Johann Nepomuk Neumann

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Johann Nepomuk Neumann um 1860.
Bildnis von Bischof Johann Nepomuk Neumann vor den Kirchen von Prachatitz, Rom und Philadelphia (v.r.) an der Rückseite der Bischof-Neumann-Kapelle.
Eng an den Felsen geschmiegt steht unterm Hochstein am Dreisessel die Bischof-Neumann-Kapelle. (Foto: Steiml)

Johann Nepomuk Neumann, teils auch Johannes Nepomuk Neumann, (* 28. März 1811 in Prachatitz, Böhmerwald; † 5. Januar 1860 in Philadelphia, Pennsylvania, USA) war Bischof von Philadelphia und ist 1977 heilig gesprochen worden. Sein Gedenktag ist der 5. Januar. Ihm zum Andeken erbauten die Böhmerwäldler die Bischof-Neumann-Kapelle auf dem Dreisessel direkt an der Grenze zur Tschechischen Republik.

Leben und Wirken

Kindheit & Ausbildung

Der Vater, Philipp Neumann, war ein aus Obernburg am Main zugezogener Strumpfwirker. Mit der Prachatitzer Bürgerstochter Agner Lebisch, die er geheiratet hatte, gründete er einen eigenen Betrieb. Sechs Kinder wurden den Eltern geboren, von denen Johann Nepomuk das vierte war. Außer ihm gehörten später noch eine Schwester und ein Bruder dem Ordensstand an.

Vater und Mutter waren zutiefst fromme, katholische Christen, und so erzogen sie auch ihre Kinder im gleichen Geiste überzeugter Religiosität. An der Hand seiner Mutter, die täglich zur heiligen Messe ging, übte sich der Knabe von klein- auf in religiösen Pflichten, jedoch verspürte er zunächst keine Neigung zum Priesterstand. Erst als der begabte Schüler zusätzlich in Latein unterrichtet wurde, kam ihm der Wunsch zu studieren. Zu Allerheiligen 1823 zog er mit 20 Mitschülern aus Prachatitz nach Budweis an das Gymnasium der ehrwürdigen Patres Piaristen. Nach der Matura kam für den jungen Mann zwar eine schwere Glaubenskrise, doch dagegen stand seine tiefe Neigung, Gott sein Leben als Werkzeug anzubieten. Das Priesterseminar war überfüllt, doch wie durch eine Wunder wurde Johann Nepomuk Neumann ohne jegliche Empfehlung, die eigentlich notwendig gewesen wäre, aufgenommen. Nun lag sein Weg klar vor ihm.

In den Jahren 1832/33 stieß er gemeinsam mit seinem Studienkollegen Adalbert Schmidt auf die Veröffentlichungen der Wiener Leopoldinenstiftung, deren großes Anliegen die Mission war, vor allem die Mission bei den nach Nordamerika ausgewanderten Deutschen. Dieser Gedanke zog die beiden künftigen Theologen dermaßen an, dass sie schließlich den Entschluss fassten, als Missionare nach Nordamerika zu gehen. Zur gleichen Zeit erhielt der Budweiser Domvikar Hermann Dichtl die Nachricht, dass junge Theologiestudenten gesucht würden, die bereit wären, in die amerikanische Diözese aufgenommen zu werden. Dichtl kannte die Pläne der beiden Freunde und war hoch erfreut, in ihnen die ersten Missionare für Nordamerika gefunden zu haben. Doch es fehlte an Barmitteln für die Überfahrt von gleich zwei Personen. Schmidt blieb schließlich zurück.

Auswanderung

Am 8. Februar 1836 verließ Neumann sein Elternhaus. Er brachte es nicht über sich, Abschied von den geliebten Eltern zu nehmen. Er verließ frühmorgens das Haus und bat die Eltern in einem Abschiedsbrief um ihr Verständnis und ihren Segen. Er reiste zunächst nach Budweis. Die weite Reise von Budweis über Linz, München, Straßburg und Paris nach Le Havre gestaltete sich für den jungen Auswanderer aus dem Böhmerwald zu einer Kette von Enttäuschungen, Hindernissen und Nöten. In München erfuhr er, dass Philadelphia, sein Ziel, keine deutschen Priester aufnimmt; in Straßburg wurde diese Nachricht bestätigt. So wollte und musste er es in New York versuchen. Hungernd und frierend wartete er in Le Havre fast drei Wochen auf das Auslaufen seines Schiffes „Europa“ nach Übersee. 40 Tage dauert die Seereise. Am Fronleichnamstag legte die „Europa“ im New Yorker Hafen an.

