Jesuitenkolleg (Passau)

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Das ehemalige Jesuitenkolleg in Passau, heute Gymnasium Leopoldinum
Der Uhrturm

Das ehemalige Jesuitenkolleg ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude in Passau (Michaeligasse 15). Es beherbergt heute das Leopoldinum. Westlich des Jesuitenkollegs steht die ehemalige Jesuitenkirche St. Michael. Der angebaute Bereich der ehemaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule gehört mittlerweile zur Universität Passau. Der Barockbau gegenüber der Straße beherbergte das Seminar der Jesuiten und ist heute das Haus der Staatsbibliothek.

Geschichte

Das Jesuitenkolleg wurde am 11./12. Februar 1612 von Erzherzog Leopold von Österreich gestiftet. Nach dem Abbruch von fünf hier stehenden Häusern fand am 1. November 1612 die Grundsteinlegung statt. Der Fürstbischof, der selbst von Jesuiten erzogen worden war und diese nach Passau berufen hatte, finanzierte den Bau weitgehend aus seinen privaten Mitteln.

Das kastellartige Gebäude mit Sternwarte wurde 1613 vom Elsässer Jesuitenpater Johannes Isfording aus Molsheim erbaut. Es war zugleich Gymnasium und Diözesanhochschule, vorübergehend auch Klerikalseminar. 1612 wurde Johannes Baptist L’Abbe erster Leiter der Jesuitenschule. Der erste Rektor des Kollegs wurde 1618 Johannes Isfording. Erst 1625 war das umfangreiche Gebäude fertiggestellt.

Beim Stadtbrand von 1662 wurde das Kolleg schwer beschädigt und beim Wiederaufbau 1664 um ein Geschoss erhöht. Bis kurz vor der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 beherrschten die Jesuiten die Geistlichenbildung im Bistum Passau. Zum Zeitpunkt der Auflösung des Kollegs war Johann Baptist Schöttl Schulleiter.

Das Gymnasium fiel nun als Bischöflich Akademisches Gymnasium an das Hochstift, 1797 an den Geistlichen Rat und nach der Säkularisation zum bayerischen Schulwesen. Heute beherbergt das ehemalige Kolleg das Gymnasium Leopoldinum, das 1971 vom Freistaat Bayern der Stadt Passau übergeben wurde.

Beschreibung

Ein in ganzer Höhe turmförmig vortretender Mittelrisalit untergliedert die scheinbar fünfgeschossige Fassade mit drei Hauptgeschossen zum Innufer. Die Geschosse tragen Bandgesimse, die Ecken Putzrustifizierungen. Das Hauptportal zeigt eine ungewöhnliche Form in der dreifachen Stufung des Rahmens. An der Nordecke des Ostflügels steht ein bauzeitlicher Turm mit Glockengeschoss, Uhr und Observatorium. An der Südfassade befindet sich eine Muttergottesfigur. Im Innenhof ist Fassadenmalerei aus der Erbauungszeit um 1625 sowie eine Büste des Fürstbischofs Erzherzog Leopold von Österreich zu sehen.

Das Haupttreppenhaus auf der Westseite zeichnet sich durch Wandverkleidungen aus Marmor und reichen Stuckzierat aus. Im Fürstenzimmer im Erdgeschoss befinden sich Stukkaturen aus der Schule von Carlone. Im ehemaligen Refektorium, heute Aula, sind einige Handschriften ausgestellt, darunter die sogenannte „Vornbacher Bibel“ von 1421.

Galerie

Literatur

  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9