Fritz Kruspersky

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Fritz Kruspersky um 1965

Der aus Mähren stammende Fritz Kruspersky (Friedrich Otto Kruspersky, * 28. Dezember 1911 in Troppau, † 29. Oktober 1996 in Passau) war ein deutsch-böhmischer Bühnenbildner, Laienspielintendant und Maler.

Leben

Fritz Kruspersky besuchte in Troppau die deutsche Oberrealschule, an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag studierte er Architektur. Außerdem erwarb er das Staatsexamen für das Lehramt in Zeichnen und Geographie.
In Prag studierte er des weiteren an der Akademie der Bildenden Künste (bei Franz Thiele) und an der Akademie der Darstellenden Künste (bei Emil Pirchan), 1937 schloss er mit Auszeichnung ab.[1]

1937 bis 1944 (Schließen der Theater) war Kruspersky als Ausstattungsleiter und Bühnenbildner am Stadttheater Troppau tätig, ab 1939 außerdem in der praktischen Ausbildung des Bühnenbildner-Nachwuchses an der Akademie der Darstellenden Künste in Prag. Zugleich stellte er als freischaffender Künstler an vielen Orten in der Tschechoslowakischen Republik, bzw. dem Protektorat Böhmen aus, u.a. in Troppau, Ostrau, Olmütz, Reichenberg und Prag.

1944 bis 1945 war er in der Rüstung dienstverpflichtet. Im Mai 1945 flüchtete er mit der abrückenden deutschen Besatzung aus Prag, hielt sich kurzfristig in einem Lager in Rokycany (Rokitzan) bei Pilsen auf und erreichte schließlich Haidmühle, wo seine Frau mit der Tochter bereits Unterkunft gefunden hatte.[2] 1952 bis 1958 wirkte er, nun wohnhaft in Passau, wieder in seinem Beruf als Ausstattungsleiter und Bühnenbildner. Er arbeitete für das Südostbayerische Städtetheater, bis er wegen einer Erkrankung und Operationen diese Tätigkeit aufgeben musste.
Seitdem war er als freier Künstler tätig.

Fritz Kruspersky heiratete am 18. November 1940 in Troppau Christiana Eleonora Maria Laube (* 27. Dezember 1913 in Troppau, † 30. Juli 1980 in Passau). Die Tochter Christiane Friederike Kruspersky wurde am 26. April 1943 in Troppau geboren.[3]

Laienspiel

Illustration in „Die Bühnen des Laienspielers“, 1950

Bereits in Troppau war Fritz Kruspersky im Laienspiel aktiv. 1935 inszenierte er beim Katholikentag in Prag das Mysterienspiel „Reich Gottes in der Heimat“ von Franz Lorenz, auch Bühnenbild und Ausstattung verantwortete Kruspersky.[4] In Komotau gab es eine Wiederholung.
Mehrmals inszenierte Kruspersky Werke des populären Stückeschreibers Max Mell.[5] Mit der Inszenierung religiöser Stücke, u.a. von Henri Ghéon, Manfred Hausmann und Armand Payot gewann er Bekanntheit.

1950 veröffentlichte Kruspersky in der Reihe „Handbuch der Bühnentechnik“ die Broschüre „Die Bühne des Laienspielers“. Das Werk propagiert einen Bühnenbau mit sparsamen Mitteln, wie er ihn auch in den frühen Jahren des Südostbayerischen Städtetheaters leisten musste.

Künstlerische Werke (Auswahl)

Beweinung Christi, 11. Station des Kreuzwegs in der Christi-Himmelfahrt-Kirche in Passau
Alpha und Omega in Christi Leiden und Tod, Holzschnitt von zwei Platten, Auflage 70, 1985, 33x22 (29,8x21,4) cm

Das Buch von Alois E. Milz, „Fritz Kruspersky – Der Maler und sein Werk“, nennt 128 Werke, die in den Ausstellungen im Haus des Deutschen Ostens in München und auf der Veste Oberhaus in Passau gezeigt wurden, fast durchwegs Ölgemälde, u.a. „14 Stationen des profanen Kreuzwegs der Sudetendeutschen, Öl, je 50x42 cm“.

