Judengasse (Eggenfelden)

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Die Judengasse befindet sich in der Nähe des Stadtplatzes in Eggenfelden. Seit 1446 trägt die Straße diesen Namen.

Das Judentum in der Stadtgeschichte

Erstmals werden jüdische Bewohner im Jahr 1443 in den Urkunden des Stadtarchives erwähnt. Damals verkaufte ein Bürger sein Anwesen im Mitterweg, mit Entfernung zum Stadtkern, an „Joseppen den Jud“. Juden duften damals Liegenschaften im Ortsinneren nicht erwerben.

Im Herbst 1450 kam es in Landshut zu schweren Ausschreitungen gegen die Juden, zu denen sich der eben an die Regierung gekommene Herzog Ludwig „der Reiche“ (1450 - 1479) hinreißen ließ. Die Verfolgungen schwappten auf das ganze Herzogtum über. Ein authentischer Bericht von 1450 erwähnt, dass alle Juden im Herzogtum eingesperrt und deren Häuser besetzt wurden. Die Juden wurden enteignet und man nahm ihnen das Barvermögen ab.

Ähnliche Ausschreitungen gab es 1338 in Deggendorf und 1477 in Passau. Den Juden war jeglicher Zugang zu handwerklichen Berufen verwehrt. Zwangsläufig mussten sie sich auf die Geldausleihe beschränken. Die Zinssätze lagen allerdings sehr hoch, im Herzogtum Landshut zwischen 23 und 46 Prozent.

Judengasse

Im Jahr 1446 werden anlässlich eines Streits um Abgaben aus drei Gebäuden in der Schergengasse die Juden Sabel, Eysal und Eysak erwähnt. Die bis dahin wegen des Landgerichtsgefängnisses so genannte Schergengasse trägt seitdem den Namen Judengasse.

1450 wollte "Sabel Jud zu Eggenfelden“ die Geldeinkünfte aus jenen drei oben genannten Gebäuden nächst dem Haus des Juden Eysak an einen Nichtjuden von hier veräußern. Das genehmigte der Herzog in Landshut nicht. Erst im März 1451 wurde das Verbot gelockert.

Die Straßenbezeichnung Judengasse blieb bis nach 1802 bestehen. Am 27. Januar 1939 musste die Judengasse in Bezirksamtsgasse umgetauft werden, mit der Begründung, dass man Juden kein Denkmal setzen dürfe. Die Straßenbezeichnung hielt aber nur bis Ende des Krieges und seitdem besteht die Judengasse wieder.

Vertreibung und Rückkehr

Nach dem Jahr 1450 war die Möglichkeit der Geldleihe nicht mehr gegeben, da alle Juden vertrieben worden waren. Es bestand das so genannte Kanonische Zinsverbot. Christen durften gegen Bezahlung und Zinsen keine Gelder ausleihen. Dieses seit 1130 eingeführte und auch 1515 nochmals verschärfte Verbot lockerte erst im Jahr 1553 Herzog Albrecht V. (1550 bis 1579).

Erst nach 1802, aufgrund der neuen Gesetzgebungen, konnten wieder jüdische Händler zu den Märkten kommen, ihre Waren anbieten. Ihre Verkaufsstände durften sie in Eggenfelden zunächst nur beim Pfarrkirchener Tor haben, im alten Marktgraben innerhalb der Befestigungsmauer. Erst ab 1822 hatten sie ihre Verkaufsstände beim unteren Marktbrunnen.

Juden versuchten in Eggenfelden ansässig zu werden. Die Regierung machte darauf aufmerksam, dass sie arm seien. Man sollte sie keinesfalls in die Gemeindegremien aufnehmen. Ab 1860 wurden Juden zu den Märkten nur noch zugelassen nach Vorzeigen von Pass und Handelspatent.

Schuhfabrik im Bahnhofsviertel

Nach 1890 wurde das Bahnhofsviertel zum Ausgangspunkt einer jüdischen Großfamilie für ihre Tätigkeit in der Schuhbranche. Im Mittelpunkt stand Karl Heller, geboren 1870 in Maschau bei Loun. Ihm folgten bald sein Verwandtenkreis und weitere jüdische Familien: Lederer, Kallmann, Bortstiber, Eckstein, Hahn. Der Jude Karl Schwarz, Viehhändler, war nicht mit ihnen verwandt.

Der Schuhmacher Ludwig Straßner hatte, nachdem er von einem Aufenthalt in Amerika zurückgekommen war, offensichtlich die Schuhfabrikation zusammen mit dem Juden Karl Heller begonnen. Die Fabrik firmierte jedenfalls zunächst 1889 bis 1901 als Fabrik Heller und Straßner.

Beide Unternehmer aber dürften bald in Streit geraten sein. Um 1900 ging es um die Fundamentierung eines Gebäudes, das Heller neben dem des Straßner errichten wollte. Straßner gewann den Streit. Heller produzierte in eigener Regie unter Mitarbeit der oben genannten jüdischen Familien. Niemand störte sich an ihrer jüdischen Abstammung. Man findet sie bald in Gemeindegremien, sie nahmen Ämter an, leisteten im Ersten Weltkrieg auch Kriegsdienst.

Auswanderer

Auf Anfrage der NS-Behörden, wie viele Juden sich in Eggenfelden noch aufhielten und wohin sie ausgewandert waren, berichtete Bürgermeister Karl Eder 1942:

  • Lederer Emil, Frieda und Kurt: Ausgewandert nach Amerika am 12. März und 6. Mai 1942. Sohn Kurt besuchte im Mai 1969 mit Ehefrau Fella die mit ihnen befreundete Familie Probst in Eggenfelden.
  • Faltitschek Oskar, Frieda und Erick: Ausgewandert am 14. November 1938 nach Böhmen
  • Hahn Anna: Ausgewandert am 22. Dezember 1938 nach Böhmen.
  • Heller Karl und Else: Ausgewandert am 3. August 1935 nach Wien.
  • Bortstieber Hans: Ausgewandert am 24. April 1934 nach Wien; Schwarz Max, Cäcilie: Ausgewandert am 8. Mai 1934 nach Böhmen.
  • Schuster Franz Xaver mit jüdischer Frau Irma Sarah: Ausgewandert am 8. Mai 1947 nach New York.
  • Das Schicksal der Familien Faltitschek, Hahn, Heller, Bortstieber und Schwarz ist ungeklärt.

Literatur