Josef Wimmer (Geistlicher)

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Josef Wimmer

Josef Wimmer (* 16. März 1876 in Neukirchen ; † 9. August 1949 in München) war von 1920 bis 1936 Pfarrer von Iggensbach. Sein Name ist vor allem mit der Wallfahrtskirche von Handlab sowie mit dem Erholungsheim „Maria Schutz“ verbunden.

Leben und Wirken

Als Iggensbacher Pfarrer

Der am 16. März 1876 in Neukirchen (bei Pfarrkirchen) geborene Josef Wimmer war von 1920 bis 1936 Pfarrer von Iggensbach. Bei seinem Eintritt in den Ruhestand 1936 mit 60 Jahren baute er sich neben der Wallfahrtskirche Handlab im Schatten der uralten Lindenbäume ein Pfarrhaus und verbrachte dort mit seiner Schwester Maria, die ihm den Haushalt führte, seinen Lebensabend.

Der Iggensbacher Heimatforscher Max Zitzelsberger meint über Wimmer: „Er ist der Vater des Erholungsheims Handlab“, sagt er. „Es wird heute noch erzählt, dass er ein sehr fescher Priester war, der insbesondere von der weiblichen Jugend sehr verehrt wurde. Die jungen Mädchen gingen fast alle zu ihm in den Beichtstuhl, manche sogar gleich zweimal hintereinander“.

Zukunftswünsche

Es war Wimmers besonderer Wunsch, dass bei der Handlaber Kirche ständig ein Geistlicher sein möge. Um die Zukunft des Hauses nach seinem Ableben zu gewährleisten, trug er sich mit dem Gedanken, das Gebäude einer Institution zu vererben, die den Fortbestand sichern sollte.

Ende April 1949 reiste Pfarrer Josef Wimmer zu den Niederbrunner Schwestern vom Allerheiligsten Heiland nach Neumarkt i. d. Oberpfalz, um einen Erbschaftsvertrag abzuschließen. Der Orden sollte sein Vermögen erben, dafür aber in Handlab eine ambulante Krankenpflegestation errichten, die Handlaber Kirche betreuen und durch abwechselnde Aufnahme eines erholungsbedürftigen Ordenspriesters Gelegenheit geben, die pastorale Versorgung der Wallfahrtskirche zu gewährleisten. Zwei Ordensschwestern (Genoveva und Theokleta) fanden das Angebot des ehemaligen Pfarrers von Iggensbach so gut, dass sie sofort den Dienst in Handlab antraten. Der Geistliche baute an sein Haus einen Kuhstall und betrieb mit seiner Schwester und den zwei Ordensschwestern eine kleine Landwirtschaft.

Aus dieser Zeit stammt folgende Begebenheit: Es war der Brauch, dass sich Pfarrer Wimmer einen „Weihnachter“, eine zum Schlachten bestimmte Sau, fütterte. Böse Nachbarn sollen die Sau kurz vor dem Schlachttermin gestohlen und an der Stalltür einen Zettel angebracht haben: „Pfarrer Wimmer, de Sau segst nimma. Gott ist überall, aber nicht im Schweinestall.“ Die Sau blieb, trotz intensiven Suchens, unauffindbar.

Die zwei Schwestern vom Allerheiligsten Heiland kamen Pfarrer Wimmer gerade recht, um bei den vielen Bau- und Putzarbeiten für ein neues Pultdach mitzuhelfen. Durch ihre Ordensaufgaben waren die Schwestern an die täglichen Gebetszeiten gebunden, so dass keine gegenseitige Sympathie aufkam. Pfarrer Josef Wimmer hielt die Vertragsbestimmungen für verletzt und kündigte nach gut einem Vierteljahr den bestehenden Vertrag.

Auf der Suche nach einem neuen Partner reiste Pfarrer Wimmer am 7. August 1949 nach München zum Ludwig-Missionsverein. Sekretär Lang führte den Handlaber Geistlichen ins Mutterhaus der Drittordensschwestern, um dort über die Abfassung eines Testaments zu verhandeln. Zwei Tage später schienen die Verhandlungen zu scheitern, weil Präses Theodor und Generaloberin Caritas zuerst Handlab in Augenschein nehmen wollten.

Ableben & Beisetzung

Pfarrer Josef Wimmer schrieb nach dem Mittagessen sein Testament nieder. Nach dem Schlusssatz und der Bemerkung „So, jetzt schicken Sie mir tüchtige Schwestern nach Handlab“ sank er tot vom Stuhl. Präses Lang besorgte die Vorbereitungen zum Begräbnis, weil der Ortspfarrer von Iggensbach Josef Mitterbauer gerade Exerzitien in Altötting machte. Zwei Schwestern des III. Ordens waren gleich nach Handlab mitgekommen. Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten waren neben dem Ortspfarrer weitere 25 Priester anwesend.

Pfarrer Josef Mitterbauer hielt eine flammende Rede und stellte die Verdienste seines Amtsbruders Josef Wimmer zur künstlerischen Ausschmückung und Vollendung der Handlaber Wallfahrtskirche heraus: „Was er da geschaffen hat, ist künstlerisch wertvoll, religiös erbaulich und heimatlich verwurzelt“, so Mitterbauer.

Nachlass

Lange Gesichter gab es in der Wimmer’schen Verwandtschaft, weil der Geistliche sein ganzes Vermögen, das auf rund 70.000 Mark geschätzt wurde, der Stiftung vermacht hatte. Auch die Iggensbacher Pfarrkirche und die Handlaber Wallfahrtskirche gingen leer aus. Der Wunsch von Pfarrer Josef Wimmer ging in Erfüllung: Sieben Tage nach seinem Tod eröffneten die Schwestern vom III. Orden, Mercedes und Theodulfa, in Handlab eine ambulante Krankenstation. Die Schwestern übernahmen das ganze Vermögen, aber auch noch etwa 6.000 Mark Schulden. Der Ludwig-Missionsverein bekam sämtliche Ölgemälde (zirka 300 Stück), einen kostbaren Kelch und ein Messkleid.

Anfangs diente das Pfarrhaus der ambulanten Kranken- und Wochenbettpflege, bis der Caritasverband Passau von 1950 bis 1952 einen Erweiterungsbau durchführte und ein Müttergenesungswerk aus der Taufe hob. Im Jahr 1951 übernahm Schwester Caritas die Heimleitung. Am 5. Mai 1952 wurde das Müttererholungsheim „Maria Schutz“ durch den Präses des III. Ordens, Pater Wendel, eingeweiht. Eine weitere Erweiterung folgte in den Jahren 1955/56.

Heute herrscht im großen Haus auf Handlab, das von Schwester Casiana bewohnt wird, Stille. Letztere weicht turnusgemäß am 15. August, wenn auf der Handlaber Höhe der „Frauentag“ gefeiert wird.

Pfarrhaushälterin Maria Wimmer folgte ihrem Bruder in die Ewigkeit am 6. Oktober 1951 im Alter von 74 Jahren. Beide sind im Iggensbacher Priestergrab beigesetzt.

Literatur