Hochwasser 2002 (Passau)

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Blick in Richtung Süden auf das überschwemmte Passau.
Blick in Richtung Norden auf das überschwemmte Passau (mit der gesperrten, beinahe überfluteten Innbrücke).

Das Hochwasser 2002 in Passau war eines der schlimmsten in der Geschichte der Stadt. Es fand seinen Höhepunkt am 13. August 2002, als die Pegelstände (Donau 10,81 bzw. Inn 8,42 m) fast an die des Jahrhunderthochwassers des Jahres 1954 heranreichten.

Ablauf

Ursache und Verlauf

Durch die starken Regenfälle in den Alpen sowie im Erz- und Riesengebirge zwischen dem 6. und 9. und dem 11. und 15. August 2002 stiegen innerhalb weniger Stunden die Wasserpegel an. Am 12. August um 8 Uhr wurde in Passau der Katastrophenfall ausgerufen, denn die Pegel schnellten so rasant nach oben wie noch nie: Kurz nach Mitternacht stieg die Donau auf 9,98 Meter, der Inn war bei 7,75 Metern. Am 13. August um 13.30 Uhr erreichte die Donau dann den Rekordpegel von 10,81 Metern, der Inn stand an der Spitze bei 8,42 Metern.

40.000 Sandsäcke wurden an die Donau-Anwohner verteilt, doch die Dämme hielten den Wassermassen nicht stand. Unzählige Keller liefen voll, auch viele erste Stockwerke in Altstadt-Wohnungen standen unter Wasser. In weiten Teilen der Altstadt war die Fortbewegung nur mehr per Boot möglich. Viele Innstädter saßen vorübergehen in ihren Häuser fest, auch Hals musste mit Booten versorgt werden. Hinzu kam, dass die Innbrücke während des Hochwassers zeitweise gesperrt werden musste, womit die Innstadt verkehrstechnisch komplett vom Rest der Stadt abgeschnitten und nur noch zu Fuß (etwa über den Fünferlsteg) zu erreichen war.

Aufräumarbeiten

Es vergingen etliche Tage, bis die Stadt wieder zur Normalität zurückfand. Mit dem Abklingen des Hochwassers transportierten die Hilfskräfte die Sandsäcke vor Häusern in dem Maß ab, wie das Wasser sank, damit die Mauern trocknen konnten. Als Häuser wieder zugänglich waren, beseitigten sie die Schlammmassen mit Baggern, Schaufeln und Feuerwehrschläuchen. In vielen Straßen und Gassen türmte sich der Sperrmüll aus überschwemmten Wohnungen, Kellern und Garagen. Es wurden dafür extra 13 „Treibgut“-Sammelstellen eingerichtet. Diese außertourliche Entsorgung wurde allerdings auch von einigen Bürgern zweckentfremdet, um altes Gerümpel loszuwerden.

Helfer

OB Albert Zankl mit Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Rettungskräfte

Rund 1.000 Rettungskräfte kämpften parallel Tag und Nacht mit den Passauer Privat- und Geschäftsleuten gegen die Fluten. Insgesamt waren rund 5.000 Helfer von Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk und Wasserwacht im Einsatz.

Als Stadtbrandrat damals gerade mal ein Jahr im Amt, gehörte Dieter Schlegl zu den wichtigsten Männern des Krisenstabs. Dieses Hochwasser ist bis heute der größte und ausgedehnteste Einsatz, den Schlegl in seiner Laufbahn als Feuerwehrler mitgemacht hat. In einer dieser dramatischen Nächte fuhr Schlegl gar nicht mehr nach Hause, sondern legte sich einfach auf eine Bank beim Römerplatz, wo damals die Einsatzleitung der Feuerwehr war.

Als Mann der Tat – und als Oberbürgermeister in Gummistiefeln und im Blaumann – ging auch Albert Zankl fast weltweit durch die Medien. Darauf wird er heute noch angesprochen.

Der „falsche Leutnant“

Hunderte Helfer kämpften tagelang in Passau bis zur Erschöpfung gegen die Fluten an – bundesweite Bekanntheit erlangte ausgerechnet einer, der böses Schindluder mit seinen „Kollegen“ trieb. Medien in ganz Deutschland griffen begierig die Geschichte des „falschen Leutnants von Passau“ auf: Der damals 19-jährige Franke Marco F. meldete sich hier zum Hochwassereinsatz und gab sich als „Leutnant der Militärpolizei“ aus - obwohl er in Wirklichkeit nie bei der Bundeswehr war. Schnell fing er an, die Hilfskräfte herumzukommandieren, ließ Soldaten strammstehen, ordnete Übungen mit Feuerwehrschläuchen an. Schließlich lud er eine Sandsack-Palette derart ungeschickt von einem Transporter ab, dass einem Pockinger Soldaten der Fuß zerschmettert wurde. Als es den Einsatzleitern zu bunt wurde, setzten sie ihn in den nächsten Zug. Zum „Dank“ ließ Marco F. die Jacke eines Passauer Feuerwehrmanns mitgehen. In den überfluteten neuen Bundesländern leistete er danach ähnliche Bären-Dienste.

Später wurde Anklage wegen Amtsanmaßung, Titelmissbrauchs und Körperverletzung gegen den Hochstapler erhoben.

Schäden

Es war für Passau das schlimmste Hochwasser seit 1954 (bei einem damaligen Donau-Pegel von 12,20 Meter). Allein in Passau richteten die Überschwemmungen zehn Millionen Euro Schaden an, in ganz Bayern beliefen sich die Schäden auf knapp 1,5 Milliarden. Die Bundesregierung reagierte mit einem Soforthilfeprogramm. Der Landkreis Passau bekam davon 2,1 Millionen, die Stadt Passau 569.000 Euro, der Landkreis Regen 929.000 Euro und der Landkreis Deggendorf 1,3 Millionen Euro.

Die Katastrophe löste aber auch eine Welle der Hilfsbereitschaft aus: Allein auf das Spendenkonto der PNP gingen innerhalb eines Monats drei Millionen Euro ein. Das Geld wurde als Soforthilfe direkt an die Betroffenen weitergeleitet.

In Folge der Schäden durch die Überschwemmungen wurde letztlich auch die Kräutlsteinbrücke stillgelegt.

Weitere Bilder

Siehe auch

Literatur

Weblinks