Joseph Roiner

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Heimatforscher Hermann Josef Lindner mit der Entlassungsurkunde vor dem ehemaligem Wimmeranwesen in Freiberg. (Foto: Kleiner)

Joseph Roiner (* 22. Oktober 1791 bei Alzgern; † 21. März 1883 ebd.) war ein bayerischer Soldat im Napoleonischen Russlandfeldzug von 1812.

Leben und Wirken

Frühe Jahre

Der 1893 in Mittling bei Alzgern geborene Joseph Roiner trat 1809 mit 18 Jahren in die Königlich Baierische Armee ein. Nach einer sechswöchigen Ausbildung in Tirol kämpfte er gegen die Hofer’schen Freiheitsbemühungen. Drei Jahre später überschritt er zusammen mit Napolen und 475.000 anderen Soldaten, unter ihnen auch 30.000 Bayern, Ende Juni 1812 die russische Grenze.

Im Russlandfeldzug

Vor allem aus seiner Grabrede kann man einige Informationen über den Russlandfeldzug herauslesen. Zum Beispiel versäumte es Napoleon, ausreichend Nachschubbasen und Transportwege anzulegen. Lebensmittel blieben also aus. Von den täglich 375 Gramm Fleisch, 750 Gramm Brot und dem halben Liter Bier, die jedem bayerischen Soldaten eigentlich zur Verfügung stehen sollte, war nichts zu sehen. Aufgrund ihrer großen Not schlachteten sie mitgeführtes Vieh und die Reitpferde. Zu dem Hunger kamen Seuchen, Durchfall, Typhus, Fleckfieber und die Ruhr breiteten sich aus. 40 bis 50 Ruhr-Tote pro Tag waren keine Seltenheit.

Auch den strengen russischen Winter waren die Soldaten nicht gewohnt. Noch vor der dritten Schlacht war jeder dritte Bayer tot. Aufgrund ihrer damaliegen Situation verrohten die Sitten und die Soldaten zogen in kleinen Truppen los, plünderten und stahlen alles, was irgendwie essbar war. Roiner kam in die Stadt Archangelsk, die am weißen Meer liegt, ca. 1.100 Kilometer nördlich von Moskau. Hier wurde er ein halbes Jahr für schwere Arbeiten benutzt.

Rückkehr nach Alzgern

Drei Jahre nach dem Überschreiten der russischen Grenze kam Roiner 1815 wieder zurück nach Hause nach Alzgern. Dort wurde er mittlerweile längst für tot gehalten. Sogar der Leichengottesdienst wurde bereits abgehalten – doch er war nicht tot. Roiner heiratete und zog auf ein ärmliches Anwesen. Am 21. März 1883 starb er im Alter von 92 Jahren an Altersschwäche.

Überlieferung

Dass all diese Dinge noch bekannt sind, ist einigen Heimatforschern und einer Urenkelin Roiners zu verdanken. Bis heute wird seine Entlassungsurkunde in Ehren gehalten. Aus dieser geht auch hervor, dass Roiner 1,60 Meter groß war, schwarze Haare und braune Augen hatte und einen rötlichen Bart besaß. Ebenfalls aufbewahrt werden das Sterbebild und die Grabrede Roiners.

Literatur