Ferdinand Wagner

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ferdinand Wagner am Burgeingang mit seinem sprechenden Papagei.
Altersporträt Ferdinand Wagners.

Ferdinand Wagner (* 27. Januar 1847 in Passau; † 30. Dezember 1927 in München) war ein Passauer Historienmaler und Ehrenbürger. Er ist Namensgeber der Ferdinand-Wagner-Straße sowie des 1890 von ihm ausgemalten und 1927 unter seiner Leitung renovierten Wagnersaals im Passauer Ratskeller.

Leben und Wirken

Herkunft und Ausbildung

Ferdinand Wagner wurde im Haus Schustergasse 9 in Passau geboren. Seine Eltern waren der Zeichenlehrer Ferdinand Wagner und seine Ehefrau Marie Wagner, geb. Danner. 1862 schrieb er sich an der Kunstakademie in München ein. Er brach das Studium aber schon nach drei Monaten ab und begann am heutigen Theater am Gärtnerplatz eine Ausbildung zum Theatermaler bei Simon Quaglio und dessen Sohn Angelo II. Quaglio.

Werke

Seine erste gesicherte Arbeit ist die Hintergrundmalerei zur Operette Orpheus in der Unterwelt im Jahr 1865. Allmählich erhielt er auch außerhalb des Theaters Aufträge. Ein erster Höhepunkt in seinem Schaffen war die Ausmalung des Ratskellers des gerade errichten Neuen Rathauses in München in den Jahren 1873 bis 1874. Sein flächenmäßig größtes Werk war die Bemalung von sechs Miethäusern in der Schellingstraße in den Jahren 1883 bis 1893. Abgesehen von Reproduktionen und Fotografien blieb von diesen Werken nichts erhalten.

Wagner arbeitete auch außerhalb Bayerns, selbst in England, den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland. Wichtige noch erhaltene Werke sind die Fassadenmalereien am Rathaus von Schwyz (1891), das Deckengemälde im Neuen Großen Festsaal des Schlosses in Bückeburg (1895), Darstellungen im Turmsaal des Neuen Rathauses zu Hamburg (1899) und besonders die Ausmalung von Schloss Ratibor in Roth (ab 1892 mit Folgeaufträgen bis 1916).

Ausmalung des Passauer Rathaussaales

Bereits 1882 war in Passau eine „Commission für Restaurierung des Rathaussaales“ gegründet worden, und am 24. Mai 1886 legte Wagner Bürgermeister Paul Stockbauer ein vollständiges Programm vor. Am 20. August 1886 unterzeichnete er den Vertrag zur Ausmalung des Rathaussaales. Zu Studienzwecken reiste Wagner zuvor nach Venedig und begann danach mit der Ausmalung des kleinen Rathaussaales. Bereits am 20. Januar 1886 waren die Wandbilder dieses Saales fertiggestellt.

Als am 9. Mai 1887 der Prinzregent Luitpold Passau besuchte, schuf Wagner die Dekorationen für den Einzug. 1888 konnte das Deckenbild des kleinen Rathaussaales der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der große Rathaussaal wurde 1890 nach Vollendung der Wandgemälde eröffnet. Die beiden großen Ölgemälde „Einzug der Kriemhild“ und „Hochzeit Kaiser Leopolds“ waren im Mai 1892 bzw. im Juli 1893 vollendet.

Gegen den Bau der Luitpoldbrücke

„Gegenwärtig neuerdings drohendes gräßliches Unglück für Bayerns schönstgelegene Stadt“. (8. April 1906)

Mit Kaufvertrag vom 25. Februar 1890 erwarb Wagner die Veste Niederhaus in Passau, um sie zu seinem ständigen Wohnsitz zu machen. Er stattete die Burg mit Wandmalereien aus, bei denen er sich an mittelalterlichen Vorbildern orientierte. An seinem romantischen Wohnsitz gab er zahlreiche Feste. Er war Mitbegründer des Ilzer Haferlfestes.

Der Historienmaler war ein großer Gegner des geplanten Baus der heutigen Luitpoldbrücke dicht oberhalb des Niederhauses. Zum Ausdruck brachte er dies mit folgendem Zitat: „Wer die Regensburger Bogenbrücke genießen kann, ohne sich innerlich verletzt zu fühlen, wer sich ein ähnliches Scheusal an Stelle des Drahtstegs kaltherzig denken kann, ohne über sich selbst zu erröten, dem mangelt eben das Auge für die Schönheit des Erdenfleckchens, das doch mit Wissen und Willen niemand verderben will.“ Bei der festlichen Einweihung der Luitpoldbrücke war Wagner nicht zugegen. Letztendlich verkaufte er die Veste Niederhaus im Jahr 1907 an den Kunstmaler Eduard Stroblberger und zog nach München.

Privatleben und letzte Jahre

Wagner war dreimal verheiratet. 1874 heiratete er die Münchnerin Mathilde Kiechle, von der er sich 1888 scheiden ließ. Im selben Jahr schloss er die Ehe mit Anna Xaveria Stuhler. Seine dritte Ehefrau war ab 1923 Louise Fernande, geborene Bournonville.

Ferdinand Wagner, der in den letzten Jahren zunehmend an Ertaubung litt und nach dem Ersten Weltkrieg nur noch wenige Aufträge erhielt, ist am 30. Dezember 1927 in München gestorben. Sein Leichnam wurde nach Passau überführt und im Hochfriedhof bestattet.

Auszeichnungen

Galerie

Literatur