Bezirksklinikum Mainkofen

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Die Aufnahmestation von Mainkofen.
Die Parkanlage von Mainkofen.
Verwaltung und Festsaal des Bezirksklinikums, im Hintergrund der Wasserturm.
Visitenkarte der Schlaganfall-Hotline. (Druckversion für Notfälle)

Das Bezirksklinikum Mainkofen in Mainkofen ist eine Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Forensische Psychiatrie, Neurologie und Neurologische Frührehabilitation, die seit 1911 besteht. Ferner beherbergt die Bezirkseinrichtung das Pflegeheim und eine Berufsfachschule. Mit mehr als 1300 Beschäftigten ist das Bezirksklinikum ein wichtiger Arbeitgeber der Region. Derzeit läuft die Erweiterung der Forensik, Sanierung und Erweiterung der Neurologie im Haus C3 stehen noch aus. Sie hat ein Einzugsgebiet, welches sich auf die Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau, Regen, Rottal-Inn, Straubing und Straubing-Bogen erstreckt. Die gesamte Bettenzahl beträgt 724 Betten. Träger ist der Bezirk Niederbayern.

Geschichte

Heil- und Pflegeanstalt

Am 15. November 1907 beschloss das Landratsplenum einstimmig, auf dem Gelände des Leeb-Anwesens in Mainkofen eine Heil- und Pflegeanstalt zu bauen. Den Grundstein dafür hatte die sogenannte „Irrenreform“ von 1851 gelegt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 11. November 1909. Albert Haug errichtete über 30 Jugendstilgebäude in einer großzügigen Parklandschaft. Im November 1911 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen eröffnet.

Die Zeit des Nationalsozialismus war das dunkelste Kapitel der Anstalt mit hundertfachen Zwangssterilisationen. Mit dem Erbgesundheitsgesetz vom Januar 1934 konnte die Zwangssterilisation von Menschen mit psychischer und geistiger Behinderung als Tat der Nächstenliebe propagiert werden konnte. Zwischen 1934 und 1945 wurden daraufhin in Mainkofen 122 Frauen und 365 Männer zwangssterilisiert. Angehörigen, die der Sterilisation nicht sofort zustimmten, denn das war eigentlich Voraussetzung, wurde mit den Kosten für den lebenslangen Aufenthalt des Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt gedroht, denn ohne die Maßnahme wurden ihre Verwandten nicht wieder entlassen. Von Januar 1940 bis August 1941 wurde zudem die sogenannte „Aktion T4“ durchgeführt, bei der in fünf Transporten von Oktober 1940 bis Juli 1941 über 600 Patienten vom Bahnhof Pankofen in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz verbracht wurden. Nach der offiziellen Einstellung der „Aktion T4“ ordnete aufgrund des Bayerischen Hungerkost-Erlasses der damalige Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen umgehend die Einführung der sogenannten 3b-Kost an, eine fleisch- und fettlose Ernährungsform, die dazu führte, dass die Kranken sehr rasch verfielen und im halbwachen Zustand starben. Über 750 Menschen starben in Mainkofen an dieser Hungerkost.

Umbau zum Bezirksklinikum

Erst ab 1953 konnte mit dem räumlichen Ausbau der Klinik sowie betriebswirtschaftlichen Ergänzungen und Neuerungen begonnen werden. Mit der Errichtung neuer Gebäude im mittleren und äußeren Ring der Anlage begann in den 1970er Jahren die Wandlung der Heil- und Pflegeanstalt alten Stils zum leistungsfähigen jetzigen Bezirksklinikum. Seit 25 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Bezirksklinkum und dem Centre hospitalier.

2013 wurde eine umfangreiche Sanierung samt fünf Neubauten für Allgemeinpsychiatrie, eine Suchtkrankenstation, die Psychosomatik, die Diagnostik und die Gerontopsychiatrie beschlossen. Bis 2014 erfolgte für 14,9 Millionen Euro ein Umbau der Neurologischen Klinik im Bezirksklinikum Mainkofen. Dieser war notwendig, denn im Vergleich zum Jahr 1997, wo es in Mainkofen 92 forensiche Patienten gab, stieg die Zahl 2013 auf 170 Patienten. Am 3. April 2014 wurde der Neubau eingeweiht. Er umfasst 21.000 Quadratmeter mit 3 Stationen und 48 Betten. Die Forensische Klinik hat nun 200 Betten zur Verfügung. Im Rahmen des Nebaus wurde auch ein Architektenwettbewerb zur Modernisierung des Bezirksklinikums ausgelobt. Ziel dabei war es, bessere patientenorientierte Bedingungen zu schaffen. Vorgezogener Baubeginn soll Mitte 2015 sein, die Fertigstellung ist Ende 2016 geplant.

Gedenkstätte

In Gedenken der über 1.800 Opfer der NS-Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen wurde im Oktober 2014 eine Gedenkstätte eröffnet. Sie soll zeigen, dass Angehörige nie wieder vor verschlossenen Türen stehen, wenn sie nach Mainkofen kommen. Und auch alle Opfer sollen beim Namen genannt werden. Das ehemalige Leichenhaus wurde in einen „Raum der Stille“ umgewandelt. An den Wänden sind die Bilder zahlreicher Opfer der T4-Transporte und des Hungererlasses zu sehen. Laut Krankenhausdirektor Schneider haben über tausend Menschen die Gedenkstätte bereits besucht.

Zertifizierte Stroke Unit

Die Neurologische Klinik Mainkofen deckt mit der zertifizierten Schlaganfall-Einheit (Stroke Unit) das gesamte Spektrum der modernen Schlaganfalltherapie ab. Im Jahr 2007 wurden 556 Patienten mit akuten Schlaganfällen und transitorisch ischämischen Attacken auf der Stroke Unit behandelt.

Die unmittelbare Nähe zwischen neurologischer Intensivstation und Stroke Unit bietet Schlaganfall-Patienten eine optimale Versorgung. So können Patienten nach einem Schaganfall bei klinischer Verschlechterung sofort auf die Intensivstation übernommen werden.

Rund um die Uhr anwesende Neurologen und besonders geschultes Pflegepersonal, Krankengymnasten, Ergotherapeuten Logopäden und Psychologen gewährleisten eine optimale Therapie einschließlich Thrombolyse-Behandlung. Des den Schlaganfall verursachende Blutgerinnsel wird dabei medikamentös aufgelöst und die gestörte Durchblutung des Gehirns kann dadurch rasch wieder hergestellt werden. Seit 2004 nimmt die Neurologische Klinik auch am Qualitätssicherungsprojekt Schlaganfall/Stroke Unit der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung teil.

Literatur

Weblinks