Der greise Bischof Dubois empfing den jungen Böhmerwäldler mit großer Freude. Bereits am 25. Juni des gleichen Jahres weihte er ihn zum Priester und schon zwei Tage nach der Primizfeier reiste Neumann in sein neues Wirkungsfeld: an die Niagarafälle. Vier Jahre lang betreute er im Gebiet Rochester, Williamsville, Buchhallo und Nordbusch die deutschen, französischen und irischen Siedler. Seine Seelsorgegänge zu den Sterbenden und Kranken, zu Hochzeiten und Taufen und zum Unterrichten der Kinder legte er zu Fuß oder mit dem Pferd zurück – oft meilenweit in Schneesturm oder Sonnenglut, Morast und Sumpf, am Tage und in der Nacht. Im dritten Jahr seiner Tätigkeit erlitt Neumann einen Zusammenbruch und erkrankte ernsthaft.

Bischofsamt

1840 trat er in Pittsburgh in den Redemptoristenorden ein und er wurde der erste Novize des Ordens in den USA. Bald darauf wurde er als Seelsorger nach Baltimore versetzt. Nach vier Jahren ernannte man ihn zum Rektor des Pittsburgher Ordens und 1948 wurde er erster Oberer der nordamerikanischen Vizeprovinz. Am 1. Februar 1852 ernannte Papst Pius IX. seinen treuen Diener zum vierten Bischof von Philadelphia. Am Passionssonntag empfing er Hirtenstab und Fischerring. Mit seiner Ernennung wurden die dringenden Bitten der deutschen katholischen Einwanderer erfüllt, einen Deutschten zum Bischof zu haben. Die Diözese ist noch heute eine der bedeutendsten im ganzen Land. Zu Zeiten Bischof Neumanns zählte sie an die 300.000 Katholiken. Zwei Pfarrschulen fand Neumann in Philadelphia vor, an die hundert waren es bei seinem Tode. 80 Gotteshäuser entstanden durch seine Initiative, dazu eine Kathedrale sowie die erste Kirche für italienische Einwanderer in den USA – lebendige Stätten christlichen Lebens und steinerne Zeugnisse von Bischof Neumanns segensreichem Wirken.

Europaaufenthalt & Tod

Der Oktober 1854 brachte dem Bischof ein Wiedersehen mit Europa und im Februar 1855 sah er zum letzten Mal seine Böhmerwaldheimat. Im März 1855 kehrte der Bischof in sein Wirkungsfeld zurück. Ein Gebiet ungeheuren Ausmaßes, nämlich 450.000 Quadratkilometer, umfasste das Feld von Bischof Neumanns priesterlichem Wirken. Heute sind es 21 Diözesen. Seine körperlichen Kräfte waren bald völlig verbraucht. So war er noch nicht einmal 49 Jahre alt, als er am Vorabend des Dreikönigstages 1860 auf der Straße tot zusammenbrach.

Selig- und Heiligsprechung

„Bischof Neumann ist ein Heiliger“ – nicht nur am Wirkungsort des Bischofs wurde dieser Ruf gleich nach seinem Tode immer lauter, auch in seiner alten Heimat. Der Seligsprechungsprozess wurde vorbereitet und kein Geringerer als Kaiser Franz Joseph von Österreich war unter den Bittstellern. 1895 ordnete Papst Leo XIII. die Einleitung des Seligsprechungsprozesses an. 1921 erklärte Papst Benedikt XV. Neumanns Tugenden für heroisch. Am 13. Oktober 1963 schließlich nahm Papst Paul VI. Bischof Johann Nepomuk Neumann in die Schar der Seligen auf. Am 19. Juni 1977 erfüllte sich dann das, was schon nach seinem Tod gefordert worden war: Papst Paul VI. sprach den großen Sohn des Böhmerwaldes heilig.

Literatur

Weblinks