Fritz Schäffer

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Fritz Schäffer im Jahr 1959.

Dr. Fritz Schäffer (* 12. Mai 1888 in München; † 29. März 1967 in Berchtesgaden) war ein deutscher Politiker (BVP und CSU). Er war 1945 der erste bayerische Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg sowie von 1949 bis 1961 Bundesminister. Von 1949 bis 1961 war er als stets direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Passau Mitglied des Deutschen Bundestages.

Leben und Wirken

Frühe Jahre

Schäffer, das fünfte von neun Kindern des höheren Postbeamten Gottfried Schäffer und seiner Ehefrau Amalie, geborene Mayr, besuchte nach der Versetzung des Vaters von München nach Ingolstadt von 1894 bis 1898 die dortige Volksschule. Es folgten zwei Jahre am Gymnasium in München, danach ab 1900 das Internat und Gymnasium in Neuburg an der Donau, wo er 1907 das Abitur machte. Anschließend begann er das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität München, das er im Juli 1911 mit der akademischen Abschlussprüfung vollendete. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 stand Schäffer im unbesoldeten juristischen Vorbereitungsdienst. Trotz seiner Herzprobleme meldete er sich sogleich als Kriegsfreiwilliger, wurde aber zunächst ausgemustert und erst 1915 eingezogen. Er kam zuerst nach Tirol, dann nach Frankreich, im Oktober 1915 nach Serbien und im März 1916 wieder nach Frankreich. Wegen einer Herzattacke ins Lazarett eingeliefert, konnte er 1916 in München am Juristischen Staatskonkurs teilnehmen, den er als bester seines Jahrgangs bestand.

Staatsdienst und politische Anfänge

1917 trat er in die bayerische Staatsverwaltung ein und wurde im Staatsministerium des Innern eingesetzt. Am 1. Dezember 1917 wurde er zum Assessor am Bezirksamt Kelheim ernannt. Die Revolution vom 7. November 1918 veranlasste seinen Eintritt in die Politik. Am 28. November 1918 gründete er die Bayerische Volkspartei im Raum Kelheim. Mit ihr und einem ebenfalls von ihm gegründeten „Rat geistiger Arbeiter“ konnte er den lokalen Arbeiter- und Bauernrat und damit die revolutionären Vorgänge weitgehend unter Kontrolle halten. Die erfolgreiche politische Aktivität des jungen Beamten wurde am 6. Juni 1920 durch den Gewinn eines Landtagsmandats belohnt.

Von 1920 bis 1933 war er für die Bayerische Volkspartei (BVP) Mitglied des Bayerischen Landtags. Von 1929 bis 1933 war er zudem Vorsitzender der BVP. Ab 1920 war er im Staatsministerium für Unterricht und Kultus, wo er 1928 Oberregierungsrat wurde.

Von 1931 bis 1933 war Schäffer Staatsrat und Leiter des Staatsministeriums der Finanzen in der geschäftsführenden Regierung Held. Am 10. März 1933 wurde er gemeinsam mit der bayerischen Regierung abgesetzt und sogar kurzzeitig verhaftet. In der Folge war er bis 1945 als Rechtsanwalt im München tätig und vertrat als solcher häufig katholische Klöster und Stiftungen. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde Schäffer vom 24. August bis 8. Oktober 1944 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert.

Die Nachkriegszeit

Am 28. Mai 1945 wurde er von der amerikanischen Militärregierung zum „Temporary Minister-Präsident for Bavaria“ sowie gleichzeitig zum Staatsminister der Finanzen ernannt. Jedoch folgte bereits am 28. September des Jahres seine Absetzung, da Schäffer glaubte, in der Verwaltung nicht auf ehemalige einfache NSDAP-Mitglieder („Mitläufer“) verzichten zu können. Am 24. April 1946 wurde er durch die Militärregierung außerdem mit einem politischen Betätigungsverbot belegt. Schäffer kämpfte um seine Rehabilitierung und unterzog sich einem Entnazifizierungsverfahren. Am 18. November 1947 hob die Besatzungsmacht das Betätigungsverbot Schäffers auf.

