Erste Dampfbierbrauerei Zwiesel

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Foto: Wolfgang Pfeffer, Gründer der Brauerei. (Repro: Marita Haller)
Foto: Ein alter Bierwagen der Brauerei. (Repro: Marita Haller)
Foto: Dampfbierbrauerei
Der Schalander - Foto: Dampfbierbrauerei
Der Lagerkeller - Foto: Dampfbierbrauerei

Die Erste Dampfbierbrauerei Zwiesel lädt zum Besuch ihrer Erlebnisbraustätte ein.

Geschichte

Die Brauerei wurde im Jahr 1889 von Wolfgang Pfeffer in Zwiesel gegründet. Der Stammsitz der Zwieseler Brauer-Familie Pfeffer war ein großer Gutshof in Ottmannszell, zwischen Arrach und Lam, in der Oberpfalz. Bis 1780 bewirtschaftete Franz Pfeffer das 800 Tagwerk große Gut, zu welchem auch schöne Wälder, eine Mühle und ein Sägewerk gehörten. Als der Großbauer starb, vererbte er nach altem Brauch den Haupthof an seinen ältesten Sohn Franz. Sein Sohn Josef erhielt „die Stanzen“ auf Lebenszeit, einen ärmlichen Beihof aus Holz. Nach Josefs Tod kam die Familie auf der „Stanzen“ in große Not. Der Beihof fiel an den Haupterben zurück, die Ehefrau Josefs und ihre 5 kleinen Kinder blieben mittellos zurück. Als die Knaben herangewachsen waren, verdingten sie sich als Knechte und Viehhirten. Ihre Söhne wiederum - Wolfgang, Michl und Josef - sind die Urväter der heutigen Ersten Dampfbierbrauerei Zwiesel.

Obwohl damals Weinzen und Hopfen im Bayerischen Wald rare Rohstoffe waren, braute Pfeffer trotzdem ein hervorragendes obergäriges Bier. Dabei verwendete er kein Weizenmalz, sondern nur Gerstenmalz von einer leicht bräunlichen Farbe. Mit dem teuren Hopfen musste natürlich sehr gespart werden.

Die Gärung mit obergäriger Hefe verlief rasch in hölzernen, offenen Bottischen bei Temperaturen von 18 bis 20 Grad Celsius. Dadurch kam es zu einer heftigen Kohlensäureentwicklung, die an der Decke (Schaum über der Flüssigkeit) große Gasblasen entstehen ließ. Diese zerplatzten von Zeit zu Zeit, so dass der Eindruck entstand, "das Bier dampft". Damit war der Name Dampfbier geboren.

1898 brannte der Familienbesitz nieder. Da er jedoch gut versichert war, konnten die Besitzer die Brauerei zu einem für die damalige Zeit modernst ausgestatteten Betrieb schnell wieder aufbauen. Josef Pfeffer braute ein wohlschmeckendes dunkles Bier, das sich auch gut verkaufen ließ. Nach Streitigkeiten mit Josef verließ Johann Zwack das Unternehmen im Jahr 1901. Durch großen Fleiß, sein ausgezeichnetes Bier und durch umsichtiges Wirtschaften brachte Josef Pfeffer die Brauerei bald wieder auf Erfolgskurs. Im Jahr 2009 feiert die bekannte Brauerei ihr 120-jähriges Jubiläum.

Wolfgang Pfeffer

Wolfgang Pfeffer bewarb sich als junger Mann bei einer Brauerei in Mainz und avancierte dort bald zum Braumeister. Auch seinen Brüdern Michl und Josef verschaffte er dort Arbeit. 1878 erfuhr Wolfgang Pfeffer, dass die Brauerei in Lam zum Verkauf anstand und er beschloss spontan diese zu erwerben. Das Schicksal wollte es, dass er auf dem Weg durch Zwiesel seinen reichen Vetter Franz traf, der die bankrotte Brauerei seines Bruders am unteren Stadtplatz von Zwiesel (heute Drogerie Müller) ersteigert hatte, diese aber gerne wieder verkauft hätte.

Es gelang Franz seinen Vetter Wolfgang zum Kauf dieser Brauerei zu überreden. 45 000 Mark musste Wolfgang an seinen Vetter bezahlen, 30 000 Mark hatte ihm ein Kronacher Hopfenlieferant vorgestreckt. Der neue Brauereibesitzer blieb jedoch vorerst in Mainz. Er verpachtete sein Eigentum samt Gasthaus und Ökonomie für 4 Jahre an seine Brüder Josef und Michl. Josef übernahm das Brauen. Den ersten Sud braute er im damaligen „Achatz-Haus“. Michl führte die Gastwirtschaft und kümmerte sich um die Ökonomie.

Wolfgang Pfeffer wollte expandieren. Obwohl er sich dies eigentlich nicht leisten konnte, verlagerte er im Jahr 1889 aus Platzgründen die Brauerei an die jetzige Stelle, in die Regener Straße. Sein gutmütiger Bruder Josef schützte ihn immer wie-der mit Geldeinlagen vor dem drohenden Konkurs.

Dann starb Wolfgang völlig unerwartet und sein schneller Tod setzte der Firma stark zu. Wolfgangs Witwe verkaufte einen Teil der Konkurs reifen Brauerei an einen Gerichtsvollzieher aus Regen. Der Betrieb wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Dampfbier heute

Das Dampfbier wird auch heute noch genau nach diesen alten Vorschriften hergestellt. Es ist ein mildes bernsteinfarbenes Bier mit einem obergärigen, unverwechselbaren Geschmack. Biertrinker lieben das Besondere, das sich nicht nur dem Namen nach von dem heute üblichen Einheitsbier unterscheidet.

Erlebnisbrauerei

Die Atmosphäre der Dampfbierzeit kann bei einem Rundgang durch die Brauerei erlebt werden. Der historische Hopfenboden, von dem aus viele Abteilungen der Brauerei besichtigt werden können, ist für Besucher zugänglich. Abschluss des Rundgangs ist ein Umtrunk im original nachgebauten Schalander (Brauerstube) von 1923, wo das Dampfbier probiert werden kann

Volkstanz und Literatur

Im Schalander hat auch die Zwieseler Veranstaltungsreihe Literatur im Schalander ihre Heimstatt und der Heimatverein Zwiesel veranstaltet dort regelmäßig Volkstanzabende für die interessierte Bevölkerung.

Literatur

  • Marita Haller: Im Jahr 2009 feiert die 1. Dampfbierbrauerei Zwiesel ihr 120-jähriges Jubiläum, Waldkauz