Keltendorf Gabreta

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Mit dem Setzen des ersten Eichenpfostens wurde der Bau des Keltendorfes eingeleitet.
Der vom Förderverein erbaute und finanzierte keltische Umgangstempel. (Foto: Peter)
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Der virtuelle Führer. (Foto: Peter)

Das Keltendorf Gabreta ist ein 1998 eröffneter, archäologischer Erlebnispark in der Nähe von Ringelai im Landkreis Freyung-Grafenau. Der Name Gabreta lässt sich auf die antike Bezeichnung des bayerisch/böhmischen Waldgebietes zurückführen. Im Keltendorf werden auch die jährlich wiederkehrenden keltischen Hauptfeste regelmäßig gefeiert.

An dem Gemeinschaftsprojekt beteiligt sind die Agentur für Arbeit, das bayerische Kultusministerium, das bayerische Sozialministerium, der europäische Sozialfond Interreg II, die Gemeinde Ringelai, der Förderverein Gabreta, die beruflichen Forschungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz), die Euregio sowie die Universität Passau.

„Urheber“ des Keltendorfes ist Paul Freund, dessen archäologische Funde zur Entstehung des Dorfes führten.

Geschichte

Ausschlaggebend für die Errichtung des keltischen Dorfes waren Funde des Bauern und Hobbyarchäologen Paul Freund aus Ringelai, der seit Jahrzehnten durch Ausgrabungen auf seinen Äckern zahlreiche Scherben und Steine, darunter auch Fundstücke aus keltischer Zeit zusammengetragen hat. Dieses zunächst belächelte Hobby brachte es mit sich, dass man unter den Scherben auch Relikte der späten Keltenzeit entdeckte. Seine Funde aus der Keltenzeit waren die ersten, die in der Region nördlich von Passau ans Tageslicht kamen. Bisher hat er über 30.000 Objekte in seiner Sammlung.

Das vorgeschichtliche Dorf enstand erst nach längeren Diskussionen. Nach Beteiligungen des bfz Passau, des bfz Vilshofen und der Universität Passau wurde 1996 der erste Grundstein in Gabreta gesetzt. Da ein derartiges Unterfangen große finanzielle Mittel erfordert, suchte man überregionale Geldgeber, die derartige Projekte fördern. Durch die Grenznähe zur Tschechischen Republik konnte man auf Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) zurückgreifen. Mit Unterstützung der Euregio wurde diese Unternehmung begonnen. Durch die bestehenden Kontakte der Universität Passau mit Dr. Günther Moosbauer, mit dem tschechischen Archäologen Dr. Jan Michalek konnte eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit aktiviert werden, die nach Fertigstellung in dauerhaften gemeinsamen Aktivitäten mündete.

1997 begann die Aufbauphase. Unter Beachtung der wissenschaftlichen Vorgaben wurde mit einfachen Werkzeugen, ohne weitere technische Hilfsmittel mit dem Bau begonnen. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch Prof. Dr. Helmut Bender. Als Arbeitskräfte stellte das Arbeitsamt Passau ca. 100 Langzeitarbeitslose durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zur Verfügung. Durch den sehr aktiven Förderverein konnte das Projekt deutlich positiv beeinflusst werden.

2004 wurde Paul Freund für sein Lebenswerk, die Hobby-Archäologie, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 2010 wurden Zäune für die Tierhaltung neu gebaut, zudem haben seither Shetland-Ponys und ein Island-Pony, Schafe und Mangalitza-Wollschweine auf „Gabreta“ eine neue Heimat gefunden. Seit 2010 werden außerdem virtuelle Museumsführer für die Besucher angeboten, die in Bild und Ton durch das Gelände führen.

2011 wurde in Gabreta zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Im ganzen Jubiläumsjahr waren zahlreiche Veranstaltungen im Keltendorf angesagt: Der keltische Jahreskreis wurde auf Gabreta mit den drei wichtigsten Keltenfesten Beltane am 16. und 17. April, Lugnasad mit Keltentagen am 30. und 31. Juli, und Samhain am 22. und 23. Oktober gefeiert. Keltengruppen aus ganz Europa waren dabei vertreten. Weitere Aktionen waren die Familientage am 6. März, 25. April, 13. Juni, 15. August und 3. Oktober. Keltenkinderfasching war am 7. März angesagt. „Kinderkeltenkrieger und Fürstinnen“ war das Motto am 17. Juli.

