Bösendorfer-Flügel

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Der Bösendorfer-Flügel in einer Ecke des Atriums Vilshofen unter einer schwarzen Schutzhülle. (Foto: Scholz)

Die legendären Bösendorfer Flügel werden seit 180 Jahren in Österreich gebaut. Bösendorfer zählt zu den ältesten Pianomanufakturen der Welt. Nicht nur beste Stimmhaltung, edler Klavierlack und schönen Klang, macht das Instrument so einzigartig. Auch die Stadt Vilshofen an der Donau ist stolze Besitzerin eines solchen Flügels.

Vilshofener Bösendorfer-Flügel

Die Stadt Vilshofen an der Donau hat im September 2007 den Bösendorfer-Flügel mit Spendengeldern für das Atrium erworben. Der Flügel kostete 50.000 Euro. Die Stadt hat einige Bedingungen an die Nutzung geknüpft. Ohne Vertrag, Nutzungsgebühr und vorherige Stimmung darf niemand in die Tasten greifen.

Genau diese Auflagen haben nun Vilshofens 3. Bürgermeister Siegfried Piske auf den Plan gerufen. Die Stadt habe eine „Käseglocke“ über den teuren Konzertflügel gestülpt, das Instrument werde viel zu wenig gespielt, ärgerte sich der ÜW-Politiker bei einer Sitzung des Stadtrats. Vor allem die Schulen, Chöre und örtlichen Musikvereine sollten nach seiner Meinung mehr Möglichkeiten erhalten, den Flügel zu nutzen.

Für den Bösendorfer-Flügelim Atrium zuständig ist Albert Asen von der Stadtverwaltung. „Wir von der Stadt Vilshofen hätten natürlich gerne mehr Veranstaltungen, bei denen der Flügel gespielt wird. Aber wir können es nicht erzwingen.“ Das Instrument stehe jedem interessierten Veranstalter zur Verfügung und mit 500 Euro Saalmiete bei kommerziellen Veranstaltungen seien die Bedingungen äußerst moderat, betont Asen. Bei Benefizveranstaltungen, Konzerten örtlicher Vereine oder nachgewiesenem Defizit verlangt die Stadt sogar nur die Hälfte. „Damit sind noch nicht einmal unsere Kosten gedeckt“, gibt Asen zu bedenken. Bei schulischen Veranstaltungen werde selbstverständlich keine Saalmiete fällig.

Für das Jahr 2009 rechnet Asen mit ingesamt zehn bis zwölf Flügel-Buchungen. Dass der Bösendorfer-Flügel nur zögerlich genutzt wird, hat nach Einschätzung von Albert Asen einen ganz einfachen Grund: Es fehlt an Publikum. Vor allem im Sommer, wenn zahllose Freiluftveranstaltungen locken, sei es illusorisch, einen so großen Saal wie das Atrium zu füllen.

Interessante Ideen rund um den „Bösendorfer“ hätte die Musiklehrerin Carola Baumann-Moritz. Aber auch sie weist zunächst auf die finanziellen Risiken hin. So sieht die Organisatorin der Vilshofener Vollmond-Orgelnächte beispielsweise keine Chancen, mit einer schlichten Klavierkonzertreihe in der heutigen Zeit ausreichend Publikum zu mobilisieren. Dagegen könnte sich Baumann-Moritz ein Klavierfestival mit neuer Musik vorstellen. Auf alle Fälle möchte sie ein Konzert mit dem Boogie-Woogie-Pianisten Axel Zwingenberger durchführen.

Was die Schulkonzerte anbelangt wünschte sich Carola Baumann-Moritz einen unkomplizierteren Zugang zum Bösendorfer. Es werde ein „Mordsaufwand“ betrieben, klagt die Musiklehrerin. So muss der Flügel, wenn er am 18. März beim Kammerkonzert des Gymnasiums und neun Tage später beim Eulen-Award gespielt wird, laut Nutzungsvertrag beide Male gestimmt werden.

Einer, der die Aufregung um den Bösendorfer-Flügel überhaupt nicht verstehen kann, ist Carlos Mora. Der Klavierbaumeister hat den Ankauf vor anderthalb Jahren eingefädelt und fachlich begleitet. „Die Leute in Vilshofen machen alles, um ihre Stadt als Kulturort zu etablieren“, ist Mora überzeugt. Doch das brauche Zeit. Erste Erfolge sind seiner Meinung nach bereits sichtbar. Ohne den Flügel wäre weder das Musikprojekt „Alles im Fluss“ im vergangenen November nach Vilshofen gekommen, noch hätte es am Neujahrstag das Klavierkonzert gegeben. Denn bei allen Klagen sollte eines nicht vergessen werden: Richtig teuer werde es erst, wenn man einen Flügel für einen Konzertabend mieten möchte. Da seien für Leihgebühr, Transport und Stimmung gleich 2.000 Euro fällig.

Literatur