Eisstöße (Vilshofen)
Von Eisstößen wurde Vilshofen an der Donau in seiner Geschichte mehrmals heimgesucht. Ihr Abgehen brachte den Vilshofenern nicht selten auch verheerende Hochwasser und schwere Zerstörungen ein.
Geschichte
Einer Quelle aus dem Jahr 1319/1320, der „Monumenta Boica“ ist zum ersten mal schriftlich zu entnehmen, dass es ein Hochwasser mit Eisstoß gegeben hat. Es soll sogar so gewaltig gewesen sein, dass Teile der Stadtmauer eingedrückt wurden. Die älteste und höchste noch vorhandene Markierung am Wittelsbacher Zollhaus, die von einem Eisstoßhochwasser zeugt, stammt aus dem Jahr 1595. Damals stand das Wasser 3,30 Meter hoch.
Im Jahr 1833, am 7. Februar wurde Vishofen Zeuge der zweithöchsten bekannten Überschwemmung, als ein verheerendes Eisstoßhochwasser die Altstadt traf. Das Eis türmte sich an den Ufern der Vils und der Donau. In der Donaugasse wurden sogar Haustüren und Fenster eingedrückt.
Nur 12 Jahre später, 1845 wurde ein Eisstoßfest veranstaltet. Die gefrorene Donau wurde am Ostermontag, den 24. März zu einem Festplatz mit Schützenzug, Eiskegelbahn und anderen Attraktionen. Tausende Menschen waren zu diesem Fest erschienen. Die Feiernden ahnten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass schon ein paar Tage später eines der verheerendsten Hochwasser der Geschichte auf sie zukommen würde.
1929 suchte ganz Europa eine wochenlange Kältewelle heim. Dadurch entstand ein Eisstoß von Passau bis Ingolstadt, der von Januar bis Ende Februar andauerte. Am 16. März wurde das Eis in Bewegung gebracht. Größere Schäden blieben aus.
Von einem wahren Eisinferno kann man im Jahr 1956 sprechen. Es herrschte Dauerfrost und der Minusrekord lag bei 36 Grad Celsius. Am 3. Februar wurden Donaulände, Donaugasse und die Vilsufer überschwemmt, wo das Wasser wochenlang in den Kellern der Anwohner festfrohr. Die Eisschollen auf der Donau türmten sich bis zu fünf Meter. In der Nacht zum 4. März schnellte der Pegel des Flusses durch Regen und Schneeschmelze schlagartig auf 7,20 Meter - der höchte Wasserstand seit 100 Jahren - und verursachte verheerende Schäden. Als Konsequenz wurde 1957/1958 ein Damm an der Donau und dem linken Vilsufer gebaut.
Der am längsten andauernde Eisstoß seit Jahrzenten war im Winter 1962/1963 mit 95 Tagen. Zwischen 20 und 25 Grad minus ließen die Donau fast zwei Monate lang bis zu 100 Kilometer zufrieren. Am 11. März 1963 brach sie ohne vermeldete Schäden.
Ein Eisberg, der sich in der Nacht zum 16. Januar 1968 löste, verursachte einen Stau der Donau und der Vils und überschwemmte somit Häuser am rechten Vilsufer. Im Laufe des Tages stieg der Pegel auf bedrohliche 7,20 Meter an. Als die Dämme zu brechen drohten begannen die Eismassen sich in letzter Sekunde zu bewegen und der Pegel sank wieder.
Im Jahr 1985 bildeten anhaltende Minustemperaturen von 20 bis 30 Grad eine Eiswüste, die sich vom Kachlet bis nach Osterhofen erstreckte. Tauwetter und Regen Ende Januar sorgten dafür, dass der Fluss nicht anstieg und einfach abdriftete.
Auch 1991 bildete sich ein ebenso unspektakulärer Eisstoß vom Kachlet bis oberhalb Vilshofen, der sich folgenlos wieder auflöste.
Nach wochenlangem Dauerfros bis zu minus 20 Grad hatte sich die Donau bei Vilshofen auch 2012 in ein Eismeer verwandelt. Rund 20 Kilometer, von Passau bis Vilshofen staute sich der Eisstoß. Das Hochwasser stieg in Vilshofen sogar bedrohlich an, sodass die Meldestufe 3 ausgerufen wurde. Auch die Parkplätze an der Donaupromenade waren längst nicht mehr befahrbar. Mitte Februar wurde dann Entwarnung gegeben, denn das Eis war durch mildere Temperaturen deutlich zurückgegangen.
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Literatur
- Elke Fischer: Mit dem Eis wächst die Angst. In: Passauer Neue Presse vom 15. Februar 2012 (S. 17)
- PNP: Zerstörerische Naturgewalt über Jahrhunderte hinweg In: Passauer Neue Presse vom 15. Februar 2012 (S. 17)
- Helmuth Rücker: Wärme lässt das Eis zusehends schwinden In: Passauer Neue Presse vom 17. Februar 2012 (S. 17)