Gnadenbild Mariahilf ob Passau

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Gnadenbild Mariahilf ob Passau
Das Original von Lukas Cranach dem Älteren

Das Gnadenbild Mariahilf ob Passau, in der gleichnamigen Wallfahrtskirche in Passau, geht auf ein Originalgemälde von Lucas Cranach zurück, das sich in Innsbruck befindet. Es wurde in der damaligen katholischen Welt hoch verehrt und entsprechend häufig kopiert.

Geschichte

Im Jahr 1611 erhielt Leopold Erzherzog von Österreich, gleichzeitig Fürstbischof von Passau, als Gastgeschenk des sächsischen, protestantischen Kurfürsten Johann Georg I. ein kleines, ursprünglich auf Holz gemaltes Marienbild von Lucas Cranach dem Älteren. Das Bild war 1520 aus der Kirche zum heiligen Kreuz in Dresden entfernt und in die Gemäldegalerie in Dresden gebracht worden.

Fürstbischof Leopold ließ das Bild zunächst in der Kapelle der Passauer Bischofsresidenz aufstellen. Noch 1611 ließ der Passauer Domdekan Marquard von Schwendi durch den Passauer Maler Pius eine vergrößerte Kopie (130 cm) anfertigen. Leopold, 1618 Landesfürst von Tirol geworden, nahm 1619 das Originalbild mit in die Hofburg seiner Vaterstadt Innsbruck. 1650 wurde es in den Hochaltar der Innsbrucker Pfarrkirche St. Jakob, der jetzigen Bischofskathedrale eingefügt, wo es sich noch heute befindet.

Doch nicht das Originalbild, sondern die Passauer Kopie wurde zum Kultbild einer weltweiten Verehrung. Der Wallfahrtsort im Passauer Ortsteil Mariahilf genoss weitum einen ungeheuren Ruhm und spielte vor allem gegen Ende des 17. Jahrhunderts angesichts der Bedrohung Wiens durch die Türken eine wichtige Rolle.

Kaiser Leopold I., der am 14. Dezember 1676 in Passau vor dem Maria-Hilf-Bild bei der Passauer Kaiserhochzeit seine dritte Frau Eleonore von Pfalz-Neuburg geheiratet und aus diesem Anlass der Mariahilf-Kirche eine prachtvolle Silberampel gespendet hatte, verließ, als das Türkenheer Sultan Mechmeds IV. unter Kara Mustafa Wien umzingelte, seine Hauptstadt und kam mit Familie, Hofstaat und Botschaften am 17. Juli 1683 in Passau an. Von hier, von der Residenz des Fürstbischofs Sebastian Johann Graf von Pötting aus, warb er international um militärische Bündnispartner und leitete die Befreiung Wiens in die Wege. Täglich wallfahrtete er nach Mariahilf und betete vor dem Gnadenbild.

Inzwischen feuerte vor Wien sein spiritueller Berater, der heiligmäßige Kapuzinerpater Marco d’Aviano – Papst Innozenz XI. hatte ihn ihm an die Seite gestellt – die Truppen an und „Maria Hilf“ wurde der Schlachtruf im Kampf gegen die Türken. Der Polenkönig Jan Sobieski III. stieß mit seinem starken Truppenkontingent in Eilmärschen zum Wiener Becken vor und übernahm den Oberbefehl über die vereinigten christlichen Heere. „Maria Hilf“ war auch die Tageslosung der Entscheidungsschlacht am 12. September 1683, einem Sonntag, als die Türken in der Schlacht am Kahlenberg vernichtend geschlagen wurden.

Nachbildungen

Von Passau aus erhielt der Maria-Hilf-Kult zunächst in Amberg (Oberpfalz) und Vilsbiburg mit der Wallfahrtskirche Maria-Hilf, ferner in München, Dillingen und Wien bedeutsame Gebetszentren. Weitere Kopien befinden sich in der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilshofen, in der Steinfelskirche in Landau an der Isar, der Friedhofskirche St. Anna in Wegscheid, der Schlosskirche Thurnstein und in der Kapelle der Wallfahrt Heiligenbrunn.

„Madonna di Passavia“ in Warschau

Die „Madonna di Passavia“ in Warschau

Eine liebliche Barockstatue, Muttergottes mit Jesuskind auf dem rechten Arm, auf einer hohen Säule sitzend, blickt mit offenem, heiteren Blick hinab auf die belebte Krakowskie Predmiescie („Krakauer Vorstadt“) in Warschau, eine breite, noble Straße, nahe dem königlichen Schloss und der Altstadt, gesäumt von Kirchen und Adelspalästen. Das Jesuskind in munterer Bewegung, schöner Faltenwurf und meisterhaft gearbeitete Hände, offenes Lockenhaar zeichnen das hervorragende Bildhauerwerk aus hellem Kalkstein aus. Die Marienfigur ist lebensgroß, mit Säule 4,75 m hoch und von einer Balustrade mit Stufenanlage umgeben. Zwei schön gearbeitete Kandelaber sorgen nachts für Beleuchtung. Jesuskind und Maria tragen goldene Kronen.

In die rechteckige Säule sind auf allen vier Seiten Schrifttafeln eingelassen, die uns in Italienisch und Latein viel über die Figur sagen, und auf der deutlich der Name „Madonna di Passavia“ eingehauen ist. Es handelt sich also um die Maria-Hilf Madonna vom Passauer Mariahilfberg, das weitberühmte Gnadenbild in einer seltenen plastischen Version. Es ist eine der wenigen, bekannten Umsetzungen vom Zwei- ins Dreidimensionale, von Cranachs Gemälde zu Statue.

An die Befreiung Wiens von den Türken erinnert die Inschrifttafel auf dem Sandsteinsockel der schönen Marienstatue an dem eleganten Boulevard in Warschau und hier macht der Stifter, der italienische Bildhauer, Stuckateur und Architekt Joseph Belloti, die Statue der Bürgerschaft von Warschau zum Geschenk.

Die Statue präsentiert sich heute in makellosem Zustand. Das war nicht immer so. Sie hat – wie durch ein Wunder – die Bombardements und den Aufstand Warschaus unversehrt überdauert, war aber über und über von Rauch und Schmutz geschwärzt, bis auf die Kronen, die immer in Goldglanz schimmerten. Die Kronen auf den Häuptern von Madonna und Kind sind eine spätere Zutat. Das originale Mariahilfbild hat keine Kronen. Die Warschauer lieben ihre „Madonna di Passavia“. Immer liegen Blumen auf den Stufen der Statue. Im Jahr 2000 nahmen sich Franz Graf Batthyany und die Firma MAB Anlagenbau Austria der „Schwarzen Madonna“ an. In einjähriger Arbeit gelang eine vollkommene Restaurierung. Zwei in den Boden eingelassene Schrifttafeln künden in Polnisch und Deutsch von dieser großherzigen Spende an die Bevölkerung von Warschau.

Galerie

Literatur

  • Gisa Schäffer-Huber: Passauer Mariahilf-Muttergottes in Warschau. In: Passauer Bistumsblatt vom 10. Mai 2010
  • Alfred Läpple: Deutschland, deine Wallfahrtsorte, Paul Pattloch Verlag, 2. erweiterte Auflage, Aschaffenburg 1983, ISBN 3-557-91235-3