  • 1970 Kreuzweg in der Pfarrkirche Hinterschmiding
  • ca. 1971 Graphiken für die geplante Nr. 20 der Niederbayerischen Hefte, Johann Nep. Bachmeier: Von Anna (Kreuzberg) bis Valentin (Diepoltskirchen). Beliebte Wallfahrten in Niederbayern (Arbeitstitel) . Das Heft wurde nicht mehr realisiert, die Graphiken sind mit dem Nachlass Bachmeiers verschollen.
  • ca. 1975 Kreuzweg in der Filialkirche Christi Himmelfahrt in Passau (Spitalhofstraße), Ölgemälde[6]
  • ca. 1975 „Der Tag des Gerichtes“, Ölgemälde in der Filialkirche Christi Himmelfahrt in Passau

In der Literatur wird berichtet, das Kruspersky ab 1935, dann wieder ab 1949 Vorlagen für Heiligenbildchen für den Verlag Karl Jansen in Kevelaer beziehungsweise später in Buttenwiesen angefertigt hat.[7]

Auszeichnungen

Ausstellungen

1974 München (Haus des Deutschen Ostens) 1977 Passau (Veste Oberhaus, Kulturamt der Stadt Passau in Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde) 1981 Passau (Sankt Anna-Kapelle, Kunstverein Passau in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Passau, 12.–27. September): „Fritz Kruspersky zum 70.Geburtstag - Malerei Graphik“ ca. 1985 Regen (Museum im Fressenden Haus), gemeinsam mit Heinz Theuerjahr

Veröffentlichungen und Literatur

  • Fritz Kruspersky: Die Bühne des Laienspielers. München (Verlag Höfling), 1950. (= Handbuch der Bühnentechnik, 1. Teil, hg. von Gerhard Rittner)
  • Alois E. Milz: Fritz Kruspersky – Der Maler und sein Werk, o.O. (Druck in Passau), o.J. (1976?), 83 Seiten. (Dr. Alois Ernst Milz, * 15. Mai 1908 in Wien, †25. Februar 1998 in Tamsweg im Lungau) – Signatur der Staatsbibliothek Passau: 290/LI 99999 K94 M6
  • Ackermann-Gemeinde e.V. (Hg.): Fritz Kruspersky (=Katalog zur Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens im Zusammenwirken mit der Ackermann-Gemeinde mit Förderung der Sudetendeutschen Stiftung, 2. September bis 31. Dezember 1974). München, 1974. Das Buch nennt 101 Werke. – Signatur der Staatsbibliothek Passau: S/Mld 165
  • Rudolf Paleczek: Ein Zeuge moderner christlicher Kunst. In: Fritz Kruspersky (Katalog 1974), S. 1–3 (o.p.)
  • Fritz Kruspersky: Kreuzweg unseres Herrn Jesus Christus (15 Zeichnungen und Frontispizzeichnung. Eigenverlag o.O. (Druck: E. Walter, Passau),1983 – Signatur der Staatsbibliothek Passau: S/05 Yoe 485
  • Fritz Kruspersky: Ein Totentanz. Eigenverlag o.O., 1982 – Signatur der Staatsbibliothek Passau: S/Mld 218+2

