Gasthaus zum Koppenjäger

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Emerenz Meier, hier auf einer historischen Postkarte, war die prominenteste Wirtin im „Koppenjäger“. (Foto: Stadtarchiv)
Das ehemalige Gasthaus zum Koppenjäger

Das Gasthaus zum Koppenjäger (oder kurz Der Koppenjäger) war ein Wirtshaus in der Bräugasse 21 in Passau. Seine prominenteste Wirtin war Emerenz Meier.

Geschichte

Erstmals taucht der Name Koppenjäger 1554 in Passau auf, als Hans Abrill beim Wasch- und Bleichhaus des Klosters Niedernburg in der Ilzstadt (heute: Kommunale Medienzentrale) um ein Rinnsal durch die Stadtmauer nachsuchte, wobei Michael „Khappeniager“, Bierwirt und Schiffmeister sich als Zeuge betätigte. 1765 erscheint im Zechbuch der Schiffleut ein Georg Koppenjäger als der letzte seines Geschlechts; von nun an haftet der Name nur mehr auf dem Haus.

Nach dem Tod seiner Eltern, anscheinend als unehelicher Sohn, übernimmt 1783 der Wirtssohn im „Ohrt“ und Briefausträger beim hiesigen Postamt, Peter Humer, die Koppenjägerei samt Bierschenke und sonstigen Rechten. Nach dem Tod Humers suchte 1813 seine Witwe Anna Maria um Fortsetzung ihres Gewerbes nach.

Viele Besitzerwechsel erfolgten im 19. Jahrhundert, bis ab 1880 die Brauerei Hellmansberger Eigentümer wird.

Am 1. Juni 1902 übernimmt die bekannteste Wirtin den Gasthof: Emerenz Meier, „Wirtzenz“ genannt, versucht aus dem Lokal eine Künstlerkneipe zu machen. Bereits Ende 1903 gab sie die Wirtschaft aber bereits wieder auf, weil der wirtschaftliche Erfolg ausblieb.

1903, 1907 und 1923 fanden Umbauten statt. 1928 findet sich der Vermerk, dass in den letzten zwanzig Jahren ein zwölfmaliger Pächterwechsel stattgefunden hat. 1934 wurde das Gebäude um das dritte Obergeschoss aufgestockt.

1940 wurde der Name des Koppenjäger in „Zum Dreiflusseck“ geändert.

Skandale

1932 wurde im Koppenjäger ein Passauer Sittenskandal ausgelöst, der zur Verurteilung des damaligen Wirtes und seiner Frau führte. Im Urteil des Amtsgerichtes Passau hieß es unter anderem: „Die beiden Angeklagten haben, um sich eine ständige Einnahme zu verschaffen, durch Gewährung und Verschaffung von Gelegenheit der Unzucht Vorschub geleistet. Sie beherbergten in dem Wirtschaftsanwesen ständig einige Mädchen zu dem ausgesprochenen Zwecke, diese den Gästen zur Unterhaltung zur Verfügung zu stellen. Die Mädchen mussten die Gäste zum Trinken animieren und durften sich natürlich auch etwaigen Wünschen von Gästen zur Vornahme von unzüchtigen Handlungen nicht abgeneigt zeigen.“

Rezeption

Der Schriftsteller Joseph Berlinger hat Emerenz Meier und ihrem Wirtshaus im Schauspiel „Zum Koppenjäger“ ein literarisches Denkmal gesetzt.

Am 11. Juni 1975 wurde von Oberbürgermeister Dr. Emil Brichta eine Gedenktafel für Emerenz Meier am Haus angebracht und seit 19. November 2008 erinnert eine Bronzebüste am Donaukai an die unkonventionelle und emanzipierte Schriftstellerin.

Literatur

  • PNP: Die Kneipe der Emerenz In:Passauer neue Presse vom 14. Mai 2011 (S. 23)
  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9