Heilig-Grabkirche St. Peter und St. Paul (Deggendorf)

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Die Heilig-Grabkirche St. Peter und St. Paul in Deggendorf mit ihrem markanten Turm.

Die Heilig-Grabkirche St. Peter und St. Paul (meist nur Grabkirche) ist eine Filialkirche der Deggendorfer Stadtfarrei Mariä Himmelfahrt. Sie zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Bis 1992 führte auch die antijüdische Wallfahrt Deggendorfer Gnad zur Grabkirche.

Geschichte

Judenmord und Baugeschichte

Die Heilig-Grabkirche stammt aus der Zeit zwischen 1338 und 1360. Der Bau der Kirche begann vermutlich an der Stelle einer zuvor zerstörten jüdischen Synagoge. Im Jahr 1361 wurde die Kirche geweiht. Ab diesem Zeitpunkt rechtfertigte die Kirche die Zerstörung der Synagoge sowie den Mord an der jüdischen Bevölkerung nachträglich mit einem angeblichen vorausgegangenen jüdischen Hostienfrevel. Diese Rechtfertigung wurde damit in einen direkten Zusammenhang mit dem Kirchenbau gebracht. Der Name „Grabkirche“ rührt von einer Grube in der Kirche, in der die geschändeten Hostien in einem Brunnen aufgefunden worden sein sollen. Die zehn „Hostien“ wurden in einem Kultgefäß gelagert und ausgestellt. In der Folgezeit entwickelte sich die Wallfahrt „Deggendorfer Gnad“, die erst 1992 eingestellt wurde.

Der von Johann Gunezrhainer geplante und von Johann Michael Fischer erbaute Kirchenturm wurde im Jahr 1727 vollendet. Er gilt als einer der schönsten Barocktürme Süddeutschlands. 1737 lieferte Benedikt Schöttl einen Umbauplan für die Kirche, der aber nicht durchgeführt wurde. So behielt das Innere den Charakter einer spätgotischen dreischiffigen Basilika. Der Turmhelm wurde nach einem Brand 1753 in der ursprünglichen Form ergänzt.

Sanierung

Blick in den sanierungsbedürftigen Innenraum der Grabkirche. (Foto: Binder)
Dieses Fresko mit vier Heiligen wurde im Zuge der Kirchensanierung wieder verputzt. (Foto: Binder)

1994 stürzten Teile des Gewölbes und des südlichen Seitenschiffes der Grabkirche ein. Seit damals war die Kirche sanierungsbedürftig, tatsächlich saniert wurde sie jedoch erst über zehn Jahre später: Ab 2009 wurde die Sanierung unter Federführung der Deggendorfer Architektin[Ulrike Samberger in enger Abstimmung mit dem Baureferat der Diözese Regensburg und dem Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt. Am 21. Januar 2009 entschied der Kunstausschuss über die Ausgestaltung des Altarraums. Schon bei der Voruntersuchung hatte Samberger im Inneren des aus den 1970ern stammenden Podests des Chorgestühls eine schadstoffbelastete Teer-Kork-Dämmung entdeckt. Diese Dämmung enthält sogenannte Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und musste deshalb – ähnlich wie Asbest – ab dem 6. Juli unter strengen Vorsichtsmaßnahmen entsorgt werden.

Seit September 2009 waren auch Restauratoren an der Grabkirche zugange, weil sich stabil scheinende Farbschichten an Wand und Gewölbeflächen lösten. Mindestens eines der Fresken stammt von Franz Anton Rauscher, einem Schüler von Cosmas Damiam Asam. Das 1989 an einer Wand in der Grabkirche entdeckte Fresko, das vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, wurde im Zuge der Kirchensanierung 2009 mit Spezialpapier abgedeckt und wieder verputzt, um es vor weiteren Umweltschäden zu schützen.

Auch die Ausstattung im Kircheninnenraum, an der der Zahn der Zeit ebenso genagt hat, wurde saniert – wie etwa einige der Heiligenfiguren. Dem heiligen Antonius (um 1900) zum Beispiel fehlten drei Finger, zudem war die ganze Figur war rissig und insgesamt etwas aus der Fassung geraten. Auch der 3,40 Meter breite und 4,35 Meter hohe Bäckeraltar, der aus verschiedenen Reliefs besteht, wurde restauriert. Die Kosten dafür wurden unter anderem mit der von Stadtpfarrer Ludwig J. Rösler im April 2011 gestarteten Aktion „Paten für die Heiligen“ gedeckt. Die Kirchenstiftung honoriert jede Patenschaft mit einem bleibenden Hinweisschild bei dem jeweiligen Inventar.

Die Kosten für die Sanierung lagen bei rund die zwei Millionen Euro: Etwa 900.000 Euro hat die Sanierung der Grabkirche im ersten Bauabschnitt verschlungen, der zweiten Bauabschnitt kostete 790.000 Euro. 2012 waren die Arbeiten abgeschlossen und die Grabkirche wieder für Gottesdienste offen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks