Kalteneck

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Der Bahnhof Kalteneck im Jahr 2007

Kalteneck ist ein Ortsteil der Gemeinde Hutthurm im niederbayerischen Landkreis Passau. Der Ort liegt im Tal der Ilz etwa einen Kilometer nordwestlich von Hutthurm beim Autobahnzubringer Staatsstraße 2131, der hier auf einer Brücke die Ilz überquert.

Der Bahnhof

Die Ortschaft Kalteneck entstand durch den Bau der Bahnstrecke Passau–Freyung. Bereits am 4. März 1884 forderte die Marktverwaltung Hauzenberg in einem Schreiben an die Eisenbahn-Bausektion Passau, oberhalb Hutthurms an der Ilz einen Bahnhof zu erbauen. Eine Station dort sei von größtem Vorteil für die vom Hauzenberger Granit abhängigen Steinhändler und Steinmetze. Dies war die Folge einer Erklärung von Lorenz Kinateder, dem Hauptindustriellen der Hauzenberger Steinindustrie, der sich damit zugleich gegen einen Bahnhof in Hutthurm oder Büchlberg wandte.

Nach längerem Tauziehen entstand beim Bau der Bahnstrecke tatsächlich der Bahnhof Kalteneck nach dem Vorbild von Berching in der Oberpfalz mit einer Wasserentnahme für Lokomotiven. Im Jahr 1890 wurde die Bahnstrecke eröffnet. Der Bahnanschluss verhalf der heimischen Steinindustrie durch neue und leichtere Absatzwege zur Blüte. Als 1914 die Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck mit Kalteneck als Endstation entstand, war der Bahnhof sogar zu einem Eisenbahnknotenpunkt geworden.

Die Bahnstrecken durch Kalteneck wurden 1995 beziehungsweise 2002 stillgelegt, aber nicht freigestellt. Unter der Bezeichnung „Ilztalbahn“ wird die Strecke zwischen Passau und Freyung derzeit (2009) wieder reaktiviert.

Die Leisten- und Rahmenfabrik

Die günstigen Verhältnisse mit Vorhandensein von Holz, Wasser und einem Bahnhof bewogen 1901 die Münchner Leistenfabrikanten F. X. Spagl, H. Pernpointer und E. Liessmann, in Kalteneck die Leistenfabrik Spagl & Co., OHG zu bauen. Die Fabrik fertigte Bilder- und Gardinenleisten, die schon 1903 auf der Niederbayerischen Industrie- und Gewerbeausstellung in Landshut mit einer Goldmedaille prämiert wurden. Nach einem Brand im Jahr 1910 baute man das Fabrikationsgebäude wieder auf.

Die Probleme der Kriegs- und Nachkriegszeit führten 1923 zu einer Umgründung der OHG in eine AG mit dem Namen Holzwaren-Industrie A.G. vorm. Spagl & Co.. Ab 1952 konnte durch die Einstellung einer neuen Bilderleistenkollektion das Unternehmen expandieren. 1964/66 wurden die Gesellschaftsanteile in den alleinigen Besitz der Familie Pernpointner zurückgeführt, 1967 ein benachbartes stillgelegtes Sägewerk erworben und 1970 ein Zweigwerk in Schärding gegründet. 1996 erfolgte der Neubau eines zweistöckigen Service-Centers mit insgesamt 3.600 m² Grundfläche. Die Spagl GmbH ist heute einer der führenden deutschen Hersteller von Bilderleisten und Bilderrahmen aus Holz.

Literatur

  • Ulrich Pietrusky, Donatus Moosauer: Der Bayerische Wald − im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak, Grafenau, 1985, ISBN 3-87553-228-7