Kößlarn

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Kößlarn
Das Wappen von Kößlarn


Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Passau
Höhe: 425 m
Fläche: 25,48 km²
Einwohner: 1.930 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 94149
Vorwahl: 08536
Kfz-Kennzeichen: PA
Website: www.koesslarn.de
Erster Bürgermeister: Willi Lindner
(CSU/Für Kößlarn/ÖDP/ABK)

Kößlarn ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Passau.

Lage

Kößlarn liegt im Isar-Inn-Hügelland zwischen Rott und Inn inmitten des niederbayerischen Bäderdreiecks. Zum Markt gehören auch die beiden Gemarkungen Hubreith und Thanham.

Die Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit

Ortsteile

Ortsteile des Marktes sind Aicha, Aspertshub, Bernwalln, Biering, Binderöd, Brunndobl, Danglöd, Druchsöd, Ebertsfelden, Ebertsöd, Enthof, Forstöd, Freinberg, Fuchsöd, Gerstloh, Griesingsreith, Grünberg, Hengersberg, Hofreith, Hoisberg, Holzhäuser, Hubreith, Kohlleiten, Kößlarn, Krumpendobl, Leithen, Loh, Malgertsham, Meier a.Hof, Moosmühle, Neuwimm, Oberwesterbach, Öd, Popolarn, Preising, Putzöd, Ragern, Riedlöd, Schachlöd, Schmidöd, Schönmoos, Schreindobl, Spielberg, Staubmühle, Stelzöd, Sunklöd, Thanham, Thurn, Veitlöd, Vormholz und Zeindlöd.

Geschichte

Siedlungsanfänge

Das Kößlarner Siegel aus dem Jahre 1488 weißt den Namen „kosl-orn“ auf. Die Endung -orn, häufig auch -arun oder -arn, weißt auf eine geplante Besiedelung von einer Grundherrschaft in der Zeit von 1000 bis spätestens 1200 hin. Vermutlich wurde die Besiedelung von den Grafen von Formbach vorangetrieben, denen der Grafenwald zu dieser Zeit gehörte. Die Endung weist darauf hin, dass die Siedlungsstätte einen speziellen Auftrag erfüllen sollte. Die Silbe kosl- lässt etymologisch zwei Vermutungen zu: Entweder wurden in der Siedlung Kesselschmiede beschäftigt oder die erste Siedlung wurde für die Schweinehaltung gegründet. Für erstere Vermutung spricht, dass alle Rohstoffe, die für eine Schmiede benötigt werden, ausreichend vorhanden waren. Wasser und Holz waren reichlich verfügbar und von Erzvorkommen zeugen noch heute existierende Erdaufwürfe und Gruben.

Der Wallfahrtsort

Die Wallfahrt von Kößlarn geht auf einen Bericht zurück, wonach 1364 ein Graf von Ortenburg hier ein Marienbild fand und für dieses eine Kapelle errichtete. Durch die vielen Opfergaben und Spenden der Wallfahrer konnte bereits im Jahre 1400 eine kleine Steinkirche mit drei Altären errichtet werden, welche 1443 ihre Weihe erhielt. Ein Dokument aus dem Jahre 1448 führt bereits 137 Pfarreien auf, welche mit Kreuz und Fahnen nach Kößlarn pilgerten und wallfahrten. Bis zur Reformationszeit war Kößlarn der meistbesuchte Marienwallfahrtsort in „Unterland“ Bayern. 1451 kam es bereits zum zweiten Kirchenbau. In dieser Zeit wurde aus dem „Hof im Kößl vor dem grünen Wald“ schnell ein kleines Dorf mit allen nötigen Gewerben und Handwerken zur Versorgung und Betreuung der zahlreichen Wallfahrer. Am 9. Januar 1474 erhielt Kößlarn vom bayerischen Herzog Ludwig dem Reichen die Erlaubnis „den Pilgern offen Wein und Bier auszuschenken“ und Gaststätten zu errichten. Das Dorf Kößlarn wurde zum herzoglichen Markt. Um die Seelsorge für die Pilger sicherzustellen, wurde die Pfarrei Münster mit den Teilen Kühnham und Kößlarn von Papst Sixtus IV. 1476 dem Zisterzienserkloster Aldersbach übertragen. 1478 erhielt der Markt einen eigenen Pfarrvikar sowie einen eigenen Kaplan und einen Wallfahrtsprediger und erreichte somit seelsorglich zumindest teilweise Unabhängigkeit. Während der Blütezeit der Wallfahrt waren in Kößlarn somit sechs Priester tätig. Während der Jahre 1461 bis 1480 wurde auch die Kirchhofbefestigung errichtet.

