Hermann (Abt)

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Hermann (* 1200/1201; † 31. Juli 1275 im Kloster Niederaltaich) war ein Benediktiner und von 1242 bis 1273 Abt von Niederaltaich.

Leben und Wirken

Er besuchte die Klosterschule von Kloster Niederaltaich und trat als Mönch in das Kloster ein. Unter Abt Dietmar III. versah er das Amt des Kustos. Mehrfach wurde er mit Missionen zum Kaiser nach Verona und nach Rom betraut.

Nach Dietmars Tod wurde er einstimmig zum Abt gewählt. In seiner langen Amtszeit ordnete er die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Abtei. Das von ihm angelegte Urbarium et Codex hirsutus und die Schrift De rebus suis gestis (1242 - 1273) berichten von seinen Maßnahmen.1244 trat er das Schloss Flintsberg an Herzog Otto ab, wofür der Herzog 1246 das Kloster von der Maut und dem Zoll befreite. Rapoto III. Graf von Ortenburg gewährte ihm 1247 Maut- und Zollfreiheit zu Pleinting und Bischof Rudiger 1249 zu Passau.

Mit hohem Kostenaufwand erwarb er mehrere umliegende Schlösser und ließ sie anschließend zerstören, um gefährliche Nachbarschaft zu verhindern. 1245 legte er einen Kanal an und ließ daran in der Nähe des Klosters die erste eigene Mühle erbauen. Herzog Heinrich schätzte den tatkräftigen Abt und erwählte ihn zum Taufpaten seiner Kinder. Das große Ansehen des Klosters zu Hermanns Zeit erweist sich auch daraus, dass fünf Mönche aus Niederaltaich zu Äbten anderer Klöster gewählt wurden, nämlich Asbach, Biburg, Vornbach, Oberalteich und Prül.

1262 beantragte Abt Hermann die Heiligsprechung Gunthers in Rom. Besondere Bedeutung erlangte er als Verfasser mehrerer Werke, die sich mit der Niederaltaicher Klostergeschichte beschäftigen. Die Geschicke des Klosters in Vergangenheit und Gegenwart behandeln De institutione monasterii Altahensis (741-1271), De spoliatione monasteriorum per Arnolfum ducem Bawariae und De advocatis Altahensibus (900-1273), in dem die üblen Auswirkungen des mittelalterlichen Vogteiwesens geschildert werden, während er in der Genealogia Ottonis II ducis Bavariae (1170-1250) dem Nachfolger der Grafen von Bogen als Vogt ein freundlicheres Denkmal setzte. Sein Hauptwerk sind die den Zeitraum von 1137 bis 1273 umfassenden Annales, die zu den wichtigsten Quellenwerken des 13. Jahrhunderts zählen und mehrfach fortgesetzt wurden. 1273 trat er aus Alters- und Gesundheitsgründen zurück und starb nach einer schweren zweijährigen Krankheit.

Literatur

  • Joseph Klämpfl: Der ehemalige Schweinach- und Quinzingau, 2. Aufl. 1855, Nachdruck 1993, Neue Presse Verlags-GmbH, Passau, ISBN 3-924484-73-2
  • Hans-Michael Körner (Hg., unter Mitarbeit von Bruno Jahn): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Band 2 H-O, K. G. Saur München 2005, ISBN 3-598-11460-5
  • Franz-Josef Schmale: Hermann. in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 648 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd100946046.html
  • Sven Bauer: Kloster Rinchnach. Seine Geschichte von der Gründung bis zur Säkularisation, nach Gotthard Oswald: Das Kloster Rinchnach, 1903. Herausgegeben von Ursula Grabmaier, Vertrieb Morsak Verlag Grafenau; Rinchnach 2011, ISBN 978-3-86512-023-6