Gnadenhof für Bären

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Der russische Braunbär Goliath (Foto: Schlegel)
Bärendame Suse. (Foto: Schlegel)
Bärendame Medena. (Foto: Oberländer)
Bärendame Franzi. (Foto: Schlegel)

Der Gnadenhof für Bären in Hart bei Bad Füssing ist eine endgültige Auffangstation für geschundene Bären. Er wurde am 2. August 2008 feierlich eröffnet. Träger der Anlage ist die 1993 gegründete „Gewerkschaft für Tiere“. Die Bären können auf dem Hof ohne Massentierhaltung und im Einklang mit der Umwelt leben und entkommen in bestimmten Fällen der Tierquälerei oder der Tötung.

Geschichte

Nachdem der gemeinnützige Verein „Gewerkschaft für Tiere“ auf das schreckliche Schicksal von in Gefangenschaft gehaltenen Bären, vor allem in Osteuropa, aufmerksam wurde, entschloss man sich zur Errichtung eines Gnadenhofes speziell für diese Tiere. Ermöglicht wurde der Gnadenhof dabei rein durch private Spenden: Allein bis 2008 wurden 1,7 Millionen Euro investiert.

Nachdem die Finanzierung gesichert war, machte man sich auf die Suche nach einem geeignetem Areal und wurde schließlich in Hart bei Bad Füssing fündig: Der Gnadenhof konnte auf einem ehemaligen, 110.000 Quadratmeter großem Gelände der Bundeswehr gebaut werden. Auf dem mehrere Jahre lang ungenutzten Gelände steht ein ca. 25 Jahre alter Mischwald, in dem vor allem Weiden, Erlen, Birken und Pappeln zu finden sind. Außerdem gehören zu dem Gelände noch zahlreiche Lichtungen, Wiesen, Teiche und Höhlen und somit bietet das naturnahe Areal den perfekten Lebensraum für Bären. Gestaltet wurde das Gelände von Landschaftsarchitekt Adelward Niederhofer. Nach einigen Umbaumaßnahmen konnte am 2. August 2008 der Gnadenhof eröffnet werden.

Die Anlage ist von einem meterhohen Zaun und einem Elektrozaun gesichert. Ein Notfall-System gewährt auch im Falle eines Stromausfalles einen autarken Park, der von keinerlei Versorgung abhängig ist. Seit September 2009 ist es möglich, die Bären zu sehen und auch Führungen werden angeboten.

Im Juni 2011 besichtigte Wildbiologe und Zooarchitektur-Experte Eckhard Wiesenthal den Gnadenhof an und bescheinigte den Betreibern sehr gute Arbeit.

Bewohner

Bären

Seit Juli 2008 hält sich der erste Bär im Gnadenhof auf. Es handelt sich um die 26 Jahre alte Braunbärdame Franzi, die aus ihrer Gefangenschaft in Kroatien aus einem Betonbunker befreit wurde und nun in Bad Füssing ihr Leben in „Freiheit“ genießt. Im November 2009 stießen Braunbär Silvia und die syrische Braunbärin Julia mit ihrem Bruder Romeo zu ihr. Im Mai 2009 folgten zwei weitere Bären, Goliath (35) und Suse (25). Sie wurden vom Eifelpark Gondorf ins Rottal umgesiedelt.

Am 8. August 2009 kam auch Bär Marco im Park an. Er ist seither der größte der Parkbewohner des Gnadenhofs. Marco kommt aus Rom, ist 36 Jahre alt und wiegt stattliche 400 Kilogramm. Seine Schulterhöhe beträgt 1,40 Meter, stellt er sich auf, sieht sich sein Gegenüber beeindruckenden 3,50 Meter Bär gegenüber. Sein früherer Besitzer will anonym bleiben und machte dies zur Bedingung, das Tier für dessen letzten Jahre nach Hart zu geben.

Zwei neue Mieter, Tibor und Balu, sind Anfang 2010 im Gnadenhof für Bären in Hart eingezogen. Damit tummelten sich im März 2010 insgesamt neun Tiere auf dem großen Areal. Tibor und Balu stammen aus einem spanischen Wanderzirkus. Der frühere Besitzer habe erklärt, wenn der Gnadenhof die Tiere nicht holt, kämen sie zum Metzger oder werden ausgestopft. In einer schnell eingefädelten Aktion holte man deshalb die Tiere aus Spanien nach Hart. Wie alt die beiden Bären sind, lässt sich nicht exakt sagen. Die Papiere weisen sie als 17-Jährige aus, allerdings ist auf diese Dokumente erfahrungsgemäß wenig Verlass. Vom Verhalten her schätzt Tierpflegerin Michelle Klappert sie auf acht Jahre.

Bärendame Medena (21), zog im Mai 2011 in ihr neues Gehege.