Im Sommer 1945 war Schäffer Mitgründer der Christlich-Sozialen Union. Allerdings trat er am 14. September 1948 nach einer Annäherung an die Bayernpartei und angesichts eines Parteischiedsgerichtsverfahrens wieder aus der CSU aus.

In der Bundespolitik

Nichtsdestotrotz kandidierte er als Parteiloser am 14. August 1949 bei der Wahl zum 1. Deutschen Bundestag in Passau, damals eine Hochburg der Bayernpartei, als Direktkandidat für die Christsozialen, wobei er auf Anhieb gewählt wurde und mit 33 Prozent das einzige Direktmandat für die CSU in ganz Niederbayern erringen konnte. Anschließend wurde er wieder Mitglied der CSU. Er sollte bis zu seinem freiwilligen Rückzug aus der Politik im Jahre 1961 Mitglied des Bundestages bleiben, wobei er stets für den Wahlkreis Passau antrat.

Von 1949 bis 1957 war er Bundesminister der Finanzen in den ersten beiden Kabinetten Adenauer, wo er als Hüter einer starken D-Mark entscheidend zum deutschen Wirstschaftswunder beitrug. Doch sein Prinzip, dass der Bund nicht mehr ausgeben dürfe als er einahm, führte schließlich zu seinem Sturz. Bis Herbst 1956 hatte er einen Kassenüberschuss von acht bis neun Milliarden Mark angehäuft, weshalb ihm eine volkswirtschaftlich schädliche Hortungspolitik vorgeworfen wurde. Der Bundestag ging daran, die Gelder im parlamentarischen „Kuchenausschus“ zu verteilen, doch bald war mehr zu geben, als eingenommen werden konnte. So bedeuteten die Jahren 1956/1957 den Übergang von einer Politik der vollen Kassen zu einer Politik zunehmender Staatsverschuldung, die mit Schäffer nicht zu machen war.

Während Schäffer um sein politisches Überleben kämpfte, wuchs seine Popularität im Bundeswahlkreis Passau noch an. Nach 32,6% 1949 und 60,5% 1953 schaffte er bei der Bundestagswahl von 1957 69,6% der Stimmen. Dabei war Schäffer in seinem Wahlkreis verhältnismäßig wenig präsent, setzte sich aber tatkräftig für eine Strukturverbesserung ein. Er hatte wesentlichen Anteil an der Förderung der Europäischen Wochen.

Als Bundesfinanzminister war er jedoch nicht mehr zu halten. Von 1957 bis 1961 war Schäffer Bundesminister der Justiz im dritten Kabinett Adenauer. Am 7. Juli 1958 wurde er Ehrenbürger der Stadt Passau. Im gleichen Jahr erhielt er auch den Bayerischen Verdienstorden.

Letzte Jahre

Zu den Bundestagswahlen im Herbst 1961 trat Schäffer nicht mehr an. Er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, blieb aber noch als Vorsitzender des Kuratoriums um die Fortführung der Europäischen Wochen aktiv. Schäffer war seit dem 12. September 1917 mit Else Dyroff, der Tochter des Staatsrechtlers Professor Anton Dyroff verheiratet und hatte vier Kinder. Die letzten Jahre verbrachte er meist in Oberbayern bei Kindern und Enkelkindern. Fritz Schäffer starb am 29. März 1967 in Berchtesgaden an einem Herzinfarkt. Er wurde in Ostermünchen bei Rosenheim, wo er ein Landhaus besaß, beerdigt.

Er ist Namensgeber der Fritz-Schäffer-Promenade in Passau und der Fritz-Schäffer-Straße in Neuhausen. Außerhalb Niederbayerns gibt es in München, Bonn und Tuntenhausen eine Fritz-Schäffer-Straße. Sein Name steht außerdem auf dem Ehrenmal der Stadt Passau im Innstadtfriedhof.

Auszeichnungen

Literatur

  • Peter Claus Hartmann: Fritz Schäffer – BVP-Politiker und Bundesminister. In: Ostbairische Lebensbilder (Band II), Dietmar Klinger Verlag, Passau 2005, ISBN 3-932949-51-X

Weblinks