Kirche Maria Himmelfahrt (Vornbach)

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Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Vornbach (Gemeinde Neuhaus am Inn) ist die Pfarrkirche der Pfarrei Vornbach und ehemalige Klosterkirche von Kloster Vornbach.

Die doppeltürmige Westfassade

Baugeschichte

Die heutige barocke Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters wurde 1630 bis 1637 durch Abt Benedikt Hepauer unter Verwendung der romanischen, in der Zeit der Gotik erhöhten Umfassungsmauern und des gotischen Chores erbaut. Die Ausstattung erfolgte unter Abt Clarus Faßmann 1728 bis 1733 im Stil des Rokoko. Die romanischen Westtürme, die 1685 Kuppeln erhalten hatten, wurden unter Abt Benedikt Moser von 1766 bis 1770 um ein Geschoss erhöht und mit reichgegliederten Helmen bekrönt.

Die Kirche ist seit der Auflösung des Klosters durch die Säkularisation im Jahr 1803 Pfarrkirche. Im 19. Jahrhundert wurden der Wandstuck durch Ornamentmalerei und die Freskobilder durch Malereien von der Gründungslegende ersetzt. Bei der umfangreichen Restaurierung durch das Landbauamt Passau 1956 bis 1968 wurden diese Veränderungen wieder beseitigt.

Architektur

Äußeres

Die 1770 entstandene Westfassade besteht aus dreigeschossigen Doppeltürmen auf romanischem Kern. Da die zwei pilasterbesetzten Türme mit ihren Kupferhelmen nicht ausspringen und die Weite des Mittelfeldes dem der Türme entspricht, wirkt dieser Bauteil ungewöhnlich schmal. Als ihr Schöpfer wird meist der Passauer Domkapitelbaumeister Johann Michael Schneitmann vermutet. Das Hauptportal von 1766 verwendet das Flachrelief des romanischen Tympanons wieder.

Die Wände der Kirche werden nur durch die unterschiedlichen Fensterzonen gegliedert. In der Mitte der Nordseite befindet sich ein Spätrenaissanceportal von 1630 mit den Wappen des Klosters und des Abtes Benedikt Hepauer im Dreiecksgiebel.

Inneres

Innenraum der Kirche

Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 54 Meter, die des Langhauses 32 Meter, die des Chores rund 16 Meter. Die Breite des Chores beträgt 9,10 Meter, die des Hauptschiffes 12,70 Meter, bei Hinzurechnung der Seitenkapellen 20,70 Meter.

Der frühbarocke Umbau der dreischiffigen Basilika in einen strebepfeilerlosen und von schweren Gewölben belasteten einschiffigen Raum auf der mittelalterlichen Sockelzone 1630 bis 1637 ist das Werk eines unbekannten Baumeisters, möglicherweise Isaak Baders oder Hans Krumpners. Wegen der problematischen Statik wurden bei der Renovierung 1956 bis 1968 die Kirchenwände durch Stahlbetonanker und Zugbänder verklammert.

Dank dem breiten Lichteinstrom ist das Innere sehr hell. Das Langhaus begleiten fünf Seitenkapellen. Über der Kapellenzone verlaufen auf beiden Seiten Oratoriengänge.

Stuckierung und Fresken

Die Stuckarbeiten besorgte von 1728 bis 1733 Franz Ignaz Holzinger. Sein Bandwerkdekor überspinnt filigranartig Gewölbe, Nischen und Fensterleibungen

Der Freskomaler ist Innozenz Anton Warathy. Er war ebenfalls ab 1728 in der Kirche beschäftigt. Seine Themen fügen sich zu einem Zyklus um die Kirchenpatronin Maria zusammen. Im Langhaus finden sich von hinten nach vorne:

  1. Judith wird mit dem Haupt des Holofernes festlich empfangen, darüber Maria als Immaculata.
  2. Anna opfert ihren Sohn Samuel vor dem Hohepriester Heli (hier Signatur des Künstlers), darüber erflehen Joachim und Anna die Geburt Marias, die von Engeln getragen wird.
  3. Esther vor Ahasver, darüber kniet Maria vor Christus und empfiehlt die benediktinische Ordensfamilie.

An den Seitenwänden zwischen den Fenstern befinden sich jeweils fünf Malereien, welche die Kindheitsgeschichte Jesu mit Maria und Josef zum Thema haben. Das Chorfresko stellt den Sturz Luzifers dar, die sechs Bilder an den Chorwänden zeigen Szenen aus dem Leben Mariens.

Ausstattung

Altäre und Kanzel sind vermutlich ebenfalls Werke von Holzinger. Der Hochaltar aus Stuckmarmor ist mit der Jahreszahl 1730 datiert. Die Seitenfiguren stellen Benedikt und Martin dar, das Altargemälde Mariens Himmelfahrt malte Bartolomeo Altomonte. Im Aufzug erscheinen die Figuren der drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.

Die barocke Orgel – Foto: pr

Der nördliche (linke) Chorbogenaltar enthält das Gemälde „St. Benedikt erweckt einen beim Bau von Montecassino verunglückten Arbeiter wieder zum Leben“ von Joseph Bergler dem Jüngeren (1794), flankiert von Engelsfiguren. Der rechte (südliche) Chorbogenaltar enthält Berglers Gemälde „der Tod des hl. Josef“ aus demselben Jahr.

An beiden Seiten des Langhauses befinden sich fünf Kapellen, die zwischen Rund- und Rechtecknischen abwechseln. Die hinterste Kapelle der Nordseite enthält das einstige Gnadenbild der Wallfahrtskapelle „Maria am Sand“, die südlich vor dem Kloster stand und 1831 abgerissen wurde. Es handelt sich um eine sitzende Marienfigur mit lebhaft bewegtem Kind um 1475. In der dritten Kapelle der Südseite steht ein reich ornamentierter romanischer Taufstein um 1180 mit Deckel von Leopold Hafner von 1965. An der Rückwand befindet sich in eine Rokoko-Kartusche eingefügt ein Ölbild von Michelangelo Unterberger „Taufe Christi“, um 1730.

Die beiden Stuckgruppen in der westlichen Vorhalle, Kruzifix und Ölberggruppe, standen ursprünglich ebenfalls in Seitenkapellen.

Egedacher-Orgel

Auf der Rückseite erhebt sich über der Doppelempore mit reichem Schnitzgitter die original erhaltene Barockorgel von Johann Ignaz Egedacher aus Passau in siebenteiligem, 1732 datiertem Gehäuse. Trotz mehrerer Reparaturen und Umbaupläne überstand sie die Jahrhunderte unverändert und ist heute im katholischen Bereich in ihrer Art eine Rarität.

Die historische Orgel war für 375 000 Euro mühevoll restauriert worden, im Jahr 2009 wurde das Instrument wieder eingeweiht. 2010 durfte die „Egedacherin“ ihr ganzes Können zeigen beim Orgelwochenende am 25. und 26. September unter dem klangvollen Titel „Concerti di organo“.

Damit das Instrument langfristig würdig genutzt wird, gründete sich am 25. September 2010 um 16 Uhr im Gasthaus Resch ein Verein, der allen Interessierten offen steht.

Literatur