Als weiterer Hinweis für die florierende Wallfahrt kann auch die Fertigung des Prunkstücks der Kößlarner Kirche im Jahre 1487 gedeutet werden: Aus eigenen Mitteln des Marktes wurde damals vom Goldschmied Balthasar Waltenberger die Silbermadonna angefertigt, welche heute im Votivraum der Kirche ausgestellt wird. Im Jahr 1518 wurde Kößlarn zur Pfarrei erhoben, die bis 1803 dem Kloster Aldersbach inkorporiert war.

Erntedankfest in Kößlarn

1803 wurde durch kurfürstliche Verordnung das Erntedankfest eingeführt. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts kam eine Prozession zum Hochamt dazu. Es war Brauch, dass während dieser Prozession an vier Stellen in Kößlarn der Erntesegen erteilt wurde. Die geweihten Ernteerzeugnisse werden seit 1857 bei der Prozession mitgetragen. Heutzutage ist Erntedank in Kößlarn ein großes Fest, in dem die Bewohner in historischen Gewändern das damalige Leben nachstellen.

Kößlarner Großbrand 1868

Kößlarn erlebte 1868 die schwerste Brandkatastrophe in der Marktgeschichte, als in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober insgesamt 15 Wohngebäude und 18 Stallungen Feuer fingen. Nur durch die beherzte Hilfe benachbarter Bürger aus Bayerbach, Birnbach und Rotthalmünster konnten die Flammen gelöscht werden. Dieses Unglück hatte zur Folge, dass man Kößlarn ab November 1868 zu eine der ersten Gemeinden in Niederbayern mit eigener Feuerwehr zählen konnte.

Pestepidemien

In der heimatkundlichen Literatur finden sich viele Nachrichten über die verheerenden seuchenartigen Krankheiten, von denen das Rottal in den zurückliegenden Jahrhunderten heimgesucht wurde. Dabei musste der Name Pest für beinahe alle epidemischen Krankheiten herhalten. Besonders böse Jahre waren 1521, 1570, 1607 und 1634. Im Jahr 1640 hatten vermutlich die Blattern unter den Kindern stark gehaust. Doch war dies alles erst die Einleitung. Anno 1649 und 1669 grassierte dieses Übel ziemlich stark in Kößlarn und brachte einen großen Teil der Einwohner ins Grab. Trotz Einhaltung verschiedener Verhaltensmaßregeln konnte der Marktflecken den Einzug des schlimmen Gastes nicht verhindern. Von September 1648 bis November 1649 sind nicht weniger als 516 Personen der Seuche zum Opfer gefallen.

Der Verbleib einer infizierten Person in der Familie hatte in der Regel den Tod aller Angehörigen zur Folge. Die Folge war, dass viele Bürger mit ihren Leuten ganze Wochen in ihren eigenen Häusern eingesperrt waren und ihr Gewerbe nicht ausüben konnten. Sogar die von der Krankheit Geheilten grenzte man noch weitere sechs Wochen aus dem gesellschaftlichen Leben aus. Weder den Besuch von Wirtshäusern, noch den Gang zur Kirche erlaubten die Ratsherren. Die Bürger im Markt Kößlarn standen unter Quarantäne. In Sorgen und Bangen schlichen die Wochen dahin.

Die ersten Pest-Verstorbenen wurden noch im alten Friedhof um die Kirche herum begraben, als der Platz nicht mehr reichte, auch auf dem Pestacker nördlich von Ragern, wo noch an einer Linde das eiserne Pestkreuz steht. Ein weiterer „Armen- und Pestfreythof“ befand sich in der so genannten Mesnerwiese zu Ebertsfelden. Der Bestattung von Infektionstoten wurde ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In einem Massengrab begrub man die Toten. Die Grube musste damals tief ausgehoben und mit Kalk und Lehmerde beschüttet werden.

In Kößlarn sind noch einige sichtbare Erinnerungen an die traurige Zeit vorhanden. Ein Erinnerungszeichen an das „Große Sterben“ ist auch die schlichte (Pest-) Kapelle in Ragern, die aus Dankbarkeit vor der Verschonung durch die Pestilenz errichtet wurde.

