Basilika St. Anna

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Frontansicht der Basilika St. Anna in Altötting.
Das Innere der Basilika St. Anna in Altötting.

Die Basilika St. Anna ist eine neubarocke Wallfahrtskirche in Altötting. Sie wurde von 1910 bis 1912 nach den Plänen von Johann Baptist Schott erbaut und ist heute nicht nur die größte Kirche in Altötting, sondern auch die größte im 20. Jahrhundert gebaute Kirche Deutschlands. 1913 wurde sie von Papst Pius X. in den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhoben.

Architektur

Die Kirche ist 83 Meter lang, 27,5 Meter breit und 24 Meter hoch. Auf einer Fläche von 2.100 Quadratmetern bietet das Gotteshaus über 1.000 Sitz- und 5.000 Stehplätze. Die vier großen, je 100 Zentner schweren Figuren an der Vorderfassade der Basilika stellen die Vorfahren der hl. Anna, der Patronin der Kirche, dar. Es handelt sich um Adam, Jesse, David und Abraham (von links). Ihr Schöpfer ist der Bildhauer Sebastian Osterrieder aus München. Am oberen Abschluss der Fassade zeigt ein Reliefbild die Kirchenpatronin St. Anna mit Maria und Jesuskind.

Anders als bei den meisten anderen Basiliken – die das Wappen desjenigen Papstes zeigen, der sie zur Basilica minor erhoben hat – ist über dem Haupteingang der Basilika das Wappen des aktuellen Papstes abgebildet. In der Kirche befinden sich die Wappen der verstorbenen Päpste seit Pius X., die zuvor über dem Haupteingang angebracht waren.

Geschichte

Idee und Finanzierung

Ursache für den Bau eines geistlichen Ortes dieser Größe war die steigende Zahl der Pilger der Wallfahrt Altötting, die in Folge des Baus der 1906 eröffneten Dampfstraßenbahn Altötting-Neuötting an den Gnadenort kamen. Damals war die Stiftskirche das größte Gotteshaus, ihre Kapazität reichte jedoch immer öfter nicht aus. Diverse Pläne vom Bau eines Saales und einer Kirche an anderer Stelle wurden verworfen, bis die Entscheidung zum Bau der Basilika fiel. Möglich gemacht haben das die Kapuziner vom Kloster St. Anna, die als Bauherren auftraten.

Im Jahre 1908 erklärte sich Guardian P. Josef Anton Kessler bereit, eine große Kirche zu bauen. Die Schwierigkeiten waren anfangs erheblich. Da riet ihm eine alte Frau namens Hüttenberger Franzi, doch den verstorbenen Bruder Konrad um Hilfe zu bitten. Der Guardian befolgte den Rat und stieg jeden Morgen nach der heiligen Messe hinunter in die Gruft zum Grab Bruder Konrads, um seine Hilfe anzuflehen. Am 21. April 1911, dem Geburtstag Konrads, bat ihn der Guardian um 1.000 Mark, die dringend benötigt wurden. Nach dem Mittagstisch erschien ein bisher unbekannter Mann, der auf der Hypotheken- und Wechselbank in München eine Geldsumme hinterlegt hatte, die nach Abzug der Kosten 1.000 Mark betrug. Daraufhin schloss der Guardian mit Bruder Konrad den Vertrag, ihm zur Ehre der Altäre zu verhelfen, wenn er ihm beim Bau der Kirche helfen werde.

Neben den Kapuzinern brachte auch die Marianische Männerkongregtaion den Kirchenbau entscheidend voran, indem sie ihre Gelder, die sie für den Bau eines Saales gesammelt hatte, zur Verfügung stellte und damit die Eigentumsrechte für den Platz und die geplante Kirche übernahm. Weil die Kapuziner unter anderem aufgrund ihrer Ordensregeln nicht das Eigentumsrecht der Kirche übernehmen durften, zeichnete die Marianische Männerkongregtaion auch nach der Fertigstellung der Basilika weiterhin als Eigentümer. Ebenso ermöglichten die Wittelsbacher das zukunftsweisende wie umstrittene Projekt, zu dem auch diverse Schmähschriften veröffentlicht wurden: Sie waren es, die das Protektorat übernahmen und den Großteil der Mittel zur Verfügung stellten, die der Hauptaltar kostete.

Die eingerüstete Basilika der Generalsanierung zwischen 2012 und 2014.

Bauarbeiten, Einweihung und weitere Geschichte

Die Pläne für die Basilika fertigte mit Johann Baptist Schott einer der führenden Architekten der Neugotik in der Region. Baubeginn war mit dem ersten Spatenstich am 30. Mai 1910. Insgesamt 100 Arbeiter waren damit beschäftigt, 3.000 Kubikmeter Beton in einer bis zu drei Meter dicken Schicht in die Grube zu schütten, um das Fundament der Kirche tragfähig zu machen. Nötig war dieser enorme Aufwand, weil der Boden wegen dem in unmittelbarer Nähe vorbeifließenden Mörnbach weich war. Das Fundament hielt und hält der großen Belastung des großen Gotteshauses mit seinen 83 Metern Länge noch immer stand. Fertigstellung des Gotteshauses war bereits 1912.

Am 13. Oktober 1912 wurde die Kirche durch den Passauer Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf eingeweiht. 1913 erhob sie Papst Pius X. in den Rang einer päpstlichen Basilica minor. Der Vertrag für die Erbpacht zwischen der Marianischen Männerkongregtaion und der Kapuzinerprovinz wurde im Jahr 1930 abgeschlossen. Schon in den Folgejahren wurde die Basilika als Wallfahrtskirche zu einem wichtigen Bezugspunkt für Gläubige geworden. 1972 wurde durch die Mühldorfer Firma Wastlhuber eine neue Chororgel geschaffen. Die Haupt- bzw. Marienorgel der Firma Schmid, Kaufbeuren, wurde am 24. Oktober 1976 geweiht.

Die 2014 in den Altar eingesetzte Bruder-Konrad-Reliquie.

Jubiläen und Generalsanierung

Am 28. August 2010 wurde das 100-jährige Jubiläum der Grundsteinlegung der Basilika gefeiert. Dazu kam mit Prinz Christoph von Bayern auch ein Vertreter des Hauses Wittelsbach. 2012 jährten sich die Fertigstellung des Kirchbaus und die Glockenweihe zum 100. Mal. Nach den entsprechenden Feierlichkeiten am 13. und am 14. Oktober 2012 wurde die Basilika wegen der anstehenden Generalsanierung geschlossen.

Zum Abschluss der Generalsanierung nach rund zwei Jahren fand am 12. Oktober 2014 ein Pontifikalamt statt. Höhepunkte waren dabei die Segnung des neuen Ambos und die Weihe des neuen Altars durch Bischof Stefan Oster. Diese Konsekration beinhaltete unter anderem die Salbung des Altars und die Beisetzung einer Reliquie. Bei dieser Reliquie handelt es sich um einen Mittelfußknochen, der am 18. Juli 2014 aus dem Grabaltar des heiligen Bruder Konrad entnommen worden war. Die Knochenreliquie ist in weiße Seide eingenäht und befindet sich auf einer kunstvoll verzierten Unterlage.

Ausstattung

Die Figur der Patronin St. Anna in der Basilika.

Hochaltar und Seitenaltäre

Am Hochaltar ist Marmor verwendet, der aus den vier Erdteilen stammt. Das Altarbild wurde von dem Münchner Leonhard Thoma gemalt. Es zeigt die hl. Mutter Anna mit Maria, dazu den damaligen, später heiliggesprochenen Papst Pius X. und Prinzregent Luitpold sowie den damaligen Guardian P. Dominikus Wierl, der den Bau der Kirche leitete.

Die Seitenaltäre, vorne links beginnend, haben folgende Bezeichnungen bzw. Themen:

  1. Franziskusaltar. Bild von Schmitt, München
  2. Herz-Jesu-Altar. Bild von Veiter, Klagenfurt
  3. Josefsaltar. Bild von Schumacher, München
  4. Maria, Königin des Franziskusordens. Bild von Licklederer, Rosenheim
  5. Der hl. Rupert tauft Herzog Theodor von Bayern. Bild von Schleibner, München
  6. Der hl. Dominikus. Bild von Kolmsperger, München
  7. Der hl. Franz von Sales predigt den Irrlehrern. Bild von Kolmsperger
  8. Die vierzehn hl. Nothelfer. Bild von Schleibner
  9. Die hl. Kapuzinerin Veronika Juliani. Bild von Veiter
  10. Die hl. Unschuldigen Kinder. Bild von Schumacher
  11. Das Kostbare Blut und die hl. Messe. Bild von Thoma, München
  12. Der hl. Antonius von Padua. Bild von Schmitt, 1913. Der Heilige, der einen Toten zum Leben erweckt, wird begleitet von Porträts des Diözesanbischofs Antonius von Henle und des Altarstifters Freiherr von Cramer-Klett.

Eine kleine Stiege neben dem Antoniusaltar führt zur Schmerzhaften Kapelle. Hier befindet sich eine Pieta des Künstlers Weiser aus München.

Glocken

Zwei Glocken finden sich im Turm der Basilika wieder: Geweiht wurden diese am 28. April 1912. Die große Glocke wog 400 Kilo und trug den Namen St. Joachim, die kleinere war 200 Kilo schwer und hieß St. Joseph. Gespendet wurden sie von einer „ungenannten Dame“ aus München, wie aus den meisten Dokumenten hervorgeht. Unter einem Bild befindet sich aber die Inschrift: „Fräulein Maria Kaiser von München, Stifterin der Glocken.“ Im Zweiten Weltkrieg mussten die Glocken abgegeben werden – sie wurden wohl zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. 1949 gab das Guardianat bei der Glockengießerei Johann Hahn in Landshut zwei neue Glocken in Auftrag. Die größere Glocke namens St. Anna wiegt 500 Kilogramm. Auf ihr steht geschrieben „Mutter Anna, segne uns!“. Die kleinere Glocke namens St. Konrad wiegt 300 Kilo. Ihre Inschrift: „Bruder Konrad, bitte für uns!“.

Orgel

Die Basilika hat zwei Orgeln: Die große, 1973 von der Firma Schmid aus Kaufbeuren geschaffene Marienorgel mit ihren fünf Manualen und 86 Registern ist die Hauptorgel der Basilika. Die im Basilikachor befindliche und bereits 1972 von der Firma Wastlhuber aus Mühldorf erbaute Chororgel mit 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal dient vorrangig als Begleitinstrument für Gottesdienste.

Weitere Bilder

Literatur

Weblinks