Kirche St. Ägidius (Passau)

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Die profanierte Kirche St. Ägidius in Passau.
Der Wappenschild des Grafen von Herberstein.

Die Kirche St. Ägidius (auch Kirche St. Egid) ist eine ehemalige Kirche sowie teilweise auch ein Leprosenhaus bzw. Armenspital in der Rosenau in Passau. Es befindet sich zwischen Innstadt Park & Ride und Innufer auf dem Gelände des ehemaligen Römerkastells Boiodurum und stammt ursprünglich aus der Zeit vor 1250. In der heutigen Form errichtet wurde das Gebäude aber um 1575.

Geschichte

In der Römerzeit befand sich hier, innerhalb des Römerkastells Boiodurum, ein Siechenhaus. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle dann ein Leprosenhaus nebst Kapelle zu Ehren des Nothelfers St. Ägidius erbaut. Es wurde gestiftet von dem Chorherrn Sigward von Stockstall und Pfarrer Heinrich von St. Paul; die Stiftung wurde 1161 von Bischof Konrad bestätigt. Das Leprosenhaus mit angeschlossenem Spital war damit eine der ältesten sozialen Einrichtungen der Stadt. Ursprünglich für die Aussätzigen (Leprosen) der Kreuzzüge gedacht, flossen dieser Anstalt im Mittelalter reichlich Spenden, Mautfreiheiten und Grundbesitz zu. Etwa um 1326 hat die Stiftung ihren Charakter als Leprosenheim in den eines Armenspitals geändert („Armenspital zum hl. Egid“).

Nach 1631 schenkte Fürstbischof Leopold Wilhelm Erzherzog von Österreich das Grundstück den Jesuiten, die hier Gärten anlegten und bis 1773 mit Studenten Sommerseminare unterhielten. Domdekan Johann Georg von Herberstein baute das Spital 1637 auf der gegenüberliegenden Straßenseite neu, wie ein Steinwappen verkündet – dieses befindet sich heute im Jesuitenschlößl. An der Südseite der Kirche ist das Wappen des 1580 gestorbenen Domdekans Bernhard Schwarz in ein Relief eingemauert.

Nach der Säkularisation im Jahr 1803 wurde die Kirche verkauft und in ein Privathaus verwandelt. Auch wenn bis heute die äußere Form des Gebäudes immer noch deutlich an ein Gotteshaus erinnert, wurde die markanteste Änderung doch bei diesem Umbau, der etwa um das Jahr 1815 erfolgte, vorgenommen: der Einbau von Fenstern. Im Inneren wurden zwei Decken eingezogen, die den Kirchenraum in drei Stockwerke mit je zwei Zimmern auf 180 m² Nutzfläche unterteilen.

Im Sommer 2007 wurde sie von einem privaten Käufer aus dem Landkreis Passau erworben, der sie nach dem nötigen aufwendigen Umbau als Wohnhaus nutzt. Zum Haus gehört auch ein 400 m² großes Grundstück.

Archäologische Bedeutung

Die Kirche grenzt an ein „archäologisches Reservat“ an: Der davorliegende Park+Ride-Parkplatz wurde 1991 von der Stadt gekauft, um das darunterliegende Kastellgebiet zu sichern. Im Winter 2007 wurden im Boden in und um dem einstigen Kirchengebäude Grabungen von der Stadtarchäologie Passau durchgeführt, im Rahmen derer alte Skelette freigelegt worden sind. Die Funde reichen viele Jahrhunderte zurück; bis zu zwölf Bestattungsschichten liegen im Boden. Einige der Gebeine stammen noch aus der Römerzeit, andere könnten auch von Kreuzzügen heimgekehrte Männer sein.

Freigelegt wurde ein Graben aus römischer Zeit: Es kamen Hüttenlehm mit Keramikfunden und auch Knochenüberreste eines alten Bajuwaren aus dem 7. Jahrhundert zu Tage. Die jetzt freigelegten Knochen sind weit jüngeren Datums, wohl aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Um die Statik nicht zu gefährden, konnte man jedoch nicht in alle Bestattungsschichten vordringen. Zuvor war hier bereits 1989 schon einmal gegraben worden.

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Literatur