Hofapotheke zum Schwarzen Adler

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Die Hofapotheke zum Schwarzen Adler.
Wolfgang Zormaier in der Passauer Hofapotheke.
Die Decke der Apotheke mit dem venezianischen Lüster.

Die Hofapotheke zum Schwarzen Adler (meist nur Hofapotheke) ist eine Apotheke in der Altstadt von Passau. Sie wurde 1384 erstmals erwähnt und ist damit nicht nur eine der ältesten Apotheken Deutschlands, sondern nachweislich die älteste Apotheke in Bayern. Zudem wurde sie 2010 zur schönsten Apotheke Deutschlands gewählt. Sie befindet sich seit 1753 in Familienbesitz.

Architektur

Der dreigeschossige Bau mit barocker Fassade, querovalen Okuli und Vorschussmauer stammt im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert. Nach den Stadtbränden von 1662 und 1680 wurde das Haus erneuert. Im Hof befindet sich ein zweigeschossiger Laubengang aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der 1970 im Rahmen von Baumaßnahmen geschlossen wurde. Das hochwassersichere Gebäude ist großdimensioniert unterkellert, verfügt über einen Personenaufzug und über eine moderne Heizanlage. Es hat bis auf wenige Ausnahmen seine barocken Stuck- und Gewölbedecken bewahrt. 1999 und 2000 wurde das komplette Haus umgebaut und modernisiert sowie insgesamt fünfgeschossig ausgebaut. 2013 folgte eine erneute Sanierung.

Das Gebäude, das sich vom Residenzplatz aus unvermutet tief rund 50 Meter nach hinten fortsetzt, hat rund 1.400 Quadratmeter Nutzfläche, 176 Quadratmeter Gewerbefläche, 909 Quadratmeter Wohnfläche und etwa 200 Quadratmeter Garten. Es steht – wie die gesamte Altstadt – unter Ensembleschutz.

Geschichte

Anfänge einer Apotheke in Passau

Die Geschichte einer Apotheke am Hof des Passauer Bischofs ist bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar. In einem Testament vom 1. Juli 1384 will der Apotheker Niclo im Gegenzug für eine großzügige Spende im Domkreuzgang bestattet werden – und dieser Wunsch wurde ihm offenbar erfüllt. Bis ins 18. Jahrhundert war es ausschließlich den familiares episcopi, Personen, die am fürstbischöflichen Hof eine Funktion ausübten, vorbehalten im Domkreuzgang beigesetzt werden zu dürfen, so dass Niclo zu recht als erster bekannter Hofapotheker in Passau gilt.

Status als Hofapotheke

In einem Schreiben vom 12. Juni 1589 wird schließlich Apotheker Johann Andreas Horn – der die Apotheke von 1573 bis 1595 führte – erstmals vom Fürstbischof als Hofapotheker bezeichnet. Dieser Titel ging auch auf seine Nachfolger über. Als weitere frühe Apotheker sind Sigmund Blüml († 1539), Paulus Schauer (1545-1554), Johann Busswehe (1595-1605), Stephan Gmainwieser sen. (1613-1636) und Stephan Gmainwieser jun. (1636-1649) bekannt.

Den besonderen Status als Hofapotheke der Passauer Fürstbischöfe durften die Apotheker durch das Anbringen des fürstbischöflichen Wappens betonen. Das Wappen des Hauses Österreich – ein schwarzer Doppeladler – über dem Eingang der Apotheke erinnert bis heute an die beiden Erzherzöge Leopold und Leopold Wilhelm auf dem Passauer Bischofsthron und wurde wahrscheinlich von Hofapotheker Stephan Gmainwieser in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges angebracht. In der Zwischenzeit war es immer wieder durch die Wappen der jeweils regierenden Fürstbischöfe ersetzt worden, etwa das von Fürstbischöf Sebastian von Pötting oder der Fürstbischöfe von Lamberg und von Rabatta. Einige sind an der Decke des gemalten Verkaufsgewölbes der Hofapotheke auch heute noch zu bewundern. Im Zeichen der Tradition erinnern Wappen und Habsburger Schild heute wieder an das erste der Hofapotheke verliehene Wappen.

In Familienbesitz seit 1753

Am 1. Oktober 1753 übernimmt Provisor (Apothekenverwalter) Franz Sebastian Röttler aus dem niederösterreichischen Gaming die Hofapotheke – und begründete damit eine bis heute andauernde Familientradition. Denn seither wechselten zwar die Namen in der Hofapotheke, die Familie aber nicht mehr: Unter ihnen war auch Friedrich Pummerer, der 1887 Anna, Tochter des letztmaligen Hofapothekers Vinzenz Victorini, heiratete und nach einigen Wirren 1912 die Hofapotheke übernehmen durfte. 1920 übergab er die Leitung der Apotheke an seinen Schwiegersohn Georg Zormaier. Das gesamte Vermögen der Victorinis im Wert von 100.000 Goldmark war bereits durch die Inflation 1923 verloren gegangen. Aber die Apotheke überlebte – bis heute. Inzwischen wird die Apotheke seit 1998 von Wolfgang Zormaier (* 1964), dem Sohn von Josef Zormaier, in achter Generation geführt.

Weil die Lage der Apotheke nach heutigen Maßstäben nicht mehr ideal ist, entschloss sich die Apothekerfamilie im Sommer 2014 zum Teilverkauf des geschichtsträchtigen Hauses, das sie seit acht Generationen ihr Eigen nennt. Wolfgang Zormaier führt die Hofapotheke im Erdgeschoß aber weiter.

Besonderheiten

Innenausstattung

Die Ursprungs-Ausstattung der Apotheke aus dem Jahre 1650 wurde zwar dem Oberhausmuseum Passau gestiftet, die „moderne“ Einrichtung von 1860 aus massiver Eiche verbreitet aber nach wie vor historisches Flair. Von der Stuckdecke, die Wolfgang Zormaier 1985 selbst mitabgebeizt hat, hängt ein venezianischer Lüster.

Historische Hausrezepte

Nach alten Rezepten, die Vater und Großvater in einem kleinen Büchlein handschriftlich zusammengetragen haben, werden auch heute noch Hausrezepte gemischt, die es so nur in der Hofapotheke gibt. In dem „Manuale“ finden sich Rezepturen für Hühneraugen-Tinktur, Hirnvieh-Pulver, Blähsucht-Tropfen oder Locken- und Kräuselwasser. Nach diesen Dingen wird zwar weniger verlangt, ein Klassiker bei der Kundschaft ist aber noch immer die so genannte „Glifft“-Schmiere, die laut Zormaier garantiert helfen soll gegen rissige und rauhe Stellen an Händen und Füßen. Für solche Spezialitäten kommen die Kunden von weit her.

Schönste Apotheke Deutschlands

Im Jahr 2010 wurde die Hofapotheke bei einem Online-Voting des Softwareunternehmens Pharmatechnik mit Sitz in Starnberg zur schönsten Apotheke Deutschlands gewählt. Rund 40 Apotheken standen zur Wahl, von den 80.000 abgegebenen Stimmen fielen die meisten auf die Passauer Hofapotheke. Parallel dazu gab es eine unabhängige Abstimmung einer Fachjury, die zu demselben Ergebnis kam.

Kontakt

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Residenzplatz 12
94032 Passau

Telefon: +49 851 2408
Telefax: +49 851 37517

Internet: www.hofapotheke-passau.de

Literatur