Hochstift Passau

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Wappen des Hochstifts Passau.
Karte des Hochstifts Passau (um das Jahr 1790).
Altes Bistumssiegel (um das Jahr 1500).

Das Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Passau bis zur Säkularisation in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803. Das Gebiet des Hochstiftes unterschied sich erheblich vom Bistum Passau, dem kirchlichen Amtsbereich des Bischofs.

Geschichte

Anfänge

Im Jahre 999 erhielt Bischof Christian die Gerichts- und Verwaltungshoheit, das Markt-, Münz- und Zollrecht in der Stadt Passau. Damit war der Bischof erstmals politisches Oberhaupt der Stadt. Kaiser Friedrich I. schenkte 1161 das reichsunmittelbare Kloster Niedernburg mit seinen Besitzungen und Vorrechten dem Domstift. Abgeschlossen wurde dieser umfangreiche Erwerb des von Vogteien und Lehen durchsetzten Gebietes erst 1217 unter Bischof Ulrich II., als Kaiser Friedrich II. dem Hochstift das Land der Abtei (Abteiland) nördlich von Passau bestätigte. Auch große Teile der Grafschaft Windberg gelangten zum Hochstift.

Bayerische und österreichische Ansprüche

Andererseits ließen die mächtigen Nachbarn Bayern und Österreich eine weitere Ausdehnung nicht zu. 1248 erlangte der bayerische Herzog Otto II. die Herrschaft über das Kloster St. Nikola und die damit verbundene Hofmark. Fortab gehörte St. Nikola zu Bayern und lag außerhalb des Hochstifts Passau. 1289 riss Herzog Albrecht I. von Österreich die Herrschaft Falkenstein an sich und verschob damit die Grenze des Hochstifts zu Österreich nach Westen.

Das Amt Heindlschlag, später Pfleggericht Jandelsbrunn wurde am 15. November 1487 auf Wiederkauf von Bischof Friedrich Graf von Öttingen an Herzog Georg den Reichen verkauft. Durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 fiel es an die österreichische Herrschaft Rannariedl.

Deren „sieben künische DörferWollaberg, Heindlschlag, Hintereben, Jandelsbrunn, Rosenberg, Aßberg und Grund sowie das Gericht Wildenranna bildeten nun eine große österreichische Enklave im hochstiftlichen Gebiet. Die Grafschaft Hals, die 1517 an die Wittelsbacher fiel, bildete eine bayerische Enklave, während andererseits die Herrschaft Riedenburg mit Aigen am Inn und Egglfing am Inn eine hochstiftliche Exklave in bayerischem Gebiet war.

Konsolidierung des hochstiftlichen Gebietes

Von einem modernen Flächenstaat war das Hochstift Passau lange Zeit weit entfernt, denn es gab keine einheitliche Grundherrschaft oder Gerichtsbarkeit, sondern mehrere gleichzeitig wirksame Obrigkeiten mit verschiedenen Besitzrechten und Privilegien.

1592 gelang Bischof Urban von Trennbach der Erwerb der Herrschaften Buchberg, Wildenstein und Röhrnbach. Auch verschiedene Güter der Herrschaft Saldenburg wurden zu dieser Zeit angekauft. Bischof Leopold Erzherzog von Österreich gründete 1618 die Ortschaften Leopoldsreut, Herzogsreut und Schwendreut.

Die letzten weltlichen Hofmarken Empertsreut und Wartberg bei Perlesreut sowie Großwiesen und Kaltenstein bei Röhrnbach konnte erst Bischof Johann Philipp Graf von Lamberg erwerben. Er gründete im Grenzgebiet zu Böhmen die Ortschaften Philippsreut (1692), Mauth (1698), Zwölfhäuser (1699), Vierhäuser (1699), Hohenröhren (1700), Heinrichsbrunn (1703), Finsterau (1704) und Bischofsreut (1705).

