Heinz Wölfl

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Heinz Wölfl
Die Nummer 1 im Landkreis: Als Regener Bürgermeister erhielt Wölfl das markante Nummernschild, noch 2011 hatte sein Privatwagen das Kennzeichen.
Heinz Wölfl (Mitte) im Jahr 2008 als Präsident des Bayerischen Wald-Vereins.

Heinz Wölfl (* 9. März 1953 in Bodenmais; † 16. August 2011 zwischen Bodenmais und Großem Arbersee) war ein niederbayerischer CSU-Politiker und von 1994 bis zu seinem Tod Landrat des Landkreises Regen. Am 16. August 2011 nahm er sich das Leben. Wölfl war verheiratet und hatte drei Kinder.

Leben und Wirken

Studium & Beruf

Wölfl besuchte von 1959 bis 1963 die Volksschule und von 1963 bis 1972 das Gymnasium Zwiesel. An der Universität Regensburg studierte er bis 1977 Rechtswissenschaften. Anschließend war er bei verschiedenen Behörden bis 1980 als Rechtsreferendar tätig. 1980 trat er seinen Dienst bei der Regierung von Niederbayern an und arbeitete von November 1980 bis Juli 1983 als Regierungsrat am Landratsamt Regen.

Als Regener Bürgermeister

Im Jahr 1983 wurde Wölfl zum ersten Bürgermeister der Stadt Regen gewählt. Er übte dieses Amt vom 4. Juli 1983 bis zum 31. Oktober 1994 aus. Während seiner elfjährigen Amtszeit veränderte sich das Stadtbild von Regen gravierend: Auf der Regeninsel entstand aus einer großen Industriefläche der Kurpark, 1989 wurde die neue Stadtbücherei fertig. Das Gewerbegebiet Schönhöh bot neue Flächen für Betriebe. Mit dem Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum, an dessen Einrichtung Wölfl maßgeblichen Anteil hatte, erhielt Regen im Jahr 1991 ein Museum von überregionaler Bedeutung. Mit dem Einkaufspark entstand 1993 ein Einkaufszentrum außerhalb des Stadtkerns. Die wohl schwerste Entscheidung hatte Wölfl jedoch gleich zu Beginn seiner Amtszeit: Er stimmte der Schließung des Regener Krankenhauses zu, gegen heftige Proteste der Bevölkerung.

Von 1984 bis 1994 war er zudem Mitglied des Regener Kreistages.

Wahl zum Landrat von Regen

Nachdem der bisherige Vorgänger Landrat Helmut Feuchtinger im Jahr 1994 unter der Amtszeit abtrat, wurde Wölfl in der Folge mit 55,6 Prozent der Stimmen zum neuen Landrat des Landkreises Regen gewählt. Insgesamt standen fünf Kandidaten zur Wahl; seine wichtigste Gegenkandidatin, Rita Röhrl von der SPD, erhielt 39,5 Prozent. Wölfl trat sein Amt am 1. November 1994 an und setzte die Schwerpunkte besonders in den Bereichen Tourismus, Landwirtschaft und Glasherstellung.

Er wurde insgesamt dreimal wiedergewählt: 2000 erreichte er 72,6 Prozent, der einzige Gegenkandidat Bernhard Stiedl (SPD) kommt auf 27,4 Prozent. Sein bestes Ergebnis konnte er dann 2002 feiern, als die Landratswahl mit den Bürgermeisterwahlen zusammengelegt wurde – ohne Gegenkandidaten stimmen 94,16 Prozent für Wölfl. Am 2. März 2008 kommt Wölfl, erneut ohne Gegenkandidaten, auf 85 Prozent der Stimmen.

Wirken als Landrat

Als Landrat prägte Heinz Wölfl das Gesicht des Landkreises mit zahllosen Initiativen: Er überführte die beiden Kreis-Krankenhäuser in ein Kommunalunternehmen, er richtete ein Regionalmanagement ein und er gründete das Touristische Service-Center Arberland sowie das Ski-Landesleistungszentrum. Zuletzt versuchte er vor allem, dem Sinken der Einwohnerzahl des Landkreises zu begegnen. Auf seine Initiative hin ist auch das Radwegenetz im Landkreis Regen ausgebaut und der „Regental-Radweg“ errichtet worden. Als touristischen Anziehungspunkt hat er außerdem stets die Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald unterstützt. Die Bedeutung der Glasherstellung und Glasveredelung im Landkreis Regen für die Arbeitssituation und den Tourismus hat er mit dem „Netzwerk Glas“ und der Schaffung des Berufsbildungszentrums die Tradition als Glasregion gepflegt und ausgebaut.