Nachweise

  1. Quelle: Stadtarchiv Passau: Laudatio von Oberbürgermeister (Passau) Dr. Emil Brichta zur Verleihung des Kulturellen Ehrenbriefs der Stadt Passau am 28. Juli 1983. Erhalten ist auch der fast wortgleiche Antrag Brichtas. Der Antrag stützte sich auf Informationen, die Kruspersky, mit dem Brichta das Schicksal der Vertreibung aus der Tschechoslowakischen Republik teilte, ihm selbst gab.
  2. Alois Milz zitiert aus einem Brief Krusperskys vom 27. August 1947.
  3. Stadtarchiv Passau
  4. Der „Gesamtstaatliche Katholikentag“ in Prag fand vom 26. bis 30. Juni 1935 statt. Eine politische und kirchenpolitische Betrachtung der Veranstaltung in der Zeitschrift Bohemia (1985) erwähnt auch Krusperskys Beitrag: „Der Freitag (Red.: 28. Juni) war den nationalen Sektionen gewidmet. Die Deutschen begannen im Waldsteingarten mit einem Festgottesdienst, den Kardinal Kašpar zelebrierte. Die folgende Arbeitstagung fand im Deutschen Haus am Graben statt, wo die Führungsgremien der Katholischen Aktion berieten. Franz Lorenz hielt ein Grundsatzreferat über die „Organisatorische Seite der katholischen Aktion vom Stand- punkt des Laien". (…) Den zweiten Teil des Abends im Waldsteingarten füllte die Uraufführung des eigens für den Katholikentag verfaßten Mysterienspiels des Dichters und Journalisten Franz Lorenz († 1984) „Das Reich Gottes in der Heimat". Regie und Ausstattung lagen in den Händen von Fritz Kruspersky, den musikalischen Teil bestritten eine Böhmerwälder Spielschar und das Orchester des Mariascheiner Gymnasiums. Den Inhalt der Allegorie bildete das alte Thema des Kampfes zwischen dem Guten und dem Bösen, der in die Gegenwart, in die Verführungen und Gefährdungen des Menschen durch Kapital und Technik, projiziert wird. Das Reich Gottes in der Heimat wurzelt in der Wiederherstellung der natürlichen Ordnung.“ (Ernst Nittner: Gesamtstaatlicher Katholikentag Prag 1935. Ein fast unbeachtetes Jubiläum. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe, Bd. 26, München, Collegium Carolinum, 1985, ISSN 0523-8587, S. 339–340)
  5. Das besagt nicht, dass er mit dessen austrofaschistischem Weltbild konform gegangen wäre.
  6. Die Kirche wurde 1973–1975 erbaut, sie ist zugehörig zum Pfarrverband St. Anton [1]
  7. Rotraut Acker: „Maria hilf!“. Mariahilf-Bilder in Grafing und Umgebung. In: Land um den Ebersberger Forst. Beiträge zur Geschichte und Kultur. Jahrbuch des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e.V., Nr. 11, 2008, ISBN 978-3-926163-56-1, S. 85-106: “Alle diese kleinen Kunstwerke waren von dem 1911 in Troppau geborenen Bühnenbildner und Maler Fritz Kruspersky, gestorben 1996 in Passau, gefertigt worden. Kruspersky hatte eng mit der religiös ausgerichteten Verlagsbuchhandlung und Großbuchbinderei Karl Jansen in Kevelaer beziehungsweise später in Buttenwiesen in Bayern zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit begann um 1935, wurde in Kriegs- und Nachkriegszeiten unterbrochen und etwa 1949 wieder aufgenommen. Der Künstler malte für den Verlag die Bildvorlagen für Wallfahrts- und Andachtsbilder, religiöse Postkarten und Illustrationen. Die 110 angebotenen Druckvorlagen für Wallfahrtsund Andachtsbildchen sind häufig mit handschriftlichen Anweisungen beziehungsweise Korrekturen der Verlagsleitung versehen und erlauben einen guten Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser Darstellungen. Die in Kleinformaten ausgeführten Kompositionen (zumeist in der Größe 11,5 x 7 cm) sind wahre Meisterwerke in ihrer treuen Wiedergabe und ihrer intensiven Farbharmonie. Veröffentlicht wurden die Aquarelle zum Teil im miniaturhaften Format von sieben auf vier Zentimetern. Das Grafinger Museum erwarb aus dem angebotenen Konvolut zwei Aquarellbildchen.“