Josef Opitz

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Josef Opitz in seiner Wohnung in Finsterau, 1955

Dr. Josef Opitz (19. März 1890 in Prag – 24. April 1963 Tübingen) war ein sudetendeutscher Kunsthistoriker und Mediävist. Als Denkmalpfleger und Museumskurator wirkte er vor allem in Nordwestböhmen in den Städten Komotau (Chomutov), Brüx (Most), Kaaden (Kadaň) und Saaz (Žatec), als Kunsthistoriker in Prag. Nach seiner Flucht aus Tschechien 1945 war er als Porträtist und Landschaftsmaler tätig. Sein wissenschaftliches Werk wird in Tschechien seit zirka 2010 erforscht, sein künstlerischer Nachlass wird vom Freilichtmuseum Finsterau verwaltet.

Josef Opitz entstammt dem deutsch-böhmischen Prager Bürgertum. Sein Vater war Graveur und Kunstmaler, sein Bruder Ferdinand war Bildhauer. Er studierte in Prag Kunstgeschichte, Philosophie, Klassische Archäologie und Geschichte und promovierte dort im Fach Kunstgeschichte. Verheiratet war er mit Else Opitz, die 1945 bis 1953 in Finsterau als Lehrerin tätig war. Aus Josef Opitz‘ privatem Nachlass sind insbesondere Gemälde und Zeichnungen, außerdem in geringerem Umfang Schriftstücke, Lichtbilder und persönliche Dinge in die Sammlung des Freilichtmuseums Finsterau eingegangen.


Leben und Wirken

Tätigkeit bis 1945

In der Tschechoslowakischen Republik bzw. im Protektorat Böhmen war Josef Opitz als Historiker, Denkmalpfleger und Kurator im öffentlichen Dienst beschäftigt.

„Von 1917 bis 1923 ist Opitz Assistent der Kunstgeschichte an der deutschen Prager Universität, von 1920 bis 1945 lehrt er die Fächer Stillehre und Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Kunst in Prag; daneben orga¬nisiert der Wissenschaftler Kunstausstellungen und arbeitet ab 1923 als Biblio¬thekar an der deutschen Universitätsbibliothek. 1942 ernennt man Opitz zum Landesmuseumsrat und über¬trägt ihm die Leitung der historisch-archäologischen Abteilung am Nationalmuseum in Prag. Zudem ist er von 1928 bis 1931 als Mitarbeiter der kurzlebigen Zeitschrift ‚Witiko‘ tätig, die sich darum bemüht, die deutsche und die tschechische Kultur zu verknüpfen.“[1]

Künstlerisches Werk 1946 bis 1953

Das Bergdorf Finsterau, Aquarell von 1946
Johann Edhofer, 1896–1970, Pfarrer in Finsterau 13. März 1932 bis 15. Juli 1946
Der Finsterauer Schüler Fritz Hackl, Ölskizze auf Papier, zirka 1950

Von 1946 bis 1953 lebte Josef Opitz in Finsterau im Bayerischen Wald. Mit Else Opitz Ruhestandseintritt als Lehrerin verließ das Ehepaar Josef und Else Opitz Finsterau und siedelte um nach Tübingen, wo zwischenzeitlich die die Tochter Brigitta verheiratet war.

Von der Arbeit in Wissenschaft, Museumsdienst und Ausstellungswesen war Josef Opitz seit der Flucht aus Böhmen im Jahr 1945 abgeschnitten. Über Österreich ist er Anfang 1946 nach Finsterau gekommen, wo seine Frau bereits eine im Zuge der Entnazifizierung frei gewordene Lehrerstelle eingenommen und in einer gemeindlichen Lehrerwohnung mit der Tochter Unterkunft gefunden hatte. Josef Opitz konnte im Bergdorf Finsterau keine angemessene Arbeit finden. Bei gutem Wetter war er unterwegs, um Ortsveduten und Landschaften in Zeichnung und Aquarell anzufertigen. Die bäuerlich oder in der Waldarbeit tätige Bevölkerung Finsteraus betrachtete seine Existenz als Müßiggang. Er porträtierte Lehrerinnen der Volksschule Finsteraus, viele Schülerinnen und Schüler seiner Frau, außerdem den örtlichen Pfarrer und Beamte des staatlichen Forstdienstes. In den Porträts hat Opitz Wesen, Körperlichkeit und Inkarnat der Dargestellten sehr treffend und mit sicherer Hand wiedergegeben. Opitz erwirtschaftete mit dem Verkauf von Landschaftsaquarellen, Haus- und Ortsansichten und Porträtzeichnungen und -gemälden zusätzliche Einkünfte. Vielfach waren nur Lebensmittel oder Brennholz sein Honorar. Später bezog er eine Pension der Bundesrepublik Deutschland.

Für den Schulunterricht seiner Frau fertigte Josef Opitz in Temperatechnik Tafelbilder an. Sie stellen durchwegs religiöse Themen dar. Anschauungsmaterial war in allen Schulen nur noch eingeschränkt verfügbar, denn es durften die von der nationalsozialistischen Ideologie geprägten Unterrichtshilfsmittel nicht mehr verwendet werden. Verfügbar war ihm nur geringwertiges Papier, u. a. ungebleichtes Packpapier. Der Erhaltungszustand dieser Werke war bei der Übergabe an das Freilichtmuseum durchwegs schlecht. Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 2013 bis 2014 sichern nun diesen Bestand.