1691/1692 erfolgte eine Abmarkung zu Bayern mit Grenzsteinen zwischen Lusen und Geistlichem Stein bei Ringelai. Strittig war auch jahrhundertelang die Abgrenzung des unwegsamen Waldgebietes im Nordosten zu Böhmen. Erst zwischen 1752 und 1772 konnte eine lineare Landesgrenze festgelegt werden.

Bischof Joseph Dominikus Graf von Lamberg erwarb 1730 die Grafschaft Neuburg für 515.000 Gulden und 1.000 Dukaten. Er gründete die Ortschaften Raimundsreut (1721), Annathal (1724) und Frauenberg (1724).

1765 kaufte Bischof Leopold Ernst Graf von Firmian die Sieben künischen Dörfer und Wildenranna von Österreich für 137.787 Gulden zurück. Im selben Jahr verfügte die Passauer Hofkammer, dass das Gebiet des Hochstifts nicht mehr „Land der Abtei“, sondern künftig nur noch „Fürstentum Passau“ genannt werden dürfe.

Als das Innviertel nach dem Frieden von Teschen 1779 zu Österreich kam, trat Bischof Leopold Ernst Graf von Firmian 1782 das rechts der Donau gelegene Gebiet um Viechtenstein und die rechts des Inns gelegene Herrschaft Obernberg-Riedenburg an Österreich ab. Seine Gründungen im Grenzgebiet zu Böhmen sind die Ortschaften Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut (alle 1764).

Die letzte bischöfliche Ortsgründung an der böhmischen Grenze war Auersbergsreut durch Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg im Jahr 1786.

Auflösung des Hochstifts

1801 wurde im Frieden von Luneville die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zugestanden. Die davon betroffenen Fürsten, und dazu gehörten auch die Wittelsbacher, sollten auf Kosten der rechtsrheinischen geistlichen Fürstentümer entschädigt werden. Schon am 16. und 17. August 1802 besetzten die Österreicher Passau. Am 26. Dezember 1802 bestimmte Artikel 3 der Pariser Konvention, dass dem Bruder des Kaisers Großherzog Ferdinand von Toskana, der die Toskana abtreten musste, unter anderem Teile des Hochstifts Passau zufallen sollten. Das Hochstift Passau, verwaltungsmäßig eingeteilt in Land- und Pfleggerichte, hatte damals eine Fläche von etwa 1.000 km² und 56.000 Einwohner.

Während der Verhandlungen über den Grenzverlauf drängten Frankreich und Bayern darauf, dass das strategisch wichtige Passau nicht an den Großherzog und damit an Österreich fallen sollte. Am 22. Februar 1803 marschierten bayerische Truppen in Passau ein. Am 25. Februar 1803 legte im Reichsdeputationshauptschluss ein vom Reichstag in Regensburg eingesetzter Ausschuss die Aufteilung des Hochstifts Passau endgültig fest. Am 27. Februar wurde in Passau das bayerische Besitzergreifungspatent von allen Kanzeln verlesen. Die Residenzstadt Passau und andere Gebiete kamen zum Kurfürstentum Bayern, das Gebiet östlich der Ilz und damit der größere Teil des Hochstifts zum Kurfürstentum Salzburg. Der Preßburger Friede von 1805 sprach die salzburgischen Teile ebenfalls Bayern zu. Der letzte Passauer Fürstbischof Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun-Hohenstein konnte sich mit diesen Veränderungen nicht abfinden und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1826 auf seinen Besitz in Cibulka bei Prag.

Hofstaat

Ämter

Einrichtungen

Literatur

  • Paul Praxl: Die Geschichte des Wolfsteiner Landes, in: Der Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-192-2.
  • August Leidl: Kleine Passauer Bistumsgeschichte. Passau 1989 .
  • Franz Mader: Das Bistum Passau gestern und heute, Passau 1989.
  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXV). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), Laßleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).

Weiterführende Publikationen

Weblinks

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 22. Juli 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.