Für die Tatkraft und die innovativen Ideen, mit denen Wölfl seit 1983 erst als Regener Bürgermeister, seit 1994 als Landrat die Region gestaltete, erhielt er am 12. Juli 2007 aus den Händen des Bayerischen Innen-Staatssekretärs Georg Schmid die Kommunalmedaille in Silber, die zweithöchste Auszeichnung für Verdienste um die kommunale Selbstverantwortung.

Ehrenamt & Privatleben

Seit 1982 war Wölfl Vorsitzender des Fördervereins Weißensteiner Burgkasten, seit 1995 Präsident des Bayerischen Wald-Vereins, seit 2000 Vorsitzender des Vereins Böhmwind und seit dem 5. April 2001 Vorsitzender des Sparkassenbezirksverbandes. Vor allem war Wölfl aber auch der Volksmusik zugetan. Zu Wahlversammlungen in den Dorfwirtshäusern nahm er stets seine Gitarre mit. Das anschließende Gsangl blieb oft besser in Erinnerung als politische Aussagen. Anfang Juli dieses Jahres bat ihn die Moderatorin beim Festabend des TV Zwiesel, das Grußwort zu singen – für so etwas war Heinz Wölfl zu haben. Beim jährlichen Landräte-Treffen beim Regierungspräsidenten gestaltete er stets den geselligen Teil.

Privat begeisterte Heinz Wölfl sich für die Kunst, spielte mit politischen Gefährten Schafkopf und mit Freunden Canasta, er genoss die Urlaube mit der Familie, aber auch die Ausflüge zu Konferenzen, zu denen seine Frau ihn begleitete. Überhaupt waren Familie und Freunde ihm ein großer Rückhalt. Vor allem seine Frau Maria war nicht nur Lebenspartnerin, sondern auch politische Beraterin, Korrektorin seiner Reden. Ihr Gespür, ob Dinge richtig liefen, war sein Seismograph. Manchmal wurden Heinz Wölfl Ambitionen für eine Karriere im bayerischen Kabinett oder beim Sparkassenverband nachgesagt. Die Liebe zum Bayerwald und die Liebe zu seiner Familie waren ihm so wichtige Wurzeln, dass er blieb, wo er war – in seiner Heimat.

Selbstmord & Korruptionsvorwürfe

Selbstmord

In der Nacht vom 16. auf den 17. August 2011 starb Wölfl im Alter von 58 Jahren bei einem vermeintlichen Verkehrsunfall. Kurz darauf nimmt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen auf, ebenso setzen ersten Spekulationen über den Unfallhergang in der Öffentlichkeit ein: Die Ungereimtheiten bei der Tragödie waren zu groß, die Gerüchte über persönliche Probleme des Landrats zu stark.[1]

Nachlass

Bei der Trauerfeier am 22. August sprach der Regener Stadtpfarrer Josef Ederer in der Trauerrede erstmals öffentlich von Suizid. Daraufhin gab auch die Staatsanwaltschaft Deggendorf bekannt, dass alles auf eine Selbsttötung hindeute und es für eine Straftat keine Anhaltspunkte gebe. Zudem wurde bekannt, dass Wölfl hohe Spielschulden hatte – insgesamt rund 750.000 Euro, wie sich später heraustellen sollte. Etwaige Forderungen von Gläubigern seien jedoch zivilrechtlicher Natur, weshalb die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abschloss. Am 27. August wurde bekannt, dass Wölfl vor seinem Tod Abschiedsbriefe an seine Gläubiger versandt hat, in denen er sich entschuldigt und in knapper Form seinen Nachlass regelt.

