Pemperlprater

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Der Pemperlprater an der Innpromenade. (Foto: Jäger)

Der Pemperlprater (auch: Bemperlprater) ist ein von Hand aus Holz geschnitztes Karussel. Es wurde von 1826 bis 1829 von Engelbert Zirnkilton miterbaut und ab 1830 von ihm betrieben. Er ist weltweit das älteste Karussell mit Ringelstechen. Seit 2014 befindet es sich in Besitz der Stadt Passau.

Geschichte

Anfänge und Blütezeit

Der Pemperlprater in einer Aufnahme aus dem Jahre 1930. Damals wurde ganz groß das 100-jährige Jubiläum gefeiert. Die Festschrift dazu verfasste Max Peinkofer.

Der Pemperlprater mit seinen 16 geschnitzten Rössern war in dreijähriger Arbeit von Engelbert Zirnkilton, einem ursprünglich aus Deggendorf kommenden Schuhmachermeister und Bildschnitzer, in den Jahren 1826 bis 1829 gebaut worden. Er kam erstmals am 1. Mai 1830 auf der Passauer Maidult zum Einsatz und wurde schnell zum beliebten Volksfestvergnügen. Im Sommer war sein Platz an der Innpromenade in der Nähe des Rudhartdenkmals. Als 1859 das Karolinentor mit den Resten der dortigen Stadtmauer abgerissen wurde, verlegte man den Pemperlprater in die Nähe des Karolinenplatzes. Der Standplatz auf der Maidult blieb immer der gleiche.

Nach und nach wurden die 16 Rösser des Urpraters durch größere ersetzt und schließlich ihrer dreißig auf Wiegengestelle befestigt und als Schaukelpferde an Passauer Bürgerhäuser verkauft. Das Jahr 1910 brachte nach dem Tod von Engelbert Zirnkilton II eine wesentliche Vergrößerung des Praters. Nun konnten 80 Personen auf 30 Pferden, zwei Hirschen und in vier Kutschen auf dem Pemperlprater fahren. Die Musik wurde anfangs von billigen Musikanten besorgt, bis 1838 die erste Drehorgel erworben wurde. Sie hatte mehrere Nachfolgerinnen, und die größte und schönste wurde 1926 für 3.200 Mark erworben.

Angetrieben wurde das Karussell bis zu eben diesem Jahr von Karussellschubsern. Diese Knaben boten sich immer in Mengen und mit Eifer an, denn wer viermal den Prater trieb, hatte Anspruch auf eine Freifahrt. Seit 1926 dreht sich das Karussell mit der Kraft eines großen Elektromotors. Bis zum Jahr 1969 war das Fahrgeschäft in Besitz der Familie Zirnkilton.

Bis Mitte der 1990er Jahre gehörte der Pemperlprater als Attraktion an der Innpromenade zum Passauer Stadtbild, dann zeitweise noch bis 2003. An der Innpromenade überlebte das Karussel auch einige Hochwasser, etwa das im Jahr 2002, als das Wasser dem Pemperlprater knapp bis unter das Dach stand. Seit November 2003 stand er dann unter anderem im Museumsdorf Bayerischer Wald, auf Weihnachtsmärkten, auf dem Berliner Westernpark sowie einigen Volksfesten, wie etwa dem Deggendorfer Frühlingsfest oder der Regensburger Maidult. Nach mehrmaligen Eigentümerwechseln nahm sich der Passauer Peter Zimmermann im Jahr 2005 des Biedermeier-Schmuckstücks an. Neben den traditionellen Auftritten auf den Passauer Dulten sorgte das Karussell sogar in Florenz und in einem Freizeitpark in Templin für Aufsehen.

Betrieb durch den VdK Bayern

Der Pemperlprater bei der Passauer Maidult 2008.
Der Pemperlprater vor dem Münchner Nationaltheater.

Als das alte Fahrgeschäft von seinem Stammplatz an der Innpromenade weichen musste, hat sich der VdK Bayern entschlossen, es vor dem Vergessen und dem möglichen Verfall zu bewahren. Damit konnte der Bestand des Pemperpraters gesichert werden. Der VdK ließ das Karussel anschließend ein Jahr lang von „Dimetria“, einer Behinderteneinrichtung des VdK Bayern in Straubing, aufwendig restaurieren. Nachdem das Karussell dem größten Sozialverband Deutschlands gehörte, gab es seit der Restaurierung auch einen festen Rollstuhlfahrerplatz – so war das Karussell auch behindertengerecht.

