Getreideernte, und dazu brauchte man - je nach Größe eines Bauernhofes - zusätzliche Erntehelfer.

Arbeitssuche

Am Dingsonntag kamen Männer und Frauen, überwiegend aus dem Bayerischen Wald, zu Fuß oder per Fahrrad, nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit Lastwagen, über die Donaufähre Thundorf, Ruckasing und Ottach nach Osterhofen, um sich bei den Bauern als Erntehelfer zu verdingen. Da waren die Kleingütler, die daheim einige Tagwerk Grund besaßen, einige Kühe und Schweine im Stall stehen hatten und auf zusätzliche Einnahmen angewiesen waren.

feste Arbeitsplätze

Zudem wurde im Vorwald das Getreide später reif als im Gebiet rechts der Donau. Geschwister mussten zum Unterhalt der Familie beitragen oder sie wollten ihr eigenes Geld verdienen. Viele Erntehelfer hofften darauf, später bei einem Bauern einen festen Arbeitsplatz zu bekommen. Nicht selten bahnten sich auch enge Beziehungen zwischen Ortsansässigen und Fremden an, die oft mit einer Heirat besiegelt wurden.

Arbeitsbedingungen

Am Dingsonntag stellten sich in Osterhofen Männlein und Weiblein getrennt in kleinen Gruppen auf dem Stadtplatz in Erwartung baldiger Nachfrage auf. Bisweilen bedurfte es eines lautstarken Angebots wie „Brauchst koa Arntmensch“ oder „an Arntkal“? Auch ganz einfach: „Brauchst koan“? Waren sich Bauer und Erntehelfer bezüglich Erntelohn und Arbeitsbeginn einig, wurde dies im nächsten Wirtshaus - in Osterhofen gab es zu jener Zeit im Stadtkern ein Dutzend Gasthöfe - bei Bier, Butterbrot und Radi bekräftigt. Der Ernteeinsatz dauerte in der Regel drei bis fünf Wochen, bei freier Kost und Wohnung betrug der Wochenlohn vor der Währungsreform zwischen 15 und 25 Reichsmark. Ein Erntetag begann frühmorgens, spätestens um drei Uhr. Die Erntehelfer mussten zum Futterholen fürs Vieh hinausfahren, während die Dienstboten am Hof die Stallarbeit verrichteten. Gegen vier Uhr war es zur „Suppn“, ehe es hinausging auf die Getreidefelder. Die Männer mähten und die Frauen banden als Nachklauberinnen Garben, die später zu „Manndln“ aufgestellt wurden. Die Arbeit war hart und dauerte meist bis zu 14 Stunden am Tag.

Verpflegung

In der Bauernküche hatte die Bäuerin während der Erntezeit viel zu tun. Zu den Brotzeiten vormittags und nachmittags gab es den beliebten Erdäpfelkäs, also gekochte und zerdrückte Kartoffeln, die mit Rahm oder Butter, Zwiebeln, Kümmel, Salz und Pfeffer angemacht werden, meist auch Radi oder Leberpressack dazu. Als Getränk gab’s das „Scheps“, ein von den Brauereien eigens hergestelltes Dünnbier. Frauen und Kinder löschten ihren Durst mit frischem Quellwasser, mit Brausepulver geschmacklich verfeinert.

Die Arntleute brauchten kräftige Nahrung, um die schwere Arbeit verrichten zu können. Mittags stand deshalb Schweinernes mit Knödeln und Salaten auf dem Tisch. Abends wartete die Bäuerin meist mit einem Kartoffelgericht und Beilagen oder mit Rohrnudeln mit flüssigem Dörrobst auf. Abends fielen die meisten Erntehelfer todmüde auf ihren Strohsack.

Ende des Arntmarktes

Nach und nach hielt die Mechanisierung in der Landwirtschaft Einzug, immer mehr Mähdrescher kamen zum Einsatz. In Buchhofen fanden erste Gespräche zur Gründung eines Maschinenrings statt. Die Folge: Es wurden keine Arntleute mehr gebraucht, in Osterhofen fanden sich am „Dingsonntag“ nur noch etwa ein Dutzend Erntehelfer als „letztes An- oder auch Aufgebot“ ein. Geblieben ist der Erntemarkt, der nach wie vor am dritten Sonntag im Juli stattfindet und sich nach wie vor großer Zugkraft und Beliebtheit erfreut.

Literatur