In Kößlarn begann 1889 die Brauerei von Weißbier im Stall eines Steinhauses mitten im Ort. (Foto: Archiv Zue)
Kurfürst Maximilian I. hatte mit Kößlarn große Probleme. (Foto: Archiv Zue)

Biergeschichte

Kurfürst Maximilian I. plante mitten im 30-jährigen Krieg, 1636, im Markt Kößlarn ein weißes Brauwesen einzurichten, denn das Brauereigeschäft war für den Landesherren ein einträgliches Geschäft und sehr profitabel. Bei der Auswahl der Orte, die für die Errichtung einer kurfürstlichen Weißbierbrauerei in Frage kamen, fiel die Wahl auf den Markt Kößlarn. Gründe dafür waren verschiedene: Der Kurfürst wollte mit der neuen Brauerei die heimliche Einfuhr „fremden Weißbiers“ aus den Grafschaften Ortenburg und Neuburg und aus dem zum Hochstift Passau gehörenden Markt Obernberg einschränken beziehungsweise unterbinden.

Die Enklave Ortenburg galt damals als „nichtkatholisches Ausland“. An die Pfarrer und Geistliche erging die erste Warnung, "weder den wein noch ausländisches weisspier heimlich herein zu schwärzen". Durch den Bierabsatz sollte größtmöglicher Gewinn erziehlt werden.

Die Voraussetzungen für eine Brauerei schienen allesamt recht günstig. Wasser war in Kößlarn reichlich vorhanden, auch der um den Markt gelegene Grafenwald war im Besitz des Landesherren. Die Nähe zum österreichischen Innviertel war ideal für den Weizen- und Gersteneinkauf. Die vermeintliche Konkurrenz, wie das Brauhaus Mattighofen, war weit genug entfernt. Doch die Baukosten für das Brauhaus am Kesselbach in Höhe von 8.320 Gulden waren zu hoch, da das Land durch den 30-jährigen Krieg (1618-1648) völlig verarmt war. Erst im Jahr 1889 errichtete ein Kößlarner Gastwirt in einem rückwärtigen Stallgebäude eine kleine Weißbierbrauerei. Nichtsdestotrotz existierten in Kößlarn zu jener Zeit fünf Braunbier-Brauer mit jeweils einer Kegelbahn. Ein noch dem Mittelalter angehörender Bau ist das Gasthaus „Zum Weißbräu“.

Wappen

Der Eber geht wahrscheinlich auf das gleich aussehende redende Familienwappen der Eberspeck zurück. Hans Eberspeck, Domherr zu Passau, besiegelte 1467 den Grundstückskauf für die Kößlarner Kirche. Früher wurde der Eber als Anspielung auf die Jagd in den umliegenden Wäldern gedeutet (so 1811). Die Wappengestaltung folgt den Vorgaben des Wappenbriefs Herzog Georgs des Reichen vom 26. Februar 1488, die jedoch nicht den heraldischen Farbregeln entsprechen, da die zwei Farben Rot und Schwarz aufeinandertreffen und es an Metallen, also Silber (Weiß) und Gold (Gelb), mangelt. Das älteste bekannte Siegel stammt aus der Zeit des Wappenprivilegs. Wappen und Siegel blieben seit der Verleihung 1488 weitgehend unverändert. Im 19. Jahrhundert wurde das Feld in Gold statt Rot tingiert, die Bürgermeistermedaille von 1819 zeigt statt des Eberrumpfes nur einen Eberkopf. Kößlarn hat sich seit dem 14. Jahrhundert aus einer Marienwallfahrt entwickelt und erhielt 1483 und 1488 Marktrechte. Das geschichtliche Wappen von Kößlarn wurde durch die Zusammenlegung des bisherigen Marktes mit den Gemeinden Hubreith und Thanham 1971 gegenstandslos. Auf Beschluss des neuen Marktgemeinderats wurde das Wappen in unveränderter Form 1972 wieder angenommen.

Tuchfärberei in Kößlarn

Die Anfänge des Färbergewerbes in Kößlarn gehen bis 1581 zurück. In diesem Jahr trat erstmals ein Färber in Erscheinung. Unter den Gewerbetreibenden von Kößlarn fand man nur einen Schwarzfärber. Die Meisterrechte wurden nur ungern erteilt, um die Färbergerechtigkeit zu erhalten. Man konnte sie nur durch Vererbung, Kauf oder Einheirat erwerben. Der älteste, bekannt gewordene Besitzer des Färberanwesens in Kößlarn war der Färber Peter Kager 1581. 1638 war Hans Tuntz Hausbesitzer und von 1690 bis 1759 die Familie Kagerer. Ab 1760 lebte die Familie Schwarzmeier auf dem Anwesen. Das Geschäft des Blaufärbers blühte, doch durch die wirtschaftliche Lage des Handwerkes in Bayern änderte sich Ende des 18. Jahrhunderts einiges. Seit dem 19. Jahrhundert ging es mit der Tuchfärberei bergab, der Druck der Industrie war zu groß. Im Jahr 1851 fand der Färberbetrieb in Kößlarn sein Ende.