Im Oktober 2011 ging das Grubenhaus in Flammen auf. Nach dem Brand blieben nur noch Teile der Grundmauer aus Steinen zurück, es entstand rund 60.000 Euro Schaden.. Besucher hatten Feuer im Grubenhaus gemacht und die Funken entzündeten das Schilfdach des Gebäudes. Die verständigte Feuerwehr konnte den Brand zwar unter Kontrolle bringen, so dass angrenzende Gebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Da der Brandverlauf jedoch so schnell vonstatten ging, war das Keltenhaus selbst nicht mehr zu retten. Es musste mittels Bagger eingerissen werden, weil das Feuer sich immer wieder entzündete. 2012 wurde das Gebäude wieder aufgebaut.

Das Dorf besteht heute aus insgesamt sechs originalgetreuen Nachbauten keltischer Behausungen. Des Weiteren befinden sich auf dem Gelände Ackerflächen, eine Pferdekoppel und ein keltischer Backofen. Dem Besucher stehen zahlreiche Aktivitäten, wie beispielsweise Töpfern, Brotbacken oder Hausbau zur Verfügung, wodurch das Leben zur Zeit der Kelten erfahrbar gemacht wird.

Seit 2015 steht das Keltendorf für 299.000 € zum Verkauf. Mit knapp 26.000 Quadratmetern Grundfläche ist das Objekt in der Verkaufsanzeige im Internet angegeben.

Erweiterungen

Die zwei Krieger-Statuen und die Künstler. (Foto: Kleiner)

Statuen

Seit 17. Juni 2009 zeigen zwei mannshohe, keltische Krieger den Besuchern den Weg zum Keltendorf. Zweieinhalb Monate haben die Schüler der bfz-Zweigstelle Altötting zusammen mit ihrem Ausbildungsleiter Ludwig Röder an dem aufwendigem Projekt gearbeitet. Es galt aus Baufassadenplatten und einigen Tuben Farbe möglichst realistische Keltenkrieger entstehen zu lassen. Freihand wurden die Figuren nach einer Bildvorlage ausgeschnitten und mit Mörtel verputzt, anschließend konnte die Farbe und zuletzt noch eine Schicht Kunstharz zum Wetterschutz aufgetragen werden. Wenige Tage nach der Fertigstellung wurden die beiden Kämpfer nach Gabreta gebracht.

Umgangstempel

2009 und 2010 entstand ein Tempelbezirk keltischer Tradition. Dieser Tempel ist aus seiner Umgebung herausgehoben und es ist erkennbar, dass sich im Inneren ein „Umgang“ befindet – daher auch der Name „Umgangstempel“. Im Unterschied etwa zu einer Kirche oder einer Synagoge diente einst der Tempel nicht als Versammlungsraum, sondern war ein Haus der Gottheit und somit nur den Priestern zugänglich. Die öffentlichen Kulthandlungen spielten sich vor dem Tempel ab. Prof. Dr. Helmut Bender war der Initiator des Umgangstempels, der zum 10-jährigen Jubiläum des Dorfes 2011 eingeweiht wurde.

Heute sind bei einem solchen Bau vom sechs Meter Länge, acht Meter Breite und 8,50 Meter Höhe schon Statiken erforderlich, um die entsprechende Sicherheit für die Besucher zu garantieren. Daher wurde der Rohbau auch vorwiegend durch eine Zimmerei errichtet. Es entstand ein Tempelbezirk keltischer Tradition.

Bis hin in die Eisenzeit scheint der einheimische Kultus Westeuropas dem „heiligen“ Bezirk oder Hain gegenüber einer überdachten Kultanlage den Vorzug gegeben zu haben. Unter mediterranem Einfluss entwickelte sich in Süd- und Mittelfrankreich innerhalb von umfriedeten Heiligtümern eine Holzarchitektur, die auf Grund des Baubefundes überdacht waren. So bereichert der Umgangstempel „Gabreta“ mit einem Stück Geschichte und Tradition der Kelten, deren Leben und Verehrung.

