Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos
Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos (* 16. März 1843 auf Schloss Zeil in Württemberg; † 6. Juni 1903 in München) war ein deutscher Adeliger aus dem Geschlecht derer von Preysing. Er war Reichstagsabgeordneter und Großkanzler des St. Georg-Ritterordens. Über viele Jahre hinweg setzte er sich politisch wie auch finanziell für die Belange der Stadt Plattling und ihrer Umgebung ein. Er war der Vater von Johann Georg von Preysing und der Onkel von Konrad von Preysing.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Nach Absolvierung des Gymnasiums in Mainz studierte er zunächst in Bonn, dann in München. Es folgten ausgedehnte Bildungsreisen: Fünf Jahre in Italien, Reisen in den Orient, die ihn nach Ägypten und Nubien führten. Durch seine nicht sehr stabile Gesundheit waren diese Reisen nicht ungefährlich. Aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes trat er auch nicht zum Militärdienst an.
Als 1870 der deutsch-französische Krieg ausbrach, setzte er sich dafür ein dass sich der Sankt-Georgs-Ritterorden, bei dem er zeitweise auch Leiter einer Ordensniederlassung (Kapitular-Komthur) war und ab 1896 auch Großkanzler, um die Versorgung der Verwundeten annahm. Er selbst war als Delegierter des St. Georgs-Ordens von Anfang August bis Ende Dezember auf dem Kriegsschauplatz tätig. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches kandidierte er für das Zentrum im Wahlkreis Straubing zum Reichstag. Er wurde ins Amt gewählt und blieb dort bis 1893. Engagiert setzte er sich gegen eine Ausweitung des Militärs ein, sehr zum Missfallen von Reichskanzler Graf Leo von Caprivi. Seine Wahlergebnisse lagen zwischen 68,68 und 98,67 Prozent. Er musste dann zwei Wahlperioden aussetzten und wurde 1900 als Nachrücker für den verstorbenen Reichsrats Ratzinger im Wahlkreis Deggendorf mit 51,21 Prozent der Stimmen erneut gewählt. Bis zu seinem Tod blieb er ein Mitglied des Reichstages. Im amtlichen Reichstags-Handbuch wird sein Beruf mit Königlicher Kämmerer angegeben. Zugleich war er auch Fideikommissbesitzer auf Schloss Moos. Fideikommiss war die Verwaltung eines unteilbaren Grundbesitzes, der immer nur einer Person weiter vererbt werden konnte. Die Weimarer Verfassung verbot später den Fideikomiss.
Er wirkte auch in der Kammer der Reichsräte mit, der er als erblicher Reichsrat der Krone Bayerns von 1881 bis 1903 angehörte.
Er heiratete Christiane von Arco-Zinneberg am 4. Mai 1878 in München. Fünf Söhne und fünf Töchter gingen aus ihrer Ehe hervor. Zwei der Töchter gingen ins Kloster, die Söhne Kaspar und Johannes fielen im Ersten Weltkrieg. Sein erstgeborener Sohn Max Emanuel nahm sich mit 35 Jahren (1913) das Leben, der jüngste Sohn Christoph starb vor dem Erreichen seiner Volljährigkeit. Der letzte Sohn Georg heiratete die bayerische Prinzessin Gundelinde. Der einzige Sohn aus dieser Ehe, Kaspar, starb 1940. Die männliche Linie Preysing-Lichtenegg-Moos erlosch.
Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos starb nach einer längeren schweren Krankheit am 6. Juni 1903 in München. Er wurde nach Moos überführt und in der Familiengruft in der Pfarrkirche in Kurzenisarhofen beigesetzt. Sein Freund Georg von Hertling beschrieb ihn als „durchaus eigenartige, in keinerlei Schablone einzupassende Persönlichkeit.“
Preysing und Plattling
Als Reichsrat in Berlin setzte sich Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos für die Belange seiner niederbayerischen Heimat ein. Nach einem schweren Brand in Plattling leistete er finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau der Stadt. Er setzte im Reichstag durch, dass Plattling zum Eisenbahn-Knotenpunkt wurde. Auch die Gründung der Feuerwehr und des Kolpinghauses (heutiger Bischofshof) ist sein Verdienst. 1889 ließ er in Moos eine Mädchenschule errichten. Eine Stiftung für bedürftige Plattlinger Kinder gründete er 1902.
Die Stadt Plattling überreichte ihm am 21. Mai 1901 die Ehrenbürger-Urkunde und benannte die Straße, an der sich zahlreiche Immobilien der gräflichen Familie befanden, in Preysingstraße um. Ferner wurde die Plattlinger Realschule nach Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos benannt. Der obere Stadtplatz Plattlings wurde am 24. Februar 1902 zum Preysingplatz. Am 9. Juli 1907 wurde ihm zu Ehren ein Denkmal vor dem Rathaus errichtet. Es stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Georg Busch. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Denkmal eingeschmolzen. Erst im Jahr 1983 wurde es wieder aufgestellt. Möglich war dies, weil ein Abguss des Oberkörpers existierte. Die untere Körperhälfte wurde nach Original-Fotos ergänzt. Die Statue ist aus Bronze und 2,50 Meter hoch. Sie steht auf einem etwa gleich hohem Sockel aus Muschelkalk.
Auszeichnungen
Literatur
- Isar-Bote vom Mai 1901
- Sitzungsprotokoll des Magistrats der Stadt Plattling für das Jahr 1901
- Konrad Kellermann/pz: Vom Schöpfer des Preysing-Denkmals In: Passauer Neue Presse vom 10. März 2012 (S. 37)
Weblinks
- Eintrag über Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos in der Wikipedia
- Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos in der Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs (der genaue Datensatz muss mit der Suchfunktion ermittelt werden)
- Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Johann Conrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Albrecht, Dieter, „Preysing-Lichtenegg-Moos, Johann Konrad Friedrich Graf“, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 715 f.