Gefüttert werden die Bären mit Hundetrockenfutter, Obst, Gemüse und gekochtem Huhn. Zu besonderen Anlässen gibt es „Leckerchen-Bonbons“. Diese bestehen aus einem mit Löchern versetzten Holzstück, das mit verschiedenen Leckereien, wie zum Beispiel Mehlwürmern oder Honig, gefüllt ist. Die Bären finden aber auch Beeren im Gehege, ihre natürliche Futterquelle. Sie sollen ihre Instinkte nicht verlieren.

Am 6. April 2012 wurde die syrischen Braunbärin Julia leblos in der Teichanlage aufgefunden. Von Anfang an glaubte niemand daran, dass Julia auf natürliche Weise ums Leben kam. Dieser Verdacht bestätigte sich zwei Monate nach dem Tod Julias: Sie starb an dem Pflanzenschutzmittel Parathion (E605), an dem Julia grausam innerlich verblutete. Dieses Pflanzenschutzmittel ist seit 2001 verboten. Man geht davon aus, dass ein Tierhasser einen vergifteten Köder über den Sicherheitszaun geworfen hatte. Eine Anzeige gegen Unbekannt wurde aufgegeben, die Staatsanwaltschaft ermittelte.

Seit Anfang August 2014 leben durch die beiden Neuzugänge Gorcho und Laima wieder zehn Braunbären auf dem Gnadenhof. Gorcho wurde aus einer Art Jagdfarm in Bulgarien befreit, die heute offiziell als Auswilderungsstation bezeichnet wird. Der Bär ist 21 Jahre alt und lebte alleine in einem Betonbunker. Das Bärenmädchen Laima ist angeblich erst acht Jahre alt und kommt aus einer Privathaltung aus Litauen. Sie wurde in einem Metallkäfig mit nur wenigen Quadratmetern für Werbe- und Prestigezwecke gehalten. Ende September 2014 durfte sie nach ihrer Quarantänezeit in das Eingewöhnungsgehe umziehen.

Die 28-jährige Bärin wurde vor kurzem in den Gnadenhof in Hart gebracht. Sie ist 1986 geboren und hatte dann wohl viele Jahre als Zirkusbärin in Bulgarien gelebt. Wie auch den vorherigen Bären „Gorcho“ hat man „Rila“ vom State Hunting Reseve Kormisosh geholt. In Komisosh sind die Bediengung nicht gut. Die Bären müssen auf Betonboden laufen, haben nur kleine Wasserbecken und um etwas Natur mitzubekommen, müssen die Bären hoffen, dass Unkraut durch die Betonrisse wuchert. Die Innenställe sind klein, alt und dunkel. Die Verpflegung ist zudem nicht ausreichend. Dem ersten Vorsitzenden der Gewerkschaft für Tiere e.V. wurde gesagt, dass „Rila“ den Winter fast nicht überstanden hätte. Nun ist die Bären Dame, wie alle anderen vor ihr auch, vier Wochen in Quarantäne, um sie körperlich und physisch aufzubauen, damit sie sich ihren „Winterspeck“ anfressen kann.

Am 14. März 2016 wurde in Plattling der 22 Jahre alte Zirkusbär Ben des Zirkus Knie/Alberti beschlagnahmt und vorerst ebenfalls im Gnadenhof untergebracht.

Wölfe

Anfang 2010 plante man, auch einige Wölfe in den Gnadenhof für Bären aufzunehmen. Der Gedanke dahinter war, dass Wölfe traumatisierten Bären helfen sollen, Aggressionen abzubauen und zu einem für ihre Art normalen Verhalten zurückzufinden. Anwohner hatten Bedenken und fürchteten, die geplanten vier Wölfe könnten zu laut heulen.

Nachdem Gemeinderat und Landratsamt sowie skeptische Anwohner von der Idee überzeugt worden waren, zogen die Betreiber des Parks den Antrag im Juni 2011 zurück. Die Betreiber waren sich schließlich doch nicht sicher, ob nicht Konflikte zwischen Bären und Wölfen aufkommen würden. Der 3,5 Hektar große Bereich, der für die Wölfe gedacht war, soll nun trotzdem ausgebaut werden, damit bis zu 15 Bären im Park untergebracht werden können.

Medieninteresse

Schon einige TV-Teams haben in Hart gefilmt. Die beiden „Spanier“ sind im Vergleich zu den anderen Bären große Artisten. Die Zirkusvergangenheit scheint Spuren hinterlassen zu haben. Es ist enorm, mit welcher Feinfühligkeit die beiden mit ihren großen Tatzen kleine Dinge anfassen. Doch so schön es ist, die beiden Bären beim Spielen zu beobachten – natürliches Verhalten ist dies nicht, betont Niederhofer. Allerdings hat der Übermut der beiden auch einen positiven Nebeneffekt: Die Medien sind ganz verrückt nach den lustigen Grizzlys, schon mehrere Filmteams kamen zum Drehen nach Hart – beste Werbung für den Bärenpark. Auch vor der Kamera bewiesen Tibor und Manni Showtalent: Sie tollten herum, als ob sie dies schon öfter getan hätten.

Literatur

Weblinks