Carpoforo Tencalla

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Carpoforo Tencallas Kuppelgemälde Gottvater in der Engelsglorie im Dom St. Stephan zu Passau

Carpoforo Tencalla (* 10. September 1623 in Bissone; † 9. März 1685 ebd.) war als Freskomaler einer der bedeutendsten italienischen Künstler in Passau, der unter anderem auch am Wiederaufbau des Stephansdoms zu Passau beteiligt war. Er wird außerdem als Wiedererwecker der Freskomalerei im Voralpenraum nach dem Dreißigjährigen Krieg bezeichnet.

Leben und Wirken

Tencallas mutmaßliches Selbstporträt im Gemälde Die Steinigung des hl. Stephanus

Carpoforo Tencalla war der Sohn des Architekten Giovanni Giacomo Tencalla und der Giulia Bianchi aus Campione. Seine Ausbildung erhielt Tencalla wahrscheinlich in Mailand, Bergamo und Verona. Um 1648 heiratete er Prassede Lezzona (oder: Lezzeni) aus San Manumete in Valsolda, mit der er vier Töchter hatte. Die am 31. Dezember 1668 geborene Giovanna-Margherita wurde später die Gattin des Freskomalers Carlo Antonio Bussi.

1659 wurde er vom Prälaten des Stifts Lambach (heutiges Oberösterreich) mit den Wandfresken im Presbyterium der Stiftskirche beauftragt. Dieses Datum stellt sein erstes Auftauchen in Österreich dar. Danach war Tencalla zwischen 1662 und 1665 zunächst wieder in Italien, wo er die Deckengemälde über dem Altar in der Kirche San Giacomo in Bergamo sowie 1664 ein Fresko für den Palazzo Solza in Bergamo schuf.

Ab 1665 hielt er sich wieder in Österreich auf, wo er mit der Ausmalung der Zimmer im neu erbauten Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg beschäftigt ist. 1667 wird er als Hofmaler der Kaiserinwitwe Eleonora von Mantua angeführt. Zwei Jahre später wird er vom Abt des Stifts Heiligenkreuz mit den Fresken in der neuen Sakristei beaufragt, die jedoch schon 1683 wieder durch einen Brand zerstört worden sind. Um das Jahr 1670 herum ist er mit der Freskierung des Festsaales im Schloss Esterházy in Eisenstadt beschäftigt. Im Anschluss daran stattete er die Hofburgkapelle in Wien aus und um 1675 auch das Presbyterium und die Querschiffarme der dortigen Dominikanerkirche.

Im Passauer Dom

Im Jahr 1679 begann Tencalla damit, den Chor, die Kuppel sowie zwei Seitenkapellen des Passauer Doms mit Fresken auszumalen. Seine Passauer Tätigkeit ist in vier Kontrakten aus den Jahren 1679, 1680, 1682 und 1684 dokumentiert. Im Vertrag vom 17. Juni 1682 verpflichtete er sich zur Renovierung der beim Stadtbrand von 1680 „ruinierten“ Fresken.

Im Dom befindet sich auf dem großen Fresko der Steinigung des Hl. Stephanus auch ein Selbstbildnis des Künstlers. Am 27. Oktober 1684 unterschrieb er seinen letzten Vertrag über die Freskierung der zehn Seitenkapellen. Allerdings musste er die Fresken unvollendet lassen. Er kehrte 1684 nach Bissone zurück und starb dort im folgenden Jahr. Matthias Rauchmiller sowie später sein Schwiegersohn Carlo Antonio Bussi führten seine Arbeiten am Passauer Dom zu Ende.

Literatur