Geburtshaus Papst Benedikt XVI.

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Das Papsthaus in Marktl.
Einblicke in das Leben von Papst Benedikt XVI. Foto: Rammer
Inschrift am Geburtshaus.

Das Geburtshaus des Papstes Benedikt XVI. liegt am Marktplatz des Marktes Marktl und ist das ehemalige Mautnerhaus, welches im Jahr 1701 erbaut wurde. Am 16. April 1927 wurde Papst Benedikt XVI. dort geboren.

Das Geburtshaus des Heiligen Vaters ist seit 15. April 2007 für die Öffentlichkeit zugänglich. 70.000 Besucher haben das Papsthaus in Marktl bis Ende 2008 besucht.

Geschichte

Wie fast alle Häuser des Marktes wurde das Gebäude nach einem Ortsbrand im Jahr 1701 neu errichtet. 1745 erwarb es der Mautner (kurfürstliche Amtmann) Mathias Anton Seidl und baute es als Privatmann in seiner heutigen Form aus. Sein Nachfolger im Amt übernahm auch das Haus und verkaufte es anschließend an einen örtlichen Wirt. Nachdem das eigentliche Amtshaus etwas weiter unten am Marktplatz zusehends verfiel, erwarb das Kurfürstentum Bayern 1760 das Gebäude vom Wirt und richtete hier die Amtsstuben, Wohnung und Registratur für den Mautner ein. Doch weniger als drei Jahre später wurde die Behörde nach Neuötting verlegt.

1769 kaufte der Wagner Lorenz Lankensperger das Haus und richtete darin seine Werkstatt ein. 1779 kam hier sein Sohn, der spätere Erfinder der Achsschenkellenkung Georg Lankensperger († 1847) zur Welt. Neben der Haustür erinnert eine Steintafel an ihn. Bis ins Jahr 1952 beherbergte das Gebäude eine Wagnerei. Stets vermieteten die Besitzer des großen Hauses Teile davon an verschiedene Inwohner. Seit dem 19. Jahrhundert war in dem zentral gelegenen Anwesen auch der örtliche Polizeiposten mit Amtswohnung untergebracht. Hier tat Joseph Ratzinger sen. als Gendarm seinen Dienst, als am 16. April 1927 sein zweiter Sohn Joseph Aloisius geboren wurde. Im Jahr 2006 erwarb die Stiftung Geburtshaus Papst Benedikt XVI. das Haus und richtete darin eine Gedenkstätte ein.

Die Ausstellung

Keine Wiege steht im Raum, kein Stuhl, kein Bett, nichts, was an den 16. April 1927 erinnert, an dem genau hier Joseph Ratzinger als drittes Kind der Eheleute Josef und Maria Ratzinger geboren wurde, die seit 1924 mit ihren beiden Kindern Georg Ratzinger und Maria Ratzinger hier lebten. Nur wesentliche Sätze Ratzingers hinter Glas. Die Füße aber stehen auf dem alten Holzboden, der original ist, voller Spuren und Furchen.

Das Konzept

Wer das Papsthaus in Marktl betritt, wird behutsam herangeführt an diesen Menschen, der Papst geworden ist. Ein wurmstichiges Holzkreuz aus einem alten Balken fällt auf. Wer sich mit dem Leben des Papstes auseinandersetzt, soll sich auf eine Begegnung mit den Fragen des Glaubens einlassen.

Ludwig Raischl, Dionys Asenkerschbaumer und Winfried Helm als Macher und Umsetzer des Konzeptes lassen zunächst auch das Gebäude wirken. Das Haus, in dem Vater Ratzinger als Kommandant der Gendarmerie wirkte, ist aufwendig saniert. Der Betrachter geht vom Begrüßungstrakt über den gepflasterten Hof, vorbei an Nebengebäuden. Das Haus in der Ortsmitte war als Amtsgebäude, als Wagnerei, immer ein wichtiges Gebäude im Ort. Aus allen Fenstern sieht man das Zentrum und die Fenster ermöglichen Durch- und Einblick.

Es ist viel zu sehen und zu hören. Emilie Wallinger, die Hebamme, die Geburtshelferin Ratzingers war, bildet die Brücke zu Marktl. Der Taufbuch-Eintrag, alte Fotos, Erinnerungssequenzen aus der Autobiografie, große Porträts der Eltern, die Hinweise nach Ratzing bei Passau, wo die Ratzingers herstammen. Viel Heimat dann bei Tittmoning. Die kleine Stadt an der Salzach ist die zweite Station der Wanderschaft. Ratzinger hat hier eine glückliche Kindheit und Jugend verbracht. Für die Weihnachtszeit hat man eigens eine der Ratzinger-Krippen nachgebaut, mit Moos, Wacholder und Tannenzweigen.

Mit Bedacht werden die Lebensstationen dargeboten. Die Jahre im „Schatten der NS-Zeit“ empfindet der Papst als eine Zeit der Gewalt, in der die Träger der Staatsgewalt zu Verbrechern werden. Die Kirche erlebt er als Gegenbild. Es ist die Zeit, in der ihm klar wird, dass das, was Gott mit ihm vorhat, mit dem Priestertum zu tun hat. Seine Verwurzelung in Familie und Kirche und die Erfahrung der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus bestärken den jungen Joseph Ratzinger auf seinem Weg zum Priestertum. Wer die an der Wand gebotenen Informationen vertiefen will, kann dies an den aufgestellten Bildschirmen tun. Seit 2013 sind auch Hörführungen in fünf veschiedenen Sprachen (Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Polnisch) möglich.

Spannend sind jene Bereiche, die den Weg Ratzingers innerkirchlich nachzeichnen. Bestimmend für seinen Lebensweg wird die Begegnung mit Joseph Kardinal Frings im Jahr 1961. Joseph Ratzinger wird zum Berater des Kardinals, begleitet ihn auf das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) und wird zum offiziellen Konzilstheologen ernannt. Auch die Stationen Priester, Erzbischof, Kardinal, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und Papst lassen sich vertiefen.

Blickt man in der zweiten Etage des Hauses aus den Fenstern, sieht man die Achsen der Straßen im Haus zusammenlaufen. Fischerring und Pallium bestimmen das Zimmer am Eck des Hauses. Das Pallium steht für den Hirten, der das verirrte Lamm auf seine Schultern nimmt und zum Wasser des Lebens führt. Der Fischerring verweist auf den Fischer Petrus, der im Auftrag Christi zum Menschenfischer wird. So sieht Papst Benedikt XVI. seine Aufgabe als Nachfolger Petri, die Menschen aus der Entfremdung in das Licht Gottes zu führen.

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