Kirche Maria Heimsuchung (Langwinkl)

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Die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung.

Die Kirche Maria Heimsuchung ist eine katholische Wallfahrtskirche in Langwinkl einen Kilometer südöstlich von Bayerbach. Die Kirche liegt auf einer Anhöhe an der Straße nach Kößlarn und ist weitum zu sehen.

Geschichte

Der Überlieferung nach fand der stumm geborene Schmiedesohn Johann Grienwald aus Salzburg 1629 ein Bildnis von Maria Heimsuchung auf dem Hügel bei Langwinkl. Daraufhin wollte er in Bayerbach ein Gehäuse dafür anfertigen lassen. Als er aber bei dem Zimmermann angekommen war, sah er eine Kopie des Gnadenbildes Maria Hilf in Passau. Das gab ihm Hoffnung auf Heilung von seiner Stummheit. Er pilgerte nun dreimal nach Maria Hilf, woraufhin er anfing einige Worte zu sprechen. Kurz darauf erschien ihm im Traum die Madonna und trug ihm auf ihr zu Ehren eine Kapelle in Langwinkl zu errichten. Dabei wurde er von dem Bayerbacher Hofmarksherrn Wilhelm Ehrnreich von Ezenberg unterstützt. Sein Vorhaben musste er zunächst jedoch aufgrund von Krieg und Pest bis 1639/1640 aufschieben. Dann entstand zunächst ein hölzerne Kapelle, für deren Bau Grienwald 50 Gulden gesammelt hatte.

Trotz Verbot durch den kurfürstlichen Pfleger von Griesbach und das Kloster Asbach fanden zahlreiche hilfesuchende Pilger nach Langwinkl. Das Wallfahrtsbild kam abhanden, doch durch Vermittlung des Hofmarksherrn fand sich 1643 ein neues Wallfahrtsbild. Schon 1644 begann der Bau einer größeren Kirche neben der Holzkapelle. Während der nahe Wallfahrtsort Kößlarn durch den Dreißigjährigen Krieg und die Pest fast unterging, überstand die Kapelle diese schwere Zeit unversehrt. So wurde Langwinkl nun von vielen Hilfesuchenden bevorzugt.

Am 19. Mai 1686 konnte die neue Kirche durch Weihbischof Johann Maximus Steiner geweiht werden. Die Wallfahrt blühte besonders in den Jahren 1644 bis 1772. Bis zum Abbruch wegen Baufälligkeit im Jahr 1958 stand neben der Wallfahrtskirche die schindelverkleidete Holzkapelle des Johann Grienwald. Ihre spätgotischen Schnitzfiguren und das barocke Mirakelbuch wurden von der Pfarrei Bayerbach in Sicherheit gebracht.

Kunst

Das Innere der Wallfahrtskirche

Die Kirche besitzt einen fünfgeschossigen Turm mit einer Zwiebelkuppe auf einem achteckigen Rumpf. Als Baumeister der Kirche wird meist aufgrund architektonischer Verwandtschaft mit der Klosterkirche von Kloster St. Salvator und dem Stadtturm von Vilshofen Bartholomeo Viscardi vermutet, gelegentlich wird auch Domenico Cristoforo Zuccalli genannt. Die Stuckierung erfolgte 1680 bis 1690. Wegen der Ähnlichkeit mit den Stuckarbeiten im Dom St. Stephan wird auf Giovanni Battista Carlone, Giovanni Pietro Camuzzi und Paolo d’Allio als Schöpfer geschlossen.

Die Fresken des Presbyteriums schuf vermutlich der Passauer Maler Carl Adam, der in der Wallfahrtskirche Gartlberg mit d’Aglio und Carlone zusammengearbeitet hatte. Das ovale Gemäldemedaillon im Chorgewölbe stellt auf originelle Weise vermutlich die Aufnahme der Seele Marias in den Himmel dar: Ein Engel erhebt ein Herz, aus dem ein Zweig mit einer weißen Rose wächst. In dieser Rose, nach der Gottvater greift, ist ein kleines Bild Marias.

Die halbrunden Bilder über den Chorgesimsen zeigen die Geburt und den Tod Marias. Das Deckenbild Maria Himmelfahrt, ein Ölgemälde, signierte Antonius Perdold 1693. Den marmornen Hochaltar und Chorschluss schuf Andrea Solari um 1685. Das Altarblatt aus dem Jahr 1870 stellt die Heimsuchung Marias dar, rechts und links stehen die Figuren von St. Leonhard und St. Antonius. Der rechte Seitenaltar stammt aus dem Jahr 1675 und umschließt ein Gemälde der hl. Anna selbdritt. Der linke Seitenaltar von 1730 zeigt die hl. Elisabeth mit dem kleinen Johannes dem Täufer.

Im Chorbogen befindet sich ein lebensgroßes Kruzifix um 1800. Das Gnadenbild „Unsere liebe Frau von Langwinkl“ ist nicht mit der Figur identisch, die Grienwald auf der Anhöhe von Langwinkl fand. Es war noch zu Lebzeiten des 1648 an der Pest verstorbenen Grienwald durch eine kleine italienische Marientafel ersetzt worden, die 1643 ein italienischer Kapuzinerpater der Kirche geschenkt hatte.

Mirakelbuch

Das Miracul Puech in unser lieben Frauen Gottshauß auf Lannckwinckhl zählt auf achtzig Seiten für die Zeit von 1639 bis 1772 265 Gebetserhörungen auf. Die Hilfesuchenden kamen vor allem aus den heutigen Gemeinden Bad Birnbach, Bad Griesbach im Rottal, Rotthalmünster und Tettenweis, vereinzelt auch aus dem Innviertel. Besonders Frauen und werdende Mütter suchten Hilfe bei der Gottesmutter. Auch zwölf Rachewunder an Gegnern der Wallfahrt, darunter zwei Pflegrichter von Schloss Griesbach und zwei Äbte von Kloster Asbach, werden erwähnt.

Literatur

  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Gottfried Schäffer, Gregor Peda: Wallfahrten im Passauer Land, Pannonia-Verlag Freilassing 1978, ISBN 3-7897-0069-X
  • Georg Lohmeier: Kunst-Kuren im Dreibäderland, Verlag Georg Lohmeier München 1987, ISBN 3-9801631-0-5
  • Susanne Hansen (Hg.): Die deutschen Wallfahrtsorte, Pattloch Verlag, Augsburg, 2. Aufl. 1991, ISBN 3-629-00005-3
  • Rudolf Vierlinger: Die Rott entlang, Verlag Rudolf Vierlinger, Simbach am Inn 2. Aufl. 1984, ISBN 3-921707-18-8
  • Hanns Weber: Rottaler Bäderdreieck, Verlag Schnell & Steiner München Zürich 1985, ISBN 3-7954-0495-9
  • Oswin Rutz: Das Land an Rott und Inn, Landkreis Passau, Kulturreferat, 2. Aufl. 2015, ISBN-13:978-3-939723-39-4

Weblinks