Johann t’Serclaes von Tilly

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Johann t’Serclaes von Tilly.
Seine letzte Ruhestätte hat Tilly in der nach ihm benannten Gruft im Kreuzgang der Stiftskirche in Altötting. (Foto: Willmerdinger)

Johann t’Serclaes von Tilly (* im Februar 1559 auf Schloss Tilly im heute belgischen Brabant; † 30. April 1632 in Ingolstadt) war einer der namhaftesten Feldherrn des Dreißigjährigen Kriegs und Heerführer der Katholischen Liga. Seine sterblichen Überreste liegen seit 1652 in einem gefensterten Sarg in der Tilly-Gruft in Altötting.

Leben und Wirken

Seine Kriegskunst erlernte er unter Alexander von Parma, in der Zeit, in der er spanische Kriegsdienste leistete. Danach trat er in lothringische und 1598 in kaiserliche Dienste. 1600 war er Oberstleutnant und focht gegen die Aufständischen und gegen die Türken in Ungarn. Ein Jahr darauf stieg er zum Obersten eines Wallonenregiments auf und wurde schließlich zum Artilleriegeneral befördert. 1610 übertrug ihm Maximilian I. von Bayern die Reorganisation des bayerischen Heerwesens.

Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs wurde Tilly zum Feldmarschall der Katholischen Liga ernannt. Am 8. November 1620 gewann er die erste Schlacht am Weißen Berg und machte sich ein Jahr später gegen den Grafen Ernst von Mansfeld auf, welchen er bis in die Rheinpfalz über die Oberpfalz verfolgte. Mansfeld besiegte Tilly am 27. April 1621 in der Schlacht bei Mingolsheim. Am 6. Mai in der Schlacht bei Wimpfen schlug Tilly aber den Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach.

In der Schlacht bei Höchst eroberte er Heidelberg, Mannheim und Frankenthal, nachdem er Herzog Christian von Braunschweig am 20. Juni besiegte. Der Sieg in der Schlacht bei Stadtlohn machte Tilly zum Kaiser im Grafenstand.

Er belagerte und eroberte mehrere niedersächsische Städte in der Zeit, in der er den niedersächsischen Reichskreis zum Kampf zwang und eine gewaltsame Restitution der protestantischen Bistümer und Klöster durchführte. Am 31. Mai 1626 ergriffen Tillys Soldaten von der Stadt Münden Besitz. Mit Plünderungen und Morden verschafften sie sich Macht. Kurz darauf begann er, Göttingen zu belagern und zu beschießen. Anfang August 1626 war die Belagerung erfolgreich abgeschlossen.

In der Schlacht bei Lutter schlug er am 27. August 1626 den Dänenkönig Christian IV. Am 22. Mai 1629 zwang er diesen zum Abschluss des Friedens von Lübeck.

Zusätzlich zu seinem Posten als Heerführer der ligistischen Truppen übernahm er als Generalleutnant der kaiserlichen Truppen die Durchführung des Restitutionsedikts in Norddeutschland. Das Vordringen Gustav Adolfs konnte er nicht verhindern, aber am 20. Mai 1631 übernahm er Magdeburg. Die Verwüstungen der Stadt durch einen verheerenden Brand gingen so weit, dass Magdeburg als Sinnbild für Zerstörung und Grausamkeit galt („Magdeburgisieren“). Zudem wurde die Stadt zu einem beispiellosen Propaganda-Feldzug gegen die kaiserliche Kriegsführung benutzt. Tilly konnte sich gegen den Schwedenkönig nicht behaupten und fiel in Sachsen ein. Er zwang den Kurfürsten Johann Georg I. zum Bündnis mit Gustav Adolf. Deren Heer unterlag er in der Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631. Er selbst wurde schwer verwundet und Tillys Heer löste sich auf.

Verstärkung holte er sich in Halberstadt und brach nach Bayern auf, das zu dieser Zeit von den Schweden bedroht wurde. Diese besiegten kaiserliche Söldner in der Schlacht bei Bamberg am 9. März 1632. Bei der Verteidigung des Lechübergangs bei Rain am 15. April 1632 wurde Tilly durch eine Falkonettkugel der rechte Schenkel zerschmettert. Am 30. April 1632 starb Tilly in Ingolstadt an Wundstarrkrampf als Folge seiner Verletzung.

Seine letzte Ruhestätte hat Tilly seit 1652, nachdem sein Leichnam von Ingolstadt überführt wurde, in der Tilly-Gruft der ebenfalls nach ihm benannten Kapelle im Kreuzgang der Stiftspfarrkirche St. Philipp und Jakob in Altötting. Sein Herz liegt seit 1637 an unbekannter Stelle im Boden des Oktogons der Gnadenkapelle bestattet. Noch heute erinnert eine Gedenktafel daran und täglich wird in der Gnadenkapelle ein Heiliges Amt für ihn verlesen. Dafür hatte er einige Jahre vor seinem Tod dem Wallfahrtsort 6.300 Gulden vermacht. Bis heute ist das Wirken des Grafen umstritten.