Ermittlungen zu den Korruptionsvorwürfen

Obwohl die Regierung von Niederbayern zuvor erklärt hatte, dass sie keine Anzeichen auf Vorteilsnahme im Amt oder andere Vergehen sah[2], nahm die Staatsanwaltschaft Deggendorf am 31. August 2011 Vorermittlungen wegen Korruptionsvorwürfen auf. Am 7. September bestätigte die Leitende Oberstaatsanwältin Kunigunde Schwaiberger, dass tatsächlich ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Korruption eingeleitet worden ist.[3] In einem anonymen Schreiben waren mehrere Namen von angeblichen Geldgebern genannt. Ein Unternehmer soll Wölfl eine sechsstellige Summe geliehen und dafür ein Entgegenkommen des Politikers bei einem Grundstückskauf erhofft haben. Ein zweiter Unternehmer aus der Region bestätigte, der Landrat habe 50.000 Euro als Darlehen von ihm verlangt und davon mehr oder weniger eindeutig seine Unterstützung für ein Bauprojekt abhängig gemacht haben. Am 24. September erklärte zudem der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter, dass Wölfl ihn bereits 2004 um eine Geldsumme gebeten habe. Weitere politische Kollegen blieben bei der Aussage, nichts von den Spielschulden gewusst zu haben.[4]

Ende September wurde zudem bekannt, dass Wölfl vor seinem Selbstmord offenbar in großem Stil Akten vernichtet hat. Die Schränke in seinem Dienstzimmer seien zum größten Teil leer gewesen. Sprecher des Landratsamts Regen widersprachen jedoch dieser Darstellung und betonten, dass nichts fehle. Indes wurde am 10. Oktober das Nachlass-Insolvenzverfahren eröffnet. Wie lange das Verfahren dauern wird und ob die Gläubiger überhaupt Geld erhalten werden, ist unklar.

Anfang 2013 hatte die Staatsanwaltschaft Deggendorf ihre Ermittlungen nahezu abgeschlossen. Insgesamt hatte sie Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Vorteilsgewährung gegen 19 Beschuldigte eingeleitet. Die Ermittlungen ergaben, dass Wölfl auf Grund seiner Spielsucht hoch verschuldet war und von verschiedenen Personen Darlehen erhalten hat, die insgesamt nicht nur eine Million, sondern mindestens 1,3 Millionen Euro betragen haben. Ein Teil der Geldgeber hat den verstorbenen Landrat in Folge der Ermittlungen schwer belastet: Als sie das Darlehen gewährten, gingen sie unwiderlegbar von einer Rückzahlung aus, worin Wölfl sie getäuscht hat; er sei gar nicht in der Lage gewesen, die Darlehen vereinbarungsgemäß zurückzuzahlen. Zudem sei die Geldgabe an Wölfl im Zusammenhang mit einer konkreten Dienstausübung erfolgt. Die Initiative sei ferner nicht von den Unternehmern, sondern allein von Wölfl ausgegangen. Demnach bat Wölfl die Unternehmer um Geld mit der Begründung, er sei derzeit in einer finanziellen Notlage, da er sich mit Aktien verspekuliert habe.

Nachfolge

Nach Wölfls Tod muss innerhalb von drei Monaten ein neuer Landrat gewählt werden. Am 5. September 2011 einigten sich die Vertreter der Fraktionen im Kreistag und die Landkreisverwaltung auf den 13. November als Wahltermin. Zur Wahl standen mit Michael Adam (SPD), Franz Xaver Eckl (Wählergruppe „Franz Xaver Eckl“), Helmut Plenk (CSU), Josefa Schmid (Wählergruppe „Aufbruch Regen“) sowie Heinrich Schmidt (Freie Wähler) gleich fünf Kandidaten. Aus der Stichwahl zwischen Michael Adam und Helmut Plenk am 27. November 2011 ging letztlich der bisherige Bodenmaiser Bürgermeister Adam mit 57,3 Prozent der Stimmen als Sieger hervor.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Beitrag auf pnp.de: „Tod von Heinz Wölfl: Rätselraten über den Unfallhergang“
  2. Beitrag auf pnp.de: „Tod von Heinz Wölfl: ‚Keine Anzeichen auf Vorteilsnahme‘“
  3. Beitrag auf pnp.de: „Fall Wölfl: Korruptions-Ermittlungen gegen unbekannt“
  4. Beitrag auf pnp.de: „Fall Wölfl: Landräte sind ratlos – Bernreiter um Geld gebeten“

Literatur

Weblinks