Bodenmais
Bodenmais
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Basisdaten
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Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Niederbayern |
Landkreis: | Regen |
Höhe: | 689 m |
Fläche: | 45,28 km² |
Einwohner: | 3.318 (31. Dezember 2020) |
Postleitzahl: | 94249 |
Vorwahl: | 09924 |
Kfz-Kennzeichen: | REG |
Website: | www.bodenmais.de |
Erster Bürgermeister: | Joachim Haller (CSU) |
Bodenmais ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Regen im Bayerischen Wald und heilklimatischer Kurort.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Ort liegt südwestlich am Fuße des Großen Arbers, dem höchsten Berg im Bayerischen Wald.
Ortsteile
Zum Gebiet des Marktes gehören die Ortsteile Bergwinkl, Bodenmais, Böhmhof, Glashütte, Harlachberg, Karlhammer, Klause, Kohlplatz, Kothinghammer, Kreuzseign, Mais, Miesleuthen, Mooshof, Oberlohwies, Silberberg, Sternhammer, Unterlohwies, Untersteinhaus und Waid.
Geschichte
Bergwerk
Die Geschichte der einstmals freien Bergstatt und des heutigen Marktes Bodenmais ist durch die Jahrhunderte mit dem alten Bergwerk am Silberberg verbunden und auch die erste Erwähnung im Urbar der bayerischen Herzöge um 1300 spricht von dem Item das Goldwerch ze Pabennaiz. Als Siedlung dürfte der Ort schon einige Jahrzehnte früher entstanden sein.
Gefreite Bergstatt
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in den Gruben bei Bodenmais, genannt des Allmächtigen Gottes Gabe nach Silber gegraben und 1485 erhielt der Ort von Herzog Albrecht IV. besondere Privilegien, worauf durch den großen Freiheitsbrief der Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. von 1522 der Ort zur vollkommen gefreiten Bergstatt erhoben wurde. Die Bergleute durften den Bürgermeister, den Richter und die Räte frei wählen, durften einen Wochenmarkt am Samstag und täglich einen Lebensmittelmarkt abhalten.
Erzeugung von Vitriol
Nachdem die Gewinnung von Edelmetallen zurückging, stellte sich das Bergwerk 1542 auf die Erzeugung von Vitriol um, das damals zum Färben der Stoffe Verwendung fand.
Hofmark
Mit der Umwandlung in eine Hofmark 1580 erloschen die Rechte der freien Bergstatt. Bereits im Jahr 1615 wurde zwischen der inneren Hofmark der Berggenossen und der äußeren Hofmark mit den Bauern unterschieden. Seelsorgerisch war Bodenmais zunächst eine Bergkaplanei und Filiale der Pfarrei Böbrach. Die innere Hofmark wurde 1694 eigene Pfarrei. Die Orte der äußeren Hofmark wurden teils 1833, teils 1851 von Böbrach nach Bodenmais umgepfarrt.
Ende des Bergbaus
Ab 1760 geriet der Absatz von Vitriol ins Stocken. Durch ein neues Verfahren, Potée zu erzeugen, die zum Schleifen der Gläser und Polieren der Spiegel Verwendung fand, erlebte das Werk in den Jahren 1870 bis 1914 seine größte Blütezeit. Bodenmaiser Potée ging in die ganze Welt. Aber durch die Entwicklung neuer Herstellungsverfahren war man bald nicht mehr konkurrenzfähig, und schließlich wurde der Betrieb 1962 eingestellt. Seither steht das Silberbergwerk interessierten Besuchern als Schaubergwerk offen.
Landgericht Regen
1822 kam die Gemeinde, die bis dahin dem Landgericht Viechtach unterstellt war, zum Landgericht und späteren Landkreis Regen. Als Grund wurden geographische Gegebenheiten genannt und bessere Verkehrsverhältnisse, die größere Nähe zum Gerichtsort Regen (drei Gehstunden) als nach Viechtach.
Elektrizität und Bahnanschluss
Im Mai 1909 nahm die Wasserkraftanlage Erste Staatliche Elektrische Zentrale in Bayern (auch: Bodenmaiser E-Werk) in Bodenmais ihren Betrieb auf.
Am 3. September 1928 wurde die Bahnstrecke Zwiesel-Bodenmais eröffnet. Ein geplanter Weiterbau durch das Zellertal nach Kötzting wurde aber nicht realisiert, da die private Regentalbahn 1927 nur wenige Kilometer entfernt die Bahnstrecke Gotteszell-Blaibach eröffnet hatte und damit schon eine Verbindung zwischen der Waldbahn und dem Schienensystem um Cham bestand. Heute verkehren die Züge von Bodenmais nach Zwiesel im Stundentakt. In Zwiesel besteht Anschluss in Richtung Plattling und nach Tschechien.
Fremdenverkehrsort
Es gibt wenig Gemeinden im Landkreis, die nach dem 2. Weltkrieg so hart in Bedrängnis geraten waren, wie Bodenmais. Aber kaum eine andere Gemeinde hat sich danach so aktiv und geschlossen um den Neuaufbau und die Existenz bemüht. Aus der Gemeinde mit der größten Arbeitslosigkeit wurde der bestbekannte Fremdenverkehrsort, in guter Lage zu den Ausflugszielen des Mittleren Bayerischen Waldes.
Erhebung zum Markt
Am 2. September 1958 wurde Bodenmais zum Markt erhoben. Die einzige kurfürstliche Hofmark im Bayerischen Wald, die einzige Bergstatt von Jahrhunderte dauernder Bedeutung wurde zum einzigen Markt im Altlandkreis Regen.
Wappen
Ein Jahr später erhielt der Markt auch ein Wappen. Dem Gemeinderatsbeschluss hat das Bayerische Staatsministerium des Innern mit Ministerialentschließung vom 4. Februar 1959 zugestimmt. Der Silberberg und die gekreuzten Bergmannswerkzeuge, das sog. Gezähe, erinnern an die reichen Bodenschätze (Eisenerze, Silber, Schwefel- und Magnetkies) und die Jahrhunderte lange Bergbautradition, die große wirtschaftliche Bedeutung für die Gemeinde hatte. Silber und Blau sind die Farben der wittelsbachischen Landesherren, die den Abbau der Bodenschätze förderten. Der Kurhut versinnbildlicht den Status der Gemeinde als kurfürstliche Hofmark und als unmittelbares kurfürstliches Kammergut seit 1697.
Heilklimatischer Kurort
Als Abschluss der großen Bemühungen des Marktes im touristischen Bereich erhielt Bodenmais im Dezember 1992 das Prädikat „Heilklimatischer Kurort“, nachdem bereits seit den 1960er Jahren die alten Bergbaustollen für die Asthmatherapie genutzt werden.
Politik
Bürgermeister
- 1. Bürgermeister ist Joachim Haller (CSU). Er wurde am 26. Februar 2012 mit 54,0 Prozent der Stimmen gegen zwei Mitbewerber zum Nachfolger von Michael Adam (SPD) gewählt und am 24. September 2017 ohne Gegenkandidaten mit 87,36 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.
Marktgemeinderat
Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder (+ 1. Bürgermeister) und aufgrund der Kommunalwahl 2014 folgende Sitzverteilung:
- CSU: 7 Sitze + 1. Bürgermeister (2008: 7)
- SPD/Unabhängige Bodenmaiser: 4 Sitze (2008: 5)
- Freie Wählergemeinschaft (FWG): 5 Sitze (2008: 4)
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, dreischiffiger klassizistischer Bau von 1804/1805, der 1956 um einen Oktogonbau erweitert wurde. Der Hochaltar stammt von 1720, die Fresken wurden 1924 ausgeführt.
- Evangelische St. Johanneskirche. Sie wurde von 1962 bis 1963 in Zeltform gebaut. Das Altarfenster stellt die sieben Siegel und das himmlische Jerusalem aus dem Buch der Offenbarung dar. Die Skulptur des Johannes, des Namenspatrons der Kirche, stammt von Holzbildhauer Joachim von Zülow ebenso wie der Turmbau zu Babel, eine moderne Interpretation der biblischen Geschichte.
- Bergamt, Walmdachbau von 1598 (Erdgeschoss) und 1739 (1. Stock)
- Forstamt mit Schopfwalmdach und Fachwerkverzierungen, um 1880
- Besucherbergwerk am Silberberg im 600 Meter langen Barbarastollen
- Altes Rathaus mit Sonderausstellung über die Geschichte des Bergbaus und der Vitriolhütte am Silberberg in Bodenmais
- Rieslochfälle mit einer Gesamthöhe von 55 Metern
- Der Marktplatzbrunnen wurde zum Teil demontiert.
- Atelier Wölfl vom Bodenmaiser Künstler Johann Baptist Wölfl
- Kinderwanderweg Ameisenstraße
Bodenmais-Lied
Seit 2010 gibt es ein Lied von Bodenmais, welches von Daniel Küblböck gesungen wird.
Tourismus
Seit 2007 ist Andreas Lambeck Geschäftsführer der Bodenmais Tourismus und Marketing GmbH (BTM). Der Tourismussektor Bodenmais hat sich damals mit diesem Unternehmen privatisiert. 60 Prozent der Anteile der Firma hält der Markt, 40 Prozent der örtliche Verein für Wirtschaft und Tourismus. Seit diesem Zeitpunkt sind die Übernachtungen auf 900 000 pro Jahr gestiegen. Die Millionen-Marke soll bald erreicht werden. Wie es zu den bisherigen Steigerungen kam erklärt Lambeck in seinem Buch „Bodenmais zwischen Fremdenverkehr und Tourismusindustrie".
Die wichtigsten Aussagen des Buches
- Mut zu Veränderungen: Anfang der 90er Jahre erreichte Bodenmais fast eine Million Übernachtungen. Danach folgte ein Abstieg. Die Wende kam mit der Gründung der Bodenmais Tourismus und Marketing GmbH.