Denkmäler

Das Anagramm auf Tillys Grabstein wurde erst nach 359 Jahren gelöst.
  • Statue, Modell von Ludwig Schwanthaler, seit 1843 in der Feldherrenhalle zu München
  • Weiteres Denkmal, seit 1914 auf dem Rathausplatz von Rain (Ort der tödlichen Verwundung)
  • „Tilly-Kaserne“, 19591994, mittlerweile aufgelöst; in Freistadt (Oberösterreich) gibt es nach wie vor eine „Tilly-Kaserne“, beherbergt Kompanie eines Panzerstabsbataillons
  • Feldmarschall-Tilly-Denkmal, Reiterstandbild seit 2005 auf dem Kapellplatz in Altötting
  • Tillisburg mit dem Schloss Tillisburg nahe St. Florian (Oberösterreich)
  • Tillyschanze, Grenzübergang in der Oberpfalz, dort kann man eine ehemalige Feldbefestigung besichtigen
  • Tillyschanze, Münden (Niedersachsen), dort befindet sich ein Aussichtsturm
  • Büste Tillys, Ruhmeshalle in München

Das Anagramm über der Grabstätte des Feldherren war lange Jahre ein Rätsel für die Besucher der Stiftskirche. In der Tilly-Kapelle steht unter dem Hinweis, dass nun ein Anagramm folgt die lateinische Inschrift: Uti sol in terris manes. (So wie die Sonne, wirst du auf Erden bleiben.) Durch eine Umstellung der Anfangsbuchstaben bekommt man die neue Bedeutung: Soluti terris inmanes, die mit Die von der Erde Erlösten sind groß übersetzt werden kann. Laut Wolfgang Thorwirt, der das Rätsel um das Anagramm gelöst hat, bezieht sich die Aussage auf die Seelen von Verstorbenen, die solange sie in den Körpern verweilen noch klein sind. Erst durch die Erlösung werden sie groß.

Tilly in Altötting

Die Schwarze Madonna in der Altöttinger Gnadenkapelle zeugt von der tiefen Verbundenheit Tillys mit dem Wallfahrtsort. Für seine Verdienste hatte der Heerführer von der Regentin der Niederlande ein kostbares Diadem erhalten. Kurfürst Maximilian I. ließ die edelsten Steine daraus 1637 in das Gnadenbild einarbeiten. Von der Kapelle führt die Spur zur Stiftspfarrkirche St. Philipp und Jakob. Vorbei an der Reiterstatue, für die die Marianische Männerkongegration Altötting jahrzehntelang gekämpft hatte, geht es im Kreuzgang der Kirche in die Tilly-Kapelle und weiter in die Gruft. Der Platz seitlich der Stiftkirche ist nach dem Grafen benannt: „Tillyplatz“.

Auch eines der Dioramen der Dioramenschau Altötting des Marienwerks am Altöttinger Kapellplatz ist Tilly gewidmet. Es zeigt die Schlacht bei Rain am Lech, in der Tilly 1632 so schwer verwundet wurde das er wenige Tage später starb. In der Bischöflichen Administration wird der Stiftungsbrief für das Tilly-Benefizium aufbewahrt, das bis 2009 in Kraft war.

Zahlreiche Altöttinger Instiutionen sind nach dem Grafen benannt: die Tilly-Apotheke, der Tilly-Markt im Herbst. Die Bäckerei Hiermeier verkauft Tilly-Wasser, Tilly-Likör und Mozartkugel-ähnliche Tilly-Kugeln in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Es gibt sogar einen eigenen Tillyverein, der jedes Jahr am 30. April den Todestag des Feldherrn begeht.

Allerdings ist Tilly auch in Altötting eine umstrittene Persönlichkeit. Dies zeigte sich zuletzt im Jahr 2005 nachdrücklich, als die Auseinandersetzung anlässlich der Aufstellung seines Reiterstandbildes in Gedenken an den General durch die Marianische Männerkongregation am Kapellplatz eskalierte. „Heiliger oder Kriegsverbrecher?“ – entsprechend dieser zwiespältigen Einschätzung, die auch die begleitende Publikation zu der vom Historischen Verein Alt-Tilly im Jahr 2007 organisierten Ausstellung als Titel ziert, scheiden sich nach wie vor die Geister an Tilly.

Anlässlich des 450. Geburtstags des Reichsgrafen im Februar 2009 hat der Kapuzinerbruder Elias-Maria Spreng eine zwölfseitige Gedenkschrift für Tilly herausgegeben.

Literatur

Weblinks