Kapelle St. Anna (Eggenfelden)

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Die St.-Anna-Kapelle bei Eggenfelden.

Die St.-Anna-Kapelle ist eine Kaplle in Hanglage südlich der Stadtpfarrkirche von Eggenfelden. Es handelt sich dabei um eineb stark überhöhten, zweigeschossigen Rohziegelbau ohne Turm, bestehend aus zwei Kapellenräumen.

Bauwerk

Die St. Anna-Kapelle wurde im späten 15. Jahrhundert südlich der Pfarrkirche Kirche St. Nikolaus und Stephan von Eggenfelden auf der steilen Böschung zwischen dem Friedhof und der Stadtsiedlung errichtet. Zum Bauwerk der Kapelle ist auch der spätmittelalterliche, überdachte Treppenaufgang von der Stadt zum Friedhof zu zählen. Diese wird als Christophstiege bezeichnet.

Im Jahre 1560 wurde durch einen Sturm das Dach sowie der kleine Kirchenturm schwer beschäfigt. Auch beim Marktbrand Eggenfeldens von 1594 wurde die Unterkirche und die Westwand der Kirche in Mitleidenschaft gezogen. Dies dürfte der Auslöser gewesen sein die Innenwände mit neuen Malereien auszustatten. 1604 erhielt die Kapelle einen neuen Kirchturm, im Stil des Barocks mit Zwiebelhaube. Bei der späteren Regotisierung wurde dieser aber durch einen Spitzhelm wieder ersetzt und schließlich 1973 ganz entfernt.

In der St. Anna-Kapelle sind ursprünglich zwei Kirchen vereint, welche auch als eigene Kirchen auftraten. Es handelt sich somit um eine Doppelkapelle. Die Unterkirche war eine Christoph-Kirche, früher meist als Gruft bezeichnet. 1698 fand ein Umbau der Christoph-Kirche statt, im Anschluss wurde sie als Rastkapelle bezeichnet, im 19. Jahrhundert schließlich Josefskirche. Im Jahre 1892 wurde die Kapelle durch Pfarrer Raß zu einer Lourdesgrotte umgestaltet.

Die Oberkirche ist der hl. Anna geweiht. Sie diente einst hauptsächlich dem Totenkult. Sie wurde im Jahre 1803 profaniert. 1882 wurde im hohen Kapellenraum eine Zwischendecke eingezogen. Im Jahre 1945 diente die Anna-Kapelle als Schulraum, ansonsten aber als Abstellkammer. Im Jahre 1982 wurde die Kapelle restaueriert und die Zwischendecke wieder entfernt. Mit Abschluss des Restauration im Jahre 1988 wurde die Kapelle wieder als Gotteshaus geweit.

Im Gegensatz zur Lourdesrotte hat die St. Anna-Kapelle ihren spätgotischen Charakter behalten. Im Kircheninneren gibt es schmale Spitzbogenfenster und ein Netzgewölbe mit Rippenprofielen.

Secco-Wandmalereien

Im Jahre 1982 wurden bei der Restaurierung der Kapelle prunkvolle Secco-Malereien aus der Spätgotik und dem Frühbarock entdeckt. Die Freilegung der Wandmalereien dauerte bis 1988. Es wurden zwei übereinander liegende Malschichten entdeckt. Da im Rottal meist spätgotische Malereien vorliegen, wurde entschieden die obere Schicht aus dem Frühbarock hauptsächlich frei zu legen.

Die ältere Schicht der Malereien gehört der Landshuter Schule an und wird stilistisch auf 1515 bis 1520 datiert. Aus dieser Zeit sind die folgenden Malereien noch erhalten: die Darstellung der Himmelfahrt und Krönung Marias sowie die framgentarische Darstellung der hl. Sippe zwischen den beiden Südfenstern. Die Decke war dekorativ-vegetabil ausgemalt.

Die neuere, heute oberste Malschicht entstammt der Zeit der Gegenreformation. Es handelt sich bei dieser Groteskenmalerei um eine bürgerliche Stiftung von Stefan Höslwanger aus dem Jahre 1619. Sie zeigt an der gesamten Nordwand sozialpolemische Tendenzen gegen die damals evangelischen Grafen zu Ortenburg. Diese Ausmalung wurde wahrscheinlich nach der Rücknahme in den römisch-katholischen Kultus angebracht. Die Ortenburger Grafen werden darauf mit dem Gleichnis des „reichen Prassers“ nach Lukas 16, 19-31 gleichgesetzt. Die Darstellung ist durchzogen mit Jagd- und Küchenmotiven niederländischer Genremalerei, die aus Kalendarien von Stundenbüchern stammt. Diese Darstellung basiert auf einem Holzschnitt von Jörg Breu dem Jüngeren. Bei der Darstellung des Begräbnises des reichen Prassers wurden wiederum Stichfolgen nach Luca Signorelli (Orvieto) und Michelangelo (Sixtina, Jüngstes Gericht) verwendet.

Die Heiligen zwischen den Fenstern beziehen sich auf die Altarpatrozinien in der Pfarrkirche. Auf der Westseite der Kapelle findet sich die Darstellung des Letzten Gerichts sowie auf der Süfseite das Gastmahl des Herodes mit Herodias und Tochter Salome. Es ist allgemein festzustellen, dass sich der Maler hauptsächlich an Vorlagen orientierte und diese nicht selbst adaptierte.

Galerie

Weblinks

Literatur

  • Dr. Josef Haushofer: Eggenfelden - Pfarrkirche und Nebenkirchen. Peda-Kunstführer Nr. 550, Passau 2004, ISBN 3-89543-550-7.