Egglfinger Großbrände

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Datei:PNP-16-10-10-Großbraende.jpg
Mit der Hand zu bedienen waren die Löschmaschinen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. (Foto: Zue)

Als Egglfinger Großbrände werden drei Brände des Jahres 1887 in Egglfing bezeichnet. Es war eine der größten Heimsuchungen, die das Dorf am Inn in seiner langen Geschichte getroffen hat.

Erster Brand

Brandhergang

Am 1. August 1887, einem Montag, war im Stadel des Schuhmachers Hager gegen 12.30 Uhr Feuer ausgebrochen. Dessen Tochter soll den Brand verursacht haben. Zum größten Unglück war fast die gesamte Einwohnerschaft Egglfings mit Aufräumungsarbeiten an der Brandstätte in Irching beschäftigt. Das Feuer verbreitete sich von seinem Entstehungsherd aus mit rapider Schnelligkeit über die angrenzenden Gebäude, so dass fast gar nichts gerettet werden konnte. Das rasche Ausbreiten der Flammen war damals durch die vorherrschende Bauweise leichter möglich. Die vielen Schindeldächer und die überwiegend aus Holz gebauten Nebengebäude und Scheunen erleichterten das rasche Übergreifen der Flammen auf benachbarte Häuser.

Die erste und schnellste Hilfe kam von Safferstetten, ohne diese wäre das mit Stroh gedeckte Anwesen des Bauern Schätz und damit auch die Kirche St. Michael verloren gewesen. Im Gotteshaus herrschte bereits eine solche Hitze, dass man fast nicht mehr hinein konnte. Dem Expositus Landschützer gelang es noch, sich mit dem Allerheiligsten auf das nahe gelegene Feld zu flüchten. Vom Nachbardorf Safferstetten war fast die ganze Einwohnerschaft anwesend und eine Schar mutiger Mädchen aus dieser Ortschaft bediente die Egglfinger Löschmaschine, ohne des starken Rauches und der sengenden Hitze zu achten.

Die größte Hilfe aber leistete die österreichische Feuerwehr Obernberg/Inn mit ihrer gut geschulten Mannschaft und der ausgezeichneten Saug- und Druckspritze. Die Donau-Zeitung erwähnte den unermüdlichen Einsatz des Wochinger Bräu: „Nicht zu vergessen sei auch der aufopfernden Tätigkeit des Bierbrauers Herrn Wochinger von Rotthalmünster, welcher mit seiner Handspritze persönlich das Bäckeranwesen rettete, nachdem es schon wiederholt zu brennen angefangen hatte.“

Gegen 17 Uhr war das Feuer unter Kontrolle, doch blieben die Feuerwehren von Safferstetten, Obernberg, Kirchham und Würding noch die ganze Nacht hindurch, für den Fall eines neuen Ausbruches am Brandplatz. Und diese Vorsicht war wirklich notwendig: In der Nacht brach ein Gewitter mit heftigem Sturm los und brachte neue Gefahr für den so schwer heimgesuchten Ort. Zum Glück löste sich das Gewitter schließlich in Regen auf und durchnässte die Stroh- und Holzdächer der geretteten Gebäude.

Entstandene Schäden

Für die Egglfinger war der Schaden enorm. Insgesamt fielen dem Inferno beim ersten Brand 14 Anwesen teils mit, teils ohne Nebengebäude zum Opfer. Keiner der Abgebrannten war versichert. Wegen der baulichen Beschaffenheit der Gebäude und des großen Risikos wurden Egglfings Bewohner von keiner Mobiliar-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft aufgenommen. Durch die Brände in Egglfing und Irching entstand den 22 „Abbrändlern“ ein Schaden in Höhe von 162.837 Mark. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden sowie auch die hiesigen Bauern brachten Hilfe zum Aufbau der zerstörten Häuser.

Dem Krämer verbrannten drei Kühe, zwei Kälber, das gesamte Mobiliar und Warenvorräte im Wert von 9.000 Reichsmark. Vom Krämer-Anwesen schlugen die Flammen über auf die Häuser des Langwebers Hofmann und der Gütlerswitwe Hacker.

Zweiter Brand

Der zweite Brand brach am 3. August nachts gegen 22 Uhr aus und ist zweifellos durch „ruchlose Hand“ gelegt worden. Seine Ursache konnte nie aufgeklärt werden. Es brannten ein Wohnhaus und der beim ersten Brand noch mit Not gerettete Stadel des Gastwirtes Mittermaier nieder. Wieder waren die Kirche, das Schulhaus und andere Gebäude in großer Gefahr. Die Bretter am Stadel des Bauern Schätz waren bereits geschwärzt, aber wie durch ein Wunder fing das Strohdach nicht Feuer. Wegen der Brandgefahr wurden die Strohdächer, auch auf Druck der Versicherungen, mehr und mehr verboten. Bei diesem Brand musste die Feuerwehr von Obernberg ihre Spritze durch Sumpf und Altwasser des Inn durchziehen. Trotz aller Kraftanstrengung blieb man diesmal mit dem Spritzenwagen stecken.

Dritter Brand

Am 12. Oktober 1887 brannte das Anwesen des Gütlers Joh. Rainer, zum „Nickl Geiger“ total nieder. Die Feuerwehren von Egglfing, Safferstetten, Würding und Obernberg waren mit ihren Löschapparaten rasch zur Stelle, mussten aber ebenso schnell wieder abziehen, da nicht ein Tropfen Wasser zur Verfügung stand.

Literatur