Künstlerischer Nachlass und Ausstellungen

Ausstellungsplakat mit Porträt der Finsterauer Lehrerin Else Pimmer, Kohle auf Papier, um 1950

Werke aus Opitz‘ Finsterauer Zeit hat das Freilichtmuseum Finsterau 1984 erstmals in einer kleinen Ausstellung öffentlich gezeigt[2]. Ekkehard Loch, ein Schlesienvertriebener, der als Kind in Finsterau lebte und bei Else Opitz zur Schule ging, hatte den Kontakt vermittelt.

Von 26. Mai bis 31. Oktober 2007 hat das Freilichtmuseum unter dem Titel „Josef Opitz – Bleibe in Finsterau. Porträts und Veduten 1946–1953“ einen größeren Bestand an Zeichnungen und Aquarellen ausgestellt[3] und Opitz‘ Biographie im Überblick vermittelt. Brigitta Pitsch-Opitz schenkte nach Abschluss der Ausstellung dem Museum alle ausgestellten Werke, die vom Freilichtmuseum geglättet und in archivgerechte Portefeuille-Passepartouts eingelegt worden waren.

2011 hat das Freilichtmuseum einen weiteren umfangreichen Bestand als Schenkung erhalten. Dies sind persönliche Dinge wie Rucksäcke, Aquarellfarbkästen, Pinsel und Malpalette, außerdem weitere Porträtzeichnungen und -aquarelle, Ortsveduten und Landschaften in Zeichnung und Aquarell, zudem viele Bleistiftskizzen und religiöse Szenen in Temperamalerei. Übergeben wurden auch einfache Photographien von Reisen und von der Familie, außerdem einige Posten Korrespondenz aus der Zeit nach 1953. Der gesamte Bestand ist inventarisiert.[4]

Im Zusammenhang mit der Ausstellung des Jahres 2007 wurde erstmals über das künstlerische Werk Josef Opitz‘ publiziert.[5] Die Pflege und Sicherung der besonders gefährdeten Temperagemälde leistete 2013 die Restauratorin Jarmila Franková (Prag).[6]

Vom 17. bis 18. Oktober 2013 veranstaltete das Regionalmuseum in Komotau (Oblastní muzeum v Chomutově) ein wissenschaftliches Symposion, organisiert von den Kuratorinnen Mag. Renáta Gubíková und Mag. Markéta Prontekerová, der Museumsleiter des Freilichtmuseums Finsterau hat über Opitz‘ Finsterauer Zeit und sein künstlerisches Werk referiert.[7]. Mit diesem Symposion erreichte die junge Erforschung des Opitz’schen Lebenswerks in Tschechien einen ersten Höhepunkt. Parallel fand im Museum anlässlich des 50. Todestags eine biographische Ausstellung statt, zu der das Freilichtmuseum Finsterau zahlreiche Leihgaben einbrachte.

Literatur

  • Philipp Ortmeier: Josef Opitz (1890–1963) – Bleibe in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter Nr. 40 (2-2007), S. 12–19
  • Martin Ortmeier: Josef Opitz in Finsterau 1946–1953. In: Gubíková, Renáta und Markéta Prontekerová (Hgg.). Josef Opitz a umění na Chomutovsku a Kadaňsku 1350-1590 – Josef Opitz und die Kunst im Komotauer und Kaadner Land 1350-1590. Chomutov 2015, S. 84-103 (enthält tschechische Version und englische Zusammenfassung)
  • Martin Ortmeier: Zwei Anekdoten vom Ende des Krieges am Ende der Welt. Beiläufige Ereignisse des Jahres 1945 im Bergdorf Finsterau an der böhmischen Grenze. In: Angerer, Birgit, Renate Bärnthol u.a. (Hgg.). Volk, Heimat, Dorf. Ideologie und Wirklichkeit im ländlichen Bayern der 1930er und 1940er Jahre. Petersberg 2016, S. 95-106, ISBN 978-3-7319-0349-9

Link

  • Wikipedia-Eintrag (tschechisch)[1]

Anmerkungen

  1. Philipp Ortmeier: Josef Opitz (1890–1963) – Bleibe in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter Nr. 40 (2-2007), S. 16–18
  2. Kurat: Dr. Martin Ortmeier Der Museumsleiter konnte die Eigentümerin Brigitta Pitsch-Opitz überzeugen, die Werke danach als Leihgabe dem Archiv des Freilichtmuseums zu überantworten.
  3. Leitung: Dr. Martin Ortmeier, Kurat: Melanie Bauer M. A., Judith Kestler M.A. und Philipp Ortmeier M. A.
  4. Die Schenkung von 2007 inventarisierten Dr. Philipp Ortmeier und Dr. Melanie Bauer, damals beide noch M. A., die Schenkung von 2011 inventarisierte die wissenschaftliche Volontärin des Museums Jasmin Beer M. A.
  5. Philipp Ortmeier: Josef Opitz (1890–1963) – Bleibe in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter Nr. 40 (2-2007), S. 12–19
  6. Finanzielle Förderung erwirkte Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier vom Verein der Freunde und Förderer des Freilichtmuseums Finsterau und der Landesstelle für die Betreuung der Nichtstaatlichen Museen in Bayern, Restaurierungs- und Lagerungskonzept erarbeite er in Abstimmung mit Jarmila Franková.
  7. Siehe dazu den Tagungskatalog von 2015