Politik

Bürgermeister

  • 1. Bürgermeister ist Willi Lindner (CSU/Für Kößlarn/ÖDP/ABK). Er wurde 2014 als bisheriger 2. Bürgermeister und gemeinsamer Kandidat mit 90,25 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Sein Vorgänger Franz Holub (ödp/Aktive Bürger) trat nicht mehr an. Holub wurde im Jahr 2002 mit 57,58% der abgegebenen Stimmen zum Nachfolger von Benno Hennhöfer (CSU/FWG) gewählt.

Marktgemeinderat

Der Marktgemeinderat hat 12 Mitglieder (+ 1. Bürgermeister) und folgende Sitzverteilung:

  • CSU und Wählergruppe "Für Kößlarn": 6 Sitze (2008: 7)
  • ödp/Aktive Bürger: 3 Sitze (2008: 4)
  • Jugend für Kößlarn: 3 Sitze (neu)

2008 war noch die WG Einigkeit mit einem Sitz im Marktgemeinderat vertreten.

Kultur & Tourismus

Der Markt erwirtschaftet seine Einnahmen hauptsächlich aus dem Fremdenverkehr.

Der Ort profitiert dabei hauptsächlich vom Tourismus. Attraktionen sind zum Beispiel die reizvolle Landschaft und altes Brauchtum wie die Palmsonntagsprozession, die Erntedankfeier oder der örtliche Bauernmarkt. Die Wallfahrtskirche ist die einzige noch vollständig erhaltene Wehrkirche in Süddeutschland. Weiterhin liegt Kößlarn am europäischen Pilgerweg Via Nova.

Trotz Protest der Einwohner soll eine Schießanlage für einen überregionalen Einzugsbereich errichtet werden. Ein Nutzungskonflikt mit bestehenden Wirtschaftszweigen ist offensichtlich. Die Zukunft des Tourismus und damit die wirtschaftliche Basis des Ortes sowie die Wallfahrt werden nach Ansicht aller Einwohner von der geplanten Schießanlage gefährdet.

Seit 2008 existiert in Kößlarn außerdem das Kirchenmuseum Kößlarn, das in den historischen Räumen der Kirchhofbefestigung untergebracht ist und über 400 Exponate mit teilweise erheblichem Wert verfügt.

Bildung und Erziehung

  • Grundschule Kößlarn
  • Kindergarten St. Josef
  • Die Montessorischule wurde 1992 in Kößlarn gegründet und zog 2008 nach Rotthalmünster um.

Vereine

  • Arbeiterverein
  • Bauernbühne Kößlarn
  • Bauernverein Kößlarn
  • BBV-Obmannschaft
  • Bläsergruppe
  • Bund Naturschutz
  • Chor "Aufwind"
  • CSU-Ortsverband
  • Eberschützen
  • FC-Bayern-Fanclub
  • Freiwillige Feuerwehr Kößlarn
  • Förderkreis Kirchenmuseum Kößlarn
  • Frohschar Kößlarn
  • Gartenbauverein Kößlarn
  • Josefiverein
  • Kath. Frauenbund Kößlarn
  • Kath. Jugendgruppe Kößlarn
  • Kirchenchor Kößlarn
  • Krieger- u. Soldatenkameradschaft
  • Literaturkreis Kößlarn
  • Motorradclub Kößlarn
  • Naterra Interessengemeinschaft für natürliches Leben, Bauen und Wohnen
  • ÖDP Kößlarn
  • Reservistenkameradschaft Kößlarn
  • Seniorenclub Kößlarn
  • SPD Ortsverein Rotthalmünster-Kößlarn
  • Stopselclub
  • Tennisclub Kößlarn
  • TSV Kößlarn
  • VdK-Ortsverband Kößlarn
  • Verein zur Erhaltung von Natur und Umwelt
  • Vogelbergschützen

Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur


Städte und Gemeinden im Landkreis Passau
Wappen Landkreis Passau.png

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