Pestkapelle (Ragern)
Die Pestkapelle in Ragern ist ein Erinnerungszeichen an das "Große Sterben" während des Pestepidemien in Kößlarn. Als Schutzpatron dieser Zeit galt der Hl. Sebastian.
Inhaltsverzeichnis
Andenken
Die schlichte Pestkapelle in Ragern, wurde aus Dankbarkeit vor der Verschonung durch die Pestilenz errichtet. Sie ist auch den zwei Pestpatronen (hl. Sebastian und Rochus) geweiht. Einzelheiten über den Bau und die Gestalt sind nicht bekannt. Eigentümer dieser Pestkapelle war nach einem Hinweis in der Rechnung 1780 die Floriani- und Allerseelen Bruderschaft.
Sanierung
Durch die Unbilden der Witterung war die alte Kapelle stark beschädigt worden und musste 1779 ausgebessert werden. Die Bausubstanz wies bereits gravierende Mängel auf. Die baufällige Kapelle wurde mit 14 Läden verschlagen und mit roter Farbe und neun Pfund Leinöl gestrichen. Zum Eindecken der Kapelle benötigte man 700 Scharschindeln. Danach erfolgte eine Renovation der sechs Figuren durch die Malerin Anna Maria Vogl aus Kößlarn. Der Pest-Gottesacker wurde mit fünf Säulen aus Eichenholz umfriedet.
Pestpatrone
Im 19. Jahrhundert wurde die Holzkapelle abgerissen und stillos aus Stein erbaut. Bis in die Zeit um 1970 standen unter einem alten Kruzifix die zwei Pestpatrone, der hl. Sebastian und der hl. Rochus. In der Folgezeit hatte der neue Hausbesitzer in Ragern die Figuren nach Rotthalmünster verkauft. Sie waren allerdings Eigentum der Kirche. In einer inventarischen Beschreibung von 1699 heißt es: „1 kleines Bildnus St. Sebastiani, so von Bildthauer Arbeith - 1 St. Rochus Bildtnus in derley Form, beide versilbert.“
Von der früheren Altarausstattung ist heute einzig das alte Kruzifix (jetzt im Kirchenmuseum) erhalten. Dieses Kreuz aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wird fälschlicherweise als „Pestkreuz“ bezeichnet. Die Pestkapelle in Ragern bietet im Innern keine Erinnerungszeichen mehr an die schwere Zeit.
Hl. Sebastian
Am 20. Januar feiert die Kirche das Fest des heiligen Sebastian. Er ist im katholischen Altbayern als Pestpatron bekannt und verehrt. Fast jede Dorfkirche in Niederbayern zeigt entweder auf dem Haupt- oder Nebenaltar das Bildnis dieses von Pfeilen durchbohrten Heiligen. Von ihm nahm das Volk an, dass in Seuchenzeiten seine Fürbitte bei Gott besonders wirksam sei. Ein Nachklang aus der Pestzeit ist die noch alljährlich im Markt stattfindende Sebastiani-Pestprozession.
Literatur
- Gerold Zue: Die Kapelle in Ragern - ein Andenken an die Pest. In: Passauer Neue Presse vom 24. Januar 2009 (S. 25)