Druidensteig

2014 soll es wieder eine Erweiterung geben. Keltendorf-Besitzer Rupert Kraft plant eine Art keltischen „Druidensteig“, der drei Eichen auf dem Gelände verbinden soll und etwa acht bis zehn Meter hoch werden soll. Zudem werden Aussichtsplattformen eingebaut.

Veranstaltungen

„Mord im Keltendorf“, 2009

Im Juni 2009 wurde das Freilichtspiel Mord im Keltendorf, das Thomas Köhl aus Perlesreut geschrieben hat und von Stefan Geis als Projektleiter des Archäologischen Erlebnisparks zeitgeschichtlich unterstützt wurde, mehrmals aufgeführt. Es ist eine Mischung mit geschichtlichen Erzählungen und den entsprechenden Handlungen der Darsteller auf der Bühne.

Im dem Stück geht es um den Krieg der Kelten unter dem Anfüher Vercingetorix gegen Cäsars römisches Reich. Auf ihrem Marsch zum Weltreich verwandeln römische Legionen das ferne Gallien in ein Meer von Blut. Selbst hier in Gabreta spürt der keltische Stamm der Boier den kalten Atem des aufziehenden Imperiums. 52 vor Christi richten sich alle Blicke auf Gaius Julius Cäsar.

„Mord in Gabreta“ wurde an zwei Spielorten im Keltendorf aufgeführt. Der erste Teil des Stückes spielte zwischen Herrenhaus, Stall und Weberei. Auf Höhe des Kräutergartens wurde eine Tribüne für 300 Zuschauer entstehen. Von dort aus konnte hautnah mit gefiebert werden. In der Pause wanderten die Zuschauer vorbei an der Töpferei zur Anhöhe auf dem Tempelberg, wo sich der zweite Teil des Stücks abspielte.

„Keltengold“, 2010

Neben den keltischen Hauptfesten waren die Aufführungen des Freilichtspiels „Keltengold“ am 17. bis zum 19. sowie vom 24. bis zum 26. Juni die Hauptattraktionen im Jahr 2010. Im Rahmen des Freilichtspiels, das 15 Jahre vor Christi Geburt spielt, richtet der römische Kaiser Augustus seinen Blick auf Rhein und Donau. Die Kelten mussten, trotz allen Kampfesmutes, die Flucht ergreifen und nahmen dabei auch ihr „Keltengold“ mit. Einige Frauen und Kinder schlagen sich bis nach Gabreta durch. Das „Keltengold“ wird hier in Sicherheit gebracht, doch das bleibt den Römern nicht verborgen. Der Kampf um das Gold und Gabreta ist nicht mehr aufzuhalten.

Gabreta-Cup

An diesem außergewöhnlichen Wettbewerb kann jeder teilnehmen. Mannschaften aus je fünf Teilnehmern, davon mindestens zwei Frauen, messen sich in den Disziplinen Seilziehen, Menschen „Huckepack“ tragen, Baumstammwerfen, Brettlaufen, Bogenschießen, Lanzenwerfen und Eierlaufen. Jeder Teilnehmer bekommt eine Keltenwurstsemmel zur Stärkung. Der 1. Preis ist ein Übernachtungswochenende im Keltendorf Gabreta und ein 30-Liter-Fass Gabreta-Bier Cervisia. Natürlich ist dieser Event am Keltenhügel bei Lichtenau ein Ereignis für die ganze Familie. Bei freiem Eintritt kann jeder kostenlos an den Aktionen wie Brotbacken, Schmieden oder Töpfern teilnehmen oder bei einem Becher Zaubertrank die Teilnehmer anfeuern.

Am 17. April 2010 ging beim „Tag der offenen Tür“ im Keltendorf der 2. Gabreta Cup über die Bühne.

Walpurgisnacht

Am 3. Mai 2014 wird im Keltendorf die Walpurgisnacht gefeiert. Die „Woidperchten“ aus Hauzenberg und die „Koishüttler Hexen“ aus Neuschönau werden dort ihr Unwesen treiben.

Siehe auch

Literatur

Weblinks