Georg Sebastian Plinganser

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Plinganser und Meindl erobern Braunau. Gemälde von Georg von Seybold (1832-1900)

Georg Sebastian Plinganser (* 21. April 1680 in Thurnstein; † 7. Mai 1738 in Augsburg) war ein Jurist und Aufstandsführer.

Leben und Wirken

Plinganser wurde als Sohn des Georg Plinganser, Hofmarksrichter zu Thurnstein und Postmünster, geboren. Die Mutter war Barbara Simon, Oberbäckerstochter aus Postmünster. Plingansers Vater starb sehr bald, und er erhielt 1693 mit Hans Adam Peyrer als Stiefvater einen angesehenen und vermögenden Ziehherrn. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen, wo er Johann Georg Meindl kennenlernte. Er studierte Rechtswissenschaft in Ingolstadt und wurde danach als Mitterschreiber am Pfleggericht Pfarrkirchen angestellt. Als bald danach während des Spanischen Erbfolgekrieges 1705 der Aufstand der bayerischen Bauern gegen die österreichische Besatzung ausbrach, schloss er sich den Reichenberger Landfahnen an.

Vom 14. November bis zum 4. Dezember 1705 wurden die festen Städte Braunau, Burghausen und Schärding erobert. Als in Burghausen die Aufständischen eine kurfürstliche Regierung einsetzten, wurde Plinganser Oberkriegs-Commissarius der Churbayrischen Landt-Defension. Nach der „Sendlinger Mordweihnacht“ vom 25. Dezember 1705 wurde er durch den Braunauer Kongress vom Amt eines Kriegskommissärs enthoben, da nun die zur Verständigung mit dem kaiserlichen Regiment geneigte Adelspartei die Oberhand gewann. Plinganser sollte nur noch „Secretaridienst“ versehen.

Nach der Schlacht von Aidenbach am 8. Januar 1706 fand er ein Versteck im Franziskanerkloster Eggenfelden und entwich später ins Salzburgische Gebiet. Im Mai desselben Jahres kehrte er nach Altötting zurück. Hier ließ ihn der kurfürstliche Propsteiverwalter Stadler festhalten und der kaiserlichen Behörde ausliefern. Er wurde in Burghausen verhört und dann in den Falkenturm in München verbracht.

Im Unterschied zu anderen Rädelsführern wurde Plinganser gnädig behandelt, was er vermutlich der Fürsprache einflussreicher Männer verdankte, die durch ihn kompromittiert zu werden befürchteten. Am 1. Juli 1706 richtete er aus dem Falkenturm zu München an Kaiser Josef I. ein Gnadengesuch, in dem er glaubhaft zu machen versuchte, dass er nur gezwungen am Aufstand teilgenommen und seiner österreichischen Gesinnung wegen von den Rebellen viel zu leiden gehabt habe. Trotzdem habe er bei jeder Gelegenheit die Kaiserlichen beschützt und begünstigt. Tatsächlich wurde er nach dreijähriger Haft freigelassen und erhielt noch unter österreichischem Regiment das Amt eines Verwalters in Mengkofen.

Als nach Kriegsende 1714 Kurfürst Max Emanuel zurückgekehrt war, verteidigte sich Plinganser auch vor diesem mit Erfolg. In einem Memoriale stellte er sich als der eigentliche Führer der Aufständischen dar, der die Bewegung im Unterland nach seinem Willen und Ermessen leitete, bis er der Eifersucht des Adels zum Opfer fiel. Bereits 1716 wurde er als kurbayerischer Hofgerichtsadvokat zugelassen. 1723 stieg er zum Ersten Rat und Kanzler des Reichsstifts St. Ulrich in Augsburg auf, wo er am 7. Mai 1738 starb.

Nachwirkung

Im 19. Jahrhundert wurde Plinganser als niederbayerischer Volksheld populär. Beiträge dazu leisteten Heinrich Zschokke in seinen Bayerischen Geschichten, Konrad Mannert in Geschichte Bayerns und Joseph Andreas Buchner in Geschichte von Bayern. Plinganser hat allerdings, wie spätere Nachforschungen ergaben, nie an der Spitze von Aufständischen gestanden, sondern kümmerte sich um die Beschaffung von Geld und Waffen. Eine Plinganserstraße gibt es in Simbach am Inn, Kirchdorf am Inn, Bad Griesbach, Aidenbach, Pocking, Gangkofen und Postmünster, eine Plinganser Straße in Mengkofen. An der Außenfassade des Völkerkundemuseums in München befindet sich ein von Ludwig von Schwanthaler geschaffenes Denkmal Plingansers.

Literatur

Weblinks