Grand

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Wassergrand aus Granit, datiert 1864 (Foto: Martin Ortmeier, 2010)
Der Wassergrand aus Granit an der Gred vor dem Stall (Foto: Martin Ortmeier, 2019)
Der Grand beim Kappl-Hof mit geteiltem Becken (Foto: Martin Ortmeier, 2022)

Das Wort Grand bezeichnet im Altbairischen einen Trog, insbesondere ein hohes rechteckiges Gefäß für Trinkwasser.

Beschreibung

Ein Grand ist rechteckig und – anders als ein Futterbarren – mit hoher Wandung. Er dient vorrangig für Trinkwasser. Ein rundes Wasserbehältnis heißt Kessel oder, falls geböttchert/gebunden, Bottich. Bei öffentlichen Fließbrunnen heißt das Auffanggefäß Trog (rechteckig), Korb (rund hoch) oder Schale (rund flach).

Hergestellt wird ein Grand aus Stein, Kunststein oder Keramik. Es kann sein, dass hohe aus Holzbohlen gezimmerte Brunnentröge Grande genannte wurden.

Kleine rechteckige Wasserbehältnisse (Wasserschiff oder Kistl) aus Blech, die in Stubenöfen und Herde eingebaut sind[1], werden auch mit dem Diminutiv Grandl (eigentlich widersprüchlich: ein kleines Großes) bezeichnet.

Die Herleitung des Wortes aus (lat.-roman.) „grandig“ für „groß, stark“ liegt nahe, ist aber etymologisch nicht belegt. Plural von Grand ist im Dialekt Grander („Grand“ mit geschlossenem a, „Grander“ mit offenem a), das ungebräuchliche „Grände“ ist der Versuch eines hochdeutschen Plurals.

Aus dem Grand zu saufen, wird dem Vieh nicht zugestanden. Es wird darin auch nicht Gemüse oder Wäsche gewaschen. Auch für die Körperpflege und die Rasur hat man daraus in ein separates Gefäß geschöpft.

Am Bauernhof ist der Grand, zumeist am Rand der Gred, so platziert, dass er von der Küche und vom Stall auf kurzem Weg erreichbar ist.
Beim Kappl-Hof im Freilichtmuseum Finsterau steht ein zweiteiliger Granitgrand. Das zweite Becken wird aus dem Überlauf des ersten Beckens gespeist. In das zweite Becken wurden täglich die auch außen peinlich gereinigten Milchkannen zum Kühlen der frisch gemolkenen Milch eingestellt.

Quellen

  • Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. II. Bayern. Bayerisches Wörterbuch (BWB). Band 1, A–Bazi. Herausgegeben von der Kommission für Mundartforschung, München (R. Oldenbourg) 1995-2002, ISBN 3-486-56629-6 ([1]), Sp. 263, ein Beleg aus Bodenmais: „raamts d’Oign assa aas’n Wossagrand (Wassertrog)“. Das Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch führt außerdem einen Beleg an, der „Grand“ in Absetzung vom Begriff für „Futterbarren“ nennt, Sp. 1178: „‘Auch besitzen einige Wenige Marmor- und Sandsteinbrüche, und verfertigen für die ganze Gegend die nöthigen Wassergrände, Küh- und Pferde-Barne‘ I. v. Obernberg, Reisen durch das Königreich Baiern, Passau 1817, V,123“
  • Josef Blau: Böhmerwälder Hausindustrie und Volkskunst, Band 1, Wald- und Holzarbeit. Prag (Calve) 1917/18 (= Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde, Band 14,1), S. 155: „Der ‚Grand‘, in Südböhmen ‚Kar‘ genannt, war beim Bauernhause früher immer ein Einbaum. Solche Einbäume sind heut noch vereinzelt zu sehen. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bürgerten sich im Angeltale Wasserbehälter aus Granit ein; diese mußten aus den sehr entfernten Steinbrüchen von Arnbruck in Bayern hergeholt werden. Bei deren erstaunlichen Größen muß man sich über die damalige Fuhrwerksleistung wundern. Aus der Vorderwand dieser Steine ist gewöhnlich der Name des Bestellers, die Jahreszahl und irgend eine Zierlinie gemeißelt. Die letzten Einbäume und gezimmerten ‚Grant‘ werden neuerer Zeit durch Behälter aus Beton verdrängt: diese sehen aber nicht gut aus.“
  • Wikipedia-Eintrag zum Lemma „Trog“
  • Website “Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt“

Anmerkungen

  1. Detaillierte Aufmaße eines Sesselofens aus dem Bayerischen Wald, die das Zusammenspiel von Feuerung, Wasserschiff und Wasserkessel im gemauerten Herdofen zeigen, finden sich in Martin Ortmeier: Ofen und Herd in Niederbayern – Spurenlese. In: Martin Ortmeier und Walter Wandling: Keramik in Niederbayern, Landshut 1987, S. 34-37