Carossa-Zimmer

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Das Carossa-Zimmer im Vilshofener Rathaus.

Das Carossa-Zimmer ist das einstige Schreibzimmer des Passauer Arztes und Schriftstellers Hans Carossa. Es befindet sich heute im Besitz der Stadt Passau und war von 2008 bis 2015 als Leihgabe in Vilshofen an der Donau.

Umfang

Das heute allgemein als Carossa-Zimmer bekannte und vermarktete Schreibzimmer des Dichters Hans Carossa umfasst Schreibtisch, Kanapee, Bücherschränke und Stühle. Hinzu kommen einige noch von ihm selbst genutzte Gegenstände wie Tintenfässer aus Porzellan, Briefsiegel, Tabaksbeutel, Briefwaage und Messinglampe.

Geschichte

Nach dem Tod Hans Carossas im Jahr 1956 ging sein Schreibzimmer in den Besitz seines Sohnes Hans Wilhelm Carossa. Nach dessen Tod bewahrte es seine Witwe Helene auf, die das Zimmer 1989 als „Seestettener Nachlass Hans Carossas“ der Stadt Passau überließ. Diese spielte in der Folge mit dem Gedanken, es im Oberhausmuseum Passau auszustellen. Als diese Ausstellung jedoch nicht zustande gekommen war, lagerte das Zimmer über viele Jahre hinweg ungenutzt im Depot.

Nach dem Tod Helene Carossas 2007 vereinbarten der Vilshofener Bürgermeister Hans Gschwendtner und der Passauer Oberbürgermeister Albert Zankl, dass das Carossa-Zimmer vorerst als Leihgabe an die Stadt Vilshofen ging. Dort sollte es ursprünglich an Hans Carossas ehemaliger Wirkungsstätte in Sandbacher Ortsteil Seestetten, dem sogenannten Lenzengütl, untergebracht werden. Dies kam jedoch ebenso wenig zustande, wie zuvor die Ausstellung im Oberhausmuseum Passau. Stattdessen wurde das Zimmer ab 2008 im Rathaus am Stadtplatz gezeigt. Für die Einrichtung dieses Raumes zeichneten der Passauer Stadtheimatpfleger Richard Schaffner und der Literaturwissenschaftler Dr. Wolfgang Weiß in Zusammenarbeit mit der Stadt Vilshofen verantwortlich.

Die Leihgabe von 2008 sorgte jedoch nachträglich für Verstimmung im Passauer Kulturausschuss: Mehrere Stadträte kritisierten in der Folge, dass die Stadt nicht selbst eine Möglichkeit gesucht hatte, die Reminiszenz an den großen Sohn Passaus zu zeigen. Die Dichterstube könne doch auch eine Publikumsattraktion sein, wenn sie gut gemacht ist, so die einhellige Meinung. In Vilshofener Rathaus indes war das Carossa-Zimmer durchaus gut in Szene gesetzt: Abends war das Zimmer sogar beleuchtet, damit Passanten hineinschauen konnten. Wer es betrat, hatte den Eindruck, der Dichter hätte gerade erst den Schreibtisch verlassen und die Lektüre hingelegt, nachdem er im Buch des einen oder anderen Schriftstellerfreunds gelesen hatte.

2015 ging die Leihgabe von Vilshofen an der Donau zurück nach Passau. Seit Januar 2016 ist das Zimmer in einem Raum der Europa-Bücherei Passau in der Schießgrabengasse untergebracht. Grund für die Rückgabe war vor allem das geringe Interesse der Besucher an dem Zimmer, als es sich in Vilshofen befand. Nur abends, wenn es beleuchtet war, zog es die Passanten am Stadtplatz an, einen Blick in die Schreibstube des Dichters zu werfen. Tagsüber dagegen fand das Zimmer nur wenig Beachtung, muss sie im Nachhinein feststellen.

Siehe auch

Literatur