Vom 22. September bis 7. Oktober 2007 war der Bemperlprater auch auf der Münchner Wiesn vertreten. Im Jahr 2008 wurde der Pemperlprater schließlich zurück nach Passau geholt. Oberbürgermeister Albert Zankl konnte den Landesgeschäftsführer des VdK Bayern, Albrecht Engel, davon überzeugen, den Bemperlprater künftig im Rahmen der Passauer Maidult aufzustellen. Bei der Maidult 2008 erhielt er einen familienfreundlichen, eher ruhigen Standort zwischen Parkhaus und Festzelt. Ab 21. April war auch ein Modell des Bemperlpraters im Maßstab 1:10 in der Sparkasse Ludwigstraße zu sehen. Es wurde von Herbert Müller, dem Seniorchef der Firma Bosch Müller, gebaut. In der Adventszeit 2008 gastierte das Karussel auf dem Nibelungenplatz in Passau.

Pfingsten 2010 war das Biedermeierkarussell an allen Tagen des Festivals drumherum in Regen auf dem Parkplatz beim ehemaligen Plus-Supermarkt neben dem Kurpark in Betrieb. 2011 befand sich der Pemperlprater abermals auf dem Oktoberfest. Der VdK-Landesverband Bayern kündigte an, es für die Mai- und Herbstdult 2012 wieder nach Passau holen zu wollen. Allerdings war der Pemperlprater seit Ende des Oktoberfests 2011 reparaturbedürftig und stand daher still; eine Reparatur hätte sich aufgrund des Alters des Karussells sehr aufwendig und kostenintensiv gestaltet. Im November 2013 schließlich wurde bekannt, dass der VdK Bayern nach einem Käufer für den Pemperlprater suchte – selbst betreiben wollte er ihn nicht mehr. Ein Grund dafür sei, neben den nicht ganz einfachen Vorgaben des TÜVs für das antike Karussell, unter anderem, dass das historische Fahrgeschäft auf Volksfesten oder Veranstaltungen oft nicht mehr zum Zug gekommen ist. In der Folge liefen Verhandlungen mit Museen. Dass das Karussell dabei wieder nach Passau kam, war nicht ausgeschlossen.

Allerdings kam die Stadtverwaltung Passau am 6. Februar 2014 zu dem Entschluss, vorerst kein Angebot für den Pemperlprater abzugeben. Man wollte erst das Frühjahr abwarten, um den aktuellen Zustand des Pemperlprater begutachten zu können und anhand dessen dann eine Kaufentscheidung treffen. Die Betriebskosten wurden in diesem Zusammenhang auf bis zu 90.000 Euro pro Jahr geschätzt. In der Folge versuchte Stadtrat Josef Haydn, Pemperlprater-Liebhaber an einen Tisch zu bekommen um das Karusell per Privatinitiative doch noch nach Passau zurückzuholen. Bei einer Unterschriftenaktion am 27. Februar sammelte er binnen weniger Stunden knapp 200 Unterschriften von Passauern, die den Pemperlprater wieder zurück in die Stadt geholt haben wollten. Zuletzt hatten insgesamt über 1.000 Bürger für die Rückkehr des Karusells unterschrieben. Auch die Gründung eines Fördervereins war angedacht.

Verkauf an die Stadt Passau

Anfang März konnte dann doch noch eine Einigung erzielt werden: Der Sozialverband VdK Bayern wird den Pemperlprater für einen symbolischen Euro an die Stadt Passau übereignen. Der Sozialverband war zu der Einsicht gekommen, dass der Pemperlprater wieder zurück in seine Heimat müsse und hatte deshalb auf das anfänglich angedachte Bieterverfahren verzichtet. Nach der Übereignung kam der Pemperlprater am 9. April 2014 wieder zurück nach Passau und wurde am Oberhausmuseum aufgestellt. Dort war er in der Folge ab Mai/Juni als eine Attraktion der Sonderausstellung „Neue Herren – Neue Zeiten: Passau und das 19. Jahrhundert“ zu sehen. In der Zwischenzeit sollten die endgültige Standortfrage sowie die Finanzierung des laufenden Betriebs geregelt werden. Dabei war von Anfang an klar, dass der neue Standort im Stadtgebiet sein sollte.

Am 10. September 2014 wurde der Förderverein Pemperlprater Passau gegründet, um die Stadt Passau als neuen Eigentümer beim Betrieb und Erhalt des Karussells zu unterstützen. Dieser erwarb 2015 eine historische Orgel, die schon früher beim Betrieb des Pemperlpraters gespielt worden war.

Im Mai 2015 einigten sich die Verantwortlichen schließlich auf die Konzerthauswiese als Standort für den Pemperlprater , neben der etwa auch noch der Klostergarten im Gespräch war. Nicht einig sind sich Stadt und Förderverein indes über den Betrieb des Karussels, den keiner der beiden zu übernehmen bereit ist.

Galerie

Siehe auch

Literatur

Weblinks