Huadersau

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zunderschwamm bei Bärnzell (Foto: Konrad Lackerbeck, 2017)

Huadersau, auch Hudersau oder Hodernsau, ist der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an den Stämmen alter Buchen. Als Weißfäule-Erreger fördert er die Zersetzung des Totholzes.

Beschreibung

Der Zunderschwamm wächst bevorzugt an der Buche, aber auch an Ahorn, Birke und Esche. Ein gesundes Exemplar hat jährlich Zuwachs, der an den Ringen (Zuwachskanten) der Rinde abgelesen werden kann. Seine Ernte am stehenden Holz schädigten den Stamm, insbesondere bei einem Aufstieg des Sammlers mit Steigeisen. Zur pilzkundlichen (mykologischen) Beschreibung siehe u.a. das betreffende Lemma in Wikipedia[1].

Name

Alois Zechmann berichtet „von verschiedenen Bezeichnungen für den Zunderschwamm im Bayerischen- und Böhmerwald. Sie variieren von Hadersau zu Hodensau[2] im Oberen Bayerischen Wald zu Hudersau im Unteren. Es gab aber auch die Bezeichnungen Zundel, Zuntern im Dreisesselgebiet und Zunterkügl, Zunterhuaf und Zunterhuf im Böhmerwald“.

„Der im Bayerischen Wald noch heute übliche Name „Hadernsau“ wird aus dieser Nutzung (für Textilien) abgeleitet: ‚Hadern‘ für Stoff- bzw. Zundernlappen und ‚Sau‘ für grobe, ungeschlachte Formen.“[3]

Agriopyrum repens, die Gemeine Ackerquecke, wird gelegentlich geringschätzig als „Huder“ bezeichnet.
Die hier überlieferte Form „Huadersau“ ist wie „Ruach“ (= Geizhals) oder „Ruepp“ (L. Thoma) auszusprechen.

Nutzung

Zunderschwamm diente als durch Funken leicht entzündbares Hilfsmittel zum Anzünden von Brennstoffen, Leuchtmitteln und Pfeifentabak. In aufwändiger Bearbeitung wurden aus dem Fruchtfleisch warme diffusionsoffene Kappen („Zunderkappen“) und Fäustlinge hergestellt.
Außerdem diente Zunder für medizinische Zwecke.

Aus den getrockneten Fruchtkörpern wurden von Heimarbeitern (Holzbitzlern Wandkonsolen für ausgestopfte Vögel und Kleingetier hergestellt.

Das Huadersau-Spiel

In der Erzählung „Huadersautreiben“[4] von 2008 werden die Regeln des Bewegungsspiels beschrieben, das Kinder und Jugendliche auf Dorf- und Landstraßen spielten. Mit Stöcken wird ein Zunderschwamm von mehreren Spielern in ein Ziel getrieben. Die Beschreibung fußt auf einem Bericht des Reiseschriftstellers Johann Nep. Bachmeier, der 1945 im Böhmerwald geboren wurde.

Statt des unregelmäßig geformten Zunderschwamms wurden später Blechbüchsen verwendet, deren Bewegungsbahnen ähnlich willkürlich verlaufen.

Literatur

  • Josef Blau: Böhmerwälder Hausindustrie und Volkskunst, Band 1, Wald- und Holzarbeit, Prag (Calve) 1917/18 (= Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde, Band 14,1), S. 404–409: Der Schwammkappenmann, ein verschollener Bekleidungskünstler aus dem Böhmerwalde
  • Georg Priehäußer: Über den Zunderschwamm. Verlagsort (?), 1931
  • Alois Zechmann: Plädoyer für einen Parasiten. …über die Hudersau, in: Schöner Bayerischer Wald, 2003, Nr.5, S. 22–24
  • Martin Ortmeier: Huadersautreiben, in: Landstrich. Eine Kulturzeitschrift, Nr. 24 (2008), S. 21–27
  • Ivana Sieberová und Ludoš Smolík: Čepice z choroše. Mützen aus Zunderschwamm. In: Günter Bauernfeind, Bärbel Kleindorfer-Marx, Ivana Sieberová und Ludoš Smolík (Hgg.): Made in Cham. Made in Klatovy. Bayerisch-böhmische Produktgeschichten. Bavorsko-české dějiny výrobků. Furth im Wald (Landkreis Cham) 2015, ISBN 978-3-931210-09-0, Signatur Staatliche Bibliothek Passau: S/Ts 282, S. 124–127

Weblinks

  • Lemma „Zunderschwamm“ in Niederbayernwiki [1]
  • Info des Vereins Pro Nationalpark über den Zunderschwamm [2]

Anmerkungen

  1. Das Lemma "Zunderschwamm" in Wikipedia [3]
  2. Richtig wäre vermutlich „Hodernsau“ oder „Hadernsau“.
  3. Siehe das Lemma „Zunderschwamm“ in Niederbayernwiki [4]
  4. Siehe Literatur: Ortmeier