- Privatisierung: Nur eine Privatfirma wie die BTM kann effizient und wirtschaftlich die Ferienorte vermarkten. Sie bündle und kombiniere Leistungen, um sie im Gesamtpaket zu vermarkten.
- Marketing: Lambeck empfiehlt aggressives Marketing: Bodenmais habe das etwa mit Daniel Küblböck erreicht, der einen Bodenmais-Song komponierte.
- Internetpräsenz sieht er als Tor zu einer neuen Zielgruppe. Die Website sei ein wahres Zugpferd und Schaufenster, das im vergangenen Jahr 780 000 Besucher angesteuert hätten.
- Produktvielfalt: Im Internet und in mehr als 12 000 Reisebüros bietet die BTM als Reiseveranstalter Bodenmais einen Marketing- und Vertriebsmix. Mit zielgruppenorientierten Produkten sollen neue Gäste in den Bayerischen Wald geholt werden.
- Adäquate Angebote: Sie sollen massenhaft Gäste akquirieren. Eine Million Übernachtungen für Bodenmais seien allein mit Stammgästen nicht zu schaffen. Man brauche neue Gäste. Dabei müsse man auch preislich attraktiv sein.
- Kräfte bündeln: Ineffiziente Strukturen sollen abgeschafft werden. Fremdenverkehrsämter, die weniger als 500 000 Übernachtungen verwalten, sollten zusammengelegt werden, um professionelle Tourismusarbeit vor Ort gewährleisten zu können.
Kritik
Der Vorwurf lautet, dass zu stark auf Billigtourismus gesetzt wird. Das Angebot von einer Woche Urlaub in der Ferienwohnung für 99 Euro ziehe vor allem wenig kaufkräftige Urlauber an, die dann auch kaum Geld in den örtlichen Geschäften ließen.
Bildung und Erziehung
- Volksschule am Lehen Bodenmais
- Kindergarten St. Barbara
Wirtschaft
Bodenmais und das Glas
Als 1975 die JOSKA-Waldglashütte eröffnet wurde, bedeutete das die Wiederaufnahme der 250 Jahre unterbrochenen Glasproduktion. Aus der kleinen Glashütte entwickelte sich ein prosperierendes Unternehmen, das sich vor allem auf die Bedürfnisse des Tourismus einstellte und mit der Eröffnung der Kristallwelten der Firma Joska Kristall eine Kombination aus touristischer Attraktion und wirtschaftlichem Grundpfeiler für Bodenmais entstand. Knapp eine Million Gäste locken die Kristallwelten inzwischen jährlich mit ihrem Konzept des Glas-Erlebens an.
Schon am Ende des 15. Jahrhunderts wurde in Mais bei Bodenmais ein Georg Glaser erwähnt. Der Familienname Glaser ist danmals noch ganz mit der Glasherstellung verbunden. Das Gut geht auf Niclas Irschickh über und diese Irschickh, vermutlich aus Böhmen eingewandert, beherrschen durch die Herstellung von Glasperlen, sogenannte Paterl, das gläserne Leben in Bodenmais über einhundert Jahre lang. Erst im Dreißigjährigen Krieg werden die Öfen kalt.
Ein Glaswerk gab es auch in Hammer Bergwinkl. Dort wurden auch Glasspiegel gefertigt. Um 1560 findet Phillip Apian an der Einmündung des Moosbaches in die Pebrach, den heutigen Rothbach, eine Glashütte vor, in welcher ein einziger Arbeiter täglich bis zu 36.000 Glasperlen zu drehen imstande ist. 1557 gehört diese Spiegl und Paternaster-Hütten einem Wolfgang Stern. Dann verlieren sich die Spuren.
Eine zweite Generation von Bodenmaiser Glashütten wächst mit der Umwandlung des Bergwerkes in einen gewerkschaftlichen Bau heran. Die erste neue Hütte ist 1699 fertig. Sie wandert bis 1726 zweimal dem Holze nach. Gefertigt werden Hohl- und Tafelglas, Laborspiegel, Rundspiegel, Augengläser und Paterl. Böhmische, österreichische und bayerische Glasmacher leben und arbeiten neben- und miteinander.
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden zunächst Glasveredelungsbetriebe durch Heimatvertriebene aus dem Sudetenland, die sich im Ort niedergelassen haben.
Persönlichkeiten
- Anna Thamm (1912-2004) war Flüchtling und Mutter. Ihre Tochter verfasste ein Buch über ihre Lebensgeschichte.
- Valentin Treml (* 1940 in Bodenmais) (Kriegsgräber)
- Heinz Wölfl (* 1953 in Bodenmais), Landrat
- Josef Weikl (* 1954 in Bodenmais) Fußballprofi
Vereine
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Literatur
Roland Mitterbauer: So will Bodenmais Tourimus-Millionär werden. In: Passauer Neue Presse vom 02. September 2010 (S. 5)
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