Isidor Wühr

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Isidor Wühr beim Studium alter Zeitungsbände in seinem „Kammerl“. (Foto: Hackl)
Das Türschild am Rathaus-Keller. (Foto: Hackl)

Isidor Wühr (* 5. Januar 1929 in Grafenried; † 16. Dezember 2011 in Viechtach) war von 1957 bis 1996 Bürgermeister der Gemeinde Drachselsried und betrieb eine Zeitungsagentur für den Viechtacher Bayerwald-Boten.

Leben und Wirken

In Wührs Geburtsort Grafenried (Gemeinde Drachselsried) betrieb seine Mutter eine „Kolonialwarenhandlung“, wie es damals hieß. Zur Schule ging er in Drachselsried und in der Kirche St. Ägidius war er Ministrant. Ab 1943 besuchte er die Handelsschule in München, wo er oberbayerischer Vizemeister bei einem Stenographenwettbewerb wurde.

Jugend

Als Internatsschüler war Wühr bei den schweren Luftangriffen auf München von 1943 bis 1945 als „Fahrrad-Melder“ eingesetzt und hatte dabei eine kleine Funktion bei der Hitlerjugend, was ihm später beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Als er nämlich Ende 1945 als Angestellter bei der Gemeinde Drachselsried anfangen konnte, wurde alsbald von der amerikanischen Militärregierung in Viechtach seine Dienstentlassung angeordnet. Erst nach einigen Wochen wurde der Befehl wieder aufgehoben, da er damals erst 15 Jahre alt war.

Im Dienst der Gemeinde Drachselsried

Danach absolvierte Isidor Wühr die dreijährige bayerische Verwaltungsschule und schloss sie mit der Inspektorenprüfung für die gehobene Laufbahn ab. Er war noch in Diensten der Gemeinde Drachselsried, als er 1957 zum ersten Bürgermeister gewählt wurde. Nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Alois Danzer bewarben sich drei Kandidaten um seine Nachfolge – der gerade 27-jährige „Dori“ gewann auf Anhieb mit 73 Prozent. Noch sieben Mal stellte er sich als Kandidat der Freien Wähler zur Wiederwahl, bis er 1996 nach 39-jähriger Amtszeit als „dienstältester Bürgermeister Niederbayerns“, wie eine Schlagzeile lautete, aufhörte. Im Wahlkampf sei es „immer fair zugegangen“, auch wenn ihm bei seiner letzten Wiederwahl 1990 der CSU-Bewerber, der junge Rechtsanwalt Egon Probst, schwer zusetzte.

Politische Ämter

Bereits 1960 wurde Wühr in den Kreistag des damaligen Landkreises Viechtach gewählt, dem er bis zur Landkreisreform 1972 angehörte. 1978 folgte die Wahl in den Kreistag des vergrößerten Landkreises Regen, ehe er im April 2008 die politische Bühne verließ.

Während seiner ganzen Zeit im Kreistag gehörte er dem Ausschuss für die Krankenhäuser an, er war Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses im Landkreis Regen, 24 Jahre in der Musterungskommission in Deggendorf und Landshut, zwölf Jahre im Berufsschulverband Deggendorf und drei Jahrzehnte Schriftführer im Kreisverband des Bayerischen Gemeindetages, für den er viele Bürgermeisterfahrten in europäische Hauptstädte organisierte. Von 1996 bis 2002 war er Dritter Landrat des Landkreises Regen.

Von 1978 bis 1980 war Wühr Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Zellertal, von 1996 bis 2008 gehörte er nochmals dem Gemeinderat an.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Nach dem Krieg war er Schriftführer bei über einem Dutzend örtlicher Vereine, darunter der Feuerwehr Asbach und beim Bayerischen Wald-Verein. Später wirkte er 20 Jahre lang bei der Drachselsrieder Jagdgenossenschaft mit damals noch fünf „Jagdbögen“ und bis zuletzt beim Grafenrieder Veteranenverein und beim Zellertaler Fischereiverein, an dessen Gründung er 1958 maßgeblich beteiligt war.

Für seine Verdiente wurde er 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2010 mit der Bürgermedaille der Gemeinde Drachselsried ausgezeichnet.

Lebensabend beim Viechtacher Bayerwald-Boten

Über 50 Jahre war Wühr freiberuflicher Mitarbeiter des Viechtacher Bayerwald-Boten, berichtete vom aktuellen Gemeindegeschehen, über Geburtstage und Todesfälle, bis hin zur Christbaumversteigerung.

Private Rückschläge

Schwer getroffen hat ihn der frühe Tod seiner geliebten Gattin Eleonore, die im Januar 2000 im Alter von erst 63 Jahren gestorben ist. Umso mehr schätzte er die Verbundenheit und die Unterstützung seiner fünf Kinder und der zehn Enkel.

Wühr, der zuletzt an Leukämie litt, wurde am 12. Dezember 2011 wegen akuter Beschwerden in das Krankenhaus Viechtach eingeliefert, wo er am Morgen des 16. Dezember verstarb. Am 20. Dezember 2011 fand in Anwesenheit u. a. von Staatsminister Helmut Brunner und Landrat Michael Adam der von Pater Mirko zelebrierte Trauergottesdienst in der Pfarrkirche St. Ägidius in Drachselsried statt. Isidor Wühr ist auf dem Friedhof Drachselsried bestattet.

Auszeichnungen

Literatur

  • Franz Hackl: 80 Jahre Dori - eine Lebensgeschichte. In: Passauer Neue Presse vom 5. Januar 2008 (S. 31)
  • Franz Hackl: Er war ein Urgestein der Kommunalpolitik. In: Der Bayerwald-Bote vom 17. Dezember 2011 (S. 31)
  • Franz Hackl: Es war ein Leben für die Mitmenschen. In: Der Bayerwald-Bote vom 21. Dezember 2011 (S. 29)