Erhard Auer

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Erhard Auer 1919.

Erhard Auer (* 22. Dezember 1874 in Dommelstadl; † 20. März 1945 in Giengen an der Brenz, Württemberg) war der erste SPD-Abgeodnete im Bayerischen Landtag. In der von ihm verfassten Biografie Auers bezeichnet Markus Schmalzl ihn als „Wegbereiter der Demokratie in Bayern“.

Leben und Wirken

Kindheit und Aubildung

Erhard Auer kam am 22. Dezember 1874 als uneheliches Kind der Näherin Anna Auer in Dommelstadl zur Welt, sein Vater Friedrich Karl übernahm nie die Verantwortung für den Sohn. Schon 1879 starb seine Mutter, Erhard kam daraufhin zu einer Ziehfamilie namens Egglhuber. Die Gemeinde übernahm die Versorgung des Pflegekindes. Er durfte nur sechs Jahre die Volksschule besuchen, da die Gemeinde nicht länger für ihn aufkommen wollte. Dann verdingte er sich als Landarbeiter beim früheren Gut Viehhausen in Neuhaus am Inn. Dort organisierte Erhard Auer 1889 einen Landarbeiter-Streik. Dafür wurde Auer für acht Tage in Haft genommen. Ab den frühen 1890er Jahren bekam Erhard Auer Unterstützung von seinem Onkel Ignaz Auer. Der Dommelstadler war damals Reichstagsabgeordneter. Mit dessen Hilfe und Geld ging Erhard Auer 1894 nach München, absolvierte seinen Wehrdienst beim Infanterie-Leibregiment und lernte Georg von Vollmar kennen, der von 1894 bis 1918 Landesvorsitzender der bayerischen SPD war.

Auers Jugend war nicht auf Rosen gebettet. In den vorrevolutionären Jahren ab der Jahrhundertwende fanden viele bei den Sozialdemokraten ihre politische Heimat. Wie radikal aber damals die Veränderung der Verhältnisse, die Umwandlung oder gar der Umsturz angestrebt wurden, hing von der persönlichen Struktur und von der beruflichen Umgebung ab. Da war manch schnelle politische Karriere möglich, wenn man das nötige demagogische und organisatorische Talent besaß. Auer war damit gesegnet.

Politische Karriere

So machte Auer Anfang des 20. Jahrhunderts in der SPD Karriere, wurde Sektionsführer, dann Privatsekretär von Vollmars, 1907 erster bayerischer SPD-Landtagsabgeordneter. 1918 stieg Erhard Auer zum Innenminister im Revolutionskabinett Kurt Eisners auf. Als dieser im Februar 1919 ermordet wurde, erlitt auch Auer eine schwere Verletzung. Trotzdem wurde er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und ab 1919 SPD-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag sowie bayerischer SPD-Vorsitzender, alles bis 1933. 1922 wurde Auer zudem Chefredakteur der Münchner Post, von 1930 bis 1933 gehörte er dem Münchner Stadtrat an.

Gegen die aufziehende Gefahr durch die Nationalsozialisten trat der Redner und Publizist Erhard Auer frühzeitig auf. Mit dem Landtagsmandat und mit dem Amt des SPD-Vorsitzenden in Bayern hatte er durchaus Einfluss. Er gründete eine eigene Selbstschutzorganisation, die sogenannten Auer-Garden, die später in das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ überführt wurden. Die neuen politischen Parteien mussten sich im entmilitarisierten Deutschland selbst schützen, die schwache Polizei hatte andere Aufgaben. Ohne Erfolg – 1933 fand Auers Karriere in Folge der Machtergreifung Hitlers ein jähes Ende. Das Konzentrationslager blieb ihm zwar erspart, dennoch wurde er von den Nationalsozialisten schwer misshandelt und längere Zeit inhaftiert. Er starb 1945 schwerkrank im württembergischen Giengen, kurz bevor alliierte Truppen einrückten.

Würdigung

Im März 2017 wurde auf Aatrieb des SPD-Ortsvereins in Dommelstadel eine Erhard-Auer-Gedenktafel eingeweiht.

Literatur

Weiterführende Publikationen

  • Markus Schmalzl: Erhard Auer (1874–1945). Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie in Bayern. Kallmünz 2013, ISBN 978-3-7847